Hypervolämie: Ursachen, Symptome und Therapie der Volumenüberladung
Die Hypervolämie, auch als Überwässerung oder Volumenüberladung bezeichnet, ist eine Störung des Wasserhaushalts, die durch ein erhöhtes Volumen der Extrazellularflüssigkeit, insbesondere des Blutplasmas, gekennzeichnet ist. Dieser Zustand kann durch verschiedene Grunderkrankungen verursacht werden und führt zu charakteristischen klinischen Symptomen.
Pathophysiologie und Ursachen der Hypervolämie
Eine Volumenüberladung entsteht, wenn die Flüssigkeitsaufnahme die Ausscheidungskapazität des Körpers übersteigt. Die häufigsten Ursachen sind mit einer beeinträchtigten Nierenfunktion oder einer gestörten hormonellen Regulation verbunden.
- Herzinsuffizienz: Eine verminderte Pumpleistung des Herzens führt zu einer reduzierten Nierendurchblutung und aktiviert das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), was zu einer verstärkten Natrium- und Wasserretention führt.
- Niereninsuffizienz: Bei akuter oder chronischer Nierenschwäche ist die Fähigkeit zur Ausscheidung von Wasser und Salzen stark eingeschränkt, was zwangsläufig zu einer Volumenexpansion führt.
- Leberzirrhose: Eine fortgeschrittene Lebererkrankung kann zu einem Abfall des onkotischen Drucks (durch Albuminmangel) und zu portalem Hochdruck führen, was die Flüssigkeitsansammlung im Körper (Aszites, Ödeme) begünstigt.
- Iatrogene Ursachen: Eine übermäßige intravenöse Flüssigkeitszufuhr, insbesondere mit isotonen oder hypertonen Lösungen, kann schnell zu einer iatrogenen Hypervolämie führen.
Klinische Symptome und Diagnostik
Die klinischen Anzeichen einer Hypervolämie resultieren aus dem erhöhten hydrostatischen Druck im Gefäßsystem und der daraus folgenden Flüssigkeitsverschiebung in das Interstitium.
- Ödeme: Periphere, eindrückbare Ödeme, insbesondere an den abhängigen Körperpartien (Beine, Sakralregion), sind ein klassisches Zeichen.
- Lungenödem: Das Lungenödem ist die gefährlichste Komplikation der Hypervolämie. Es äußert sich durch Dyspnoe (Atemnot), Orthopnoe, feuchte Rasselgeräusche bei der Auskultation und Husten mit schaumigem Auswurf.
- Gestaute Halsvenen: Ein erhöhter zentraler Venendruck (ZVD) manifestiert sich durch deutlich sichtbare, gestaute Halsvenen.
- Gewichtszunahme: Eine schnelle und unerklärliche Gewichtszunahme ist oft das erste Anzeichen einer Flüssigkeitsretention.
- Hypertonie: Das erhöhte Blutvolumen kann zu einem Anstieg des Blutdrucks führen.
Die Diagnose wird klinisch gestellt und durch Laboruntersuchungen (z.B. Elektrolyte, Nierenwerte, BNP) sowie bildgebende Verfahren (z.B. Röntgen-Thorax zum Nachweis eines Lungenödems, Echokardiographie zur Beurteilung der Herzfunktion) gestützt.
Therapeutische Maßnahmen
Die Behandlung der Hypervolämie zielt darauf ab, das überschüssige Volumen zu eliminieren und die zugrundeliegende Ursache zu therapieren.
- Flüssigkeits- und Salzrestriktion: Die wichtigste Basismaßnahme ist die strikte Begrenzung der Zufuhr von Flüssigkeit und Natrium.
- Diuretische Therapie: Schleifendiuretika (z.B. Furosemid) sind die Medikamente der ersten Wahl zur schnellen und effektiven Ausscheidung von Natrium und Wasser. Die Dosis wird an das klinische Ansprechen und die Nierenfunktion angepasst. Thiaziddiuretika können ergänzend eingesetzt werden.
- Behandlung der Grunderkrankung: Die Optimierung der Therapie einer Herzinsuffizienz, die Behandlung der Nierenerkrankung oder die Therapie der Leberzirrhose ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.
- Nierenersatzverfahren: Bei schwerer, diuretikaresistenter Hypervolämie, insbesondere im Rahmen einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz, kann eine Dialyse (Hämodialyse) zur Entfernung der überschüssigen Flüssigkeit notwendig werden.