Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE)
VRE Mindmap für Medizinstudium & Ärzte. Essentielles zu Epidemiologie, Klinik, Resistenz & Therapie. Optimale Prüfungsvorbereitung auf das Wichtigste.
Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE)
Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) sind Bakterien, die eine erhebliche Herausforderung im klinischen Alltag darstellen, insbesondere bei immungeschwächten Patienten. Sie sind Teil der normalen Darmflora, können aber unter bestimmten Umständen zu schwer behandelbaren, opportunistischen Infektionen führen.
Grundlagen
Bei VRE handelt es sich meist um den Erreger Enterococcus faecium. Diese Bakterien gehören zur physiologischen Darmflora des Menschen. Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem oder nach langen Krankenhausaufenthalten können sie jedoch pathogen werden und schwere nosokomiale Infektionen auslösen.
Resistenzmechanismen
Die Resistenz von VRE gegen das Glykopeptid-Antibiotikum Vancomycin basiert auf einer genetischen Veränderung. Die häufigsten dafür verantwortlichen Resistenzgene sind vanA und vanB. Diese Gene führen zu einem Aminosäureaustausch in der Peptidoglycanseitenkette der bakteriellen Zellwand. Diese Modifikation verändert die Zielstruktur, an die Vancomycin normalerweise bindet, und verhindert so dessen antibakterielle Wirkung.
Klinische Bedeutung
Die Prävalenz von VRE im deutschen Gesundheitssystem nimmt zu, was die klinische Relevanz erhöht. VRE sind häufige Auslöser für nosokomiale Infektionen, die aufgrund der eingeschränkten Behandlungsoptionen problematisch sind.
- Wundinfektionen: Insbesondere nach operativen Eingriffen.
- Harnwegsinfektionen (HWI): Oft in Verbindung mit Blasenkathetern.
- Blutstrominfektionen: Können zu Bakteriämie und Sepsis führen, was mit einer deutlich erhöhten Mortalität verbunden ist.
Ein Nachweis von VRE in den Atemwegen deutet meist auf eine Kolonisation und nicht auf eine aktive Infektion hin.
Diagnostik
Die Diagnose einer VRE-Infektion oder -Kolonisation erfolgt durch:
- Mikrobiologische Kulturen aus relevanten Proben (z.B. Wundabstriche, Urin, Blutkulturen).
- Resistenztestungen zur Bestätigung der Vancomycin-Resistenz.
- Screening-Untersuchungen (z.B. Rektalabstriche) bei Risikopatienten zur frühzeitigen Erkennung und Einleitung von Hygienemaßnahmen.
- Ein effektives Ausbruchsmanagement bei gehäuftem Auftreten.
Hygienemaßnahmen (nach KRINKO)
Zur Verhinderung der Übertragung von VRE sind strikte Hygienemaßnahmen unerlässlich:
- Unterbringung im Einzelzimmer oder Kohortenisolierung von Patienten mit VRE-Nachweis.
- Tragen von Schutzkleidung (Kittel, Handschuhe) bei allen patientennahen Tätigkeiten.
- Konsequente Händehygiene vor und nach jedem Patientenkontakt.
- Gezielte Desinfektion von patientennahen Flächen und Gegenständen.
Therapie
Die Behandlung von VRE-Infektionen ist anspruchsvoll. Bei Stämmen mit vanB-Resistenzgen kann Teicoplanin eine Option sein. In den meisten Fällen müssen jedoch Reserveantibiotika eingesetzt werden:
- Linezolid: Besitzt ein breites Anwendungsspektrum bei VRE-Infektionen.
- Daptomycin: Wird vor allem bei schweren Weichteilinfektionen und Bakteriämien eingesetzt.
- Tigecyclin: Verfügt ebenfalls über ein breites Wirkspektrum gegen VRE.
Prävention und klinische Relevanz
Die Prävention stützt sich auf einen rationalen Antibiotikaeinsatz (Antibiotic Stewardship), konsequente Hygienemaßnahmen und das Screening von Risikopatienten. VRE werden über das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS) überwacht. Ein gehäuftes Auftreten ist meldepflichtig. Besonderes Augenmerk liegt auf Risikobereichen wie Intensivstationen und der Hämatologie/Onkologie. VRE-Infektionen führen oft zu verlängerten Krankenhausaufenthalten und verursachen dadurch erhebliche Kosten im Gesundheitssystem.