Definition und Terminologie von Zytostatika
Zytostatika sind Medikamente, die die Zellteilung und Proliferation hemmen oder verhindern, wodurch das Zellwachstum verlangsamt oder gestoppt wird. Sie sind der zentrale Bestandteil der Chemotherapie (CTX), die in der Onkologie zur Behandlung von Tumorerkrankungen eingesetzt wird. Der Begriff Tumortherapeutika wird teils synonym, teils zur Abgrenzung für zielgerichtete Therapien verwendet.
Allgemeine Nebenwirkungen (UAW)
Die Wirkung von Zytostatika richtet sich gegen alle schnell teilenden Zellen, was zu typischen Nebenwirkungen führt. Zu den häufigsten UAW gehören:
- Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue-Syndrom)
- Übelkeit und Erbrechen
- Haarausfall (Effluvium)
- Schleimhautschäden (Mukositis, Stomatitis)
- Knochenmarksuppression mit Folgen wie Anämie und Panzytopenie
Einteilung und Wirkmechanismen
Zytostatika werden basierend auf ihrer chemischen Struktur und ihrem Wirkmechanismus in verschiedene Gruppen eingeteilt.
Konventionelle Zytostatika
Dies sind die klassischen Substanzen der Chemotherapie, die unspezifisch auf den Zellzyklus wirken.
- Alkylanzien: Diese Substanzen führen durch kovalente Bindung an die DNA zu Strangbrüchen und Quervernetzungen, was die Replikation hemmt.
- Cyclophosphamid: Indiziert bei Leukämien, Lymphomen und soliden Tumoren. Eine typische Nebenwirkung ist die hämorrhagische Zystitis, deren Prophylaxe durch die gleichzeitige Gabe von Mesna erfolgt.
- Platinverbindungen (z.B. Cisplatin): Eingesetzt bei Hoden-, Ovarial- und Bronchialkarzinomen. Wichtige Nebenwirkungen sind starke Nephrotoxizität (oft dosislimitierend), periphere Neuropathien und eine irreversible Ototoxizität.
- Antimetaboliten: Diese Substanzen stören als falsche Bausteine die Synthese von DNA und RNA.
- Methotrexat (MTX): Als Folsäure-Analogon hemmt es die Dihydrofolat-Reduktase (DHFR) und stört die Purin-Synthese. Es wird niedrig dosiert bei Autoimmunerkrankungen und hochdosiert in der Krebstherapie eingesetzt. Schwere Toxizitäten wie Mukositis und Knochenmarksdepression können durch die Gabe des Antidots Folinsäure ("Leucovorin-Rescue") antagonisiert werden.
- 5-Fluorouracil (5-FU): Als Pyrimidin-Analogon hemmt es die Thymidin-Synthase. Es ist ein Schlüsselmedikament bei kolorektalen Karzinomen. Eine häufige Nebenwirkung ist das Hand-Fuß-Syndrom. Vor Therapiebeginn wird ein Test auf DPD-Mangel empfohlen.
- Topoisomerase-Hemmer: Sie blockieren Enzyme, die für die Entwindung der DNA notwendig sind.
- Zytostatische Antibiotika (z.B. Doxorubicin): Wirken durch DNA-Interkalation. Eine bedeutende und kumulative Nebenwirkung ist die Kardiotoxizität, die zu Kardiomyopathien und Herzinsuffizienz führen kann.
- Mitosehemmstoffe (z.B. Vinca-Alkaloide, Taxane): Sie stören die Funktion der Mikrotubuli und hemmen so die Zellteilung (Mitose).
Zielgerichtete Tumortherapeutika (Targeted-Therapy)
Diese modernen Medikamente richten sich gezielt gegen spezifische Moleküle, die für das Tumorwachstum entscheidend sind.
- Large Molecules (Biologika): Hierzu zählen monoklonale Antikörper, die intravenös verabreicht werden.
- Trastuzumab: Ein monoklonaler Antikörper gegen den HER2/neu-Rezeptor, der bei HER2-positivem Mammakarzinom eingesetzt wird. Eine wichtige Nebenwirkung ist die Kardiotoxizität mit der Gefahr einer Herzinsuffizienz.
- Bevacizumab: Richtet sich gegen den Wachstumsfaktor VEGF und hemmt so die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) im Tumor.
- Small Molecules: Kleine Moleküle, die oft oral eingenommen werden können und in die Zelle eindringen, um dort Signalwege zu blockieren (z.B. Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Imatinib).