🟡 Vitalwerte
Vitalwerte Mindmap: Prüfungswissen für Medizinstudium & Ärzte. Das Wichtigste kompakt für effiziente Prüfungsvorbereitung relevanter Messwerte.
Bewusstsein (Vigilanz)
Das Bewusstsein, auch als Vigilanz oder Wachheit bezeichnet, ist ein zentraler Vitalparameter. Es beschreibt den Grad der Ansprechbarkeit eines Patienten und wird von der Orientierung unterschieden.
Bestimmung nach dem AVPU-Schema
Zur schnellen klinischen Einschätzung des Bewusstseinszustandes, insbesondere in der Notfallmedizin, wird häufig das AVPU-Schema verwendet. Es kategorisiert die Reaktion des Patienten auf verschiedene Reize:
- A (Alert): Der Patient ist wach, ansprechbar und orientiert.
- V (Verbal/Voice): Der Patient reagiert nur auf laute, verbale Ansprache.
- P (Pain): Der Patient zeigt nur auf einen gezielten Schmerzreiz eine Reaktion.
- U (Unresponsive): Der Patient ist bewusstlos und reagiert auf keinerlei Reize.
Eine detailliertere und quantitative Beurteilung erfolgt mittels der Glasgow Coma Scale (GCS).
Atemfrequenz (AF)
Die Atemfrequenz gibt die Anzahl der Atemzüge pro Minute an und ist das primäre Vitalzeichen zur Beurteilung der Atmung. Die Messung sollte unbemerkt am abgelenkten Patienten erfolgen, idealerweise durch Auskultation.
Referenz- und pathologische Werte
- Normopnoe: Eine normale, physiologische Atemfrequenz bei Erwachsenen liegt in Ruhe bei etwa 8–12 bis 20 Atemzügen pro Minute.
- Tachypnoe: Eine pathologisch beschleunigte Atmung mit ≥ 20 Atemzügen/min. Werte von über 35/min deuten auf eine drohende akute respiratorische Insuffizienz hin.
- Bradypnoe: Eine pathologisch verlangsamte Atmung mit < 8–12 Atemzügen/min. Typische Ursachen sind Intoxikationen mit Opioiden, Benzodiazepinen oder Hypnotika.
Herzfrequenz (HF)
Die Herzfrequenz (HF) misst die Anzahl der Ventrikelkontraktionen pro Minute. Der Normbereich für Erwachsene, die sogenannte Normofrequenz, liegt zwischen 50 und 100 Schlägen pro Minute.
Bradykardie (verlangsamter Herzschlag)
Eine Bradykardie liegt bei einer Herzfrequenz von unter 50–60 Schlägen pro Minute vor. Während dies bei Leistungssportlern physiologisch sein kann, ist es klinisch oft ein Warnsignal.
Ursachen und Symptome
Häufige Ursachen sind kardiale Ischämien (z.B. bei Myokardinfarkt), Hypothyreose, Erregungsleitungsstörungen (z.B. AV-Block) oder die Einnahme von Medikamenten wie Betablockern. Symptome entstehen durch zerebrale Minderperfusion und umfassen Schwindel und Synkopen (kurzzeitiger Bewusstseinsverlust).
Therapie der instabilen Bradykardie
In einer Notfallsituation mit instabiler Bradykardie (z.B. mit Hypotonie oder Bewusstseinsstörung) sind folgende Maßnahmen entscheidend:
- Basismaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.-Zugang, Monitoring inkl. 12-Kanal-EKG.
- Medikamentöse Therapie: Das Mittel der ersten Wahl ist Atropin (0,5–1 mg i.v.). Bei unzureichender Wirkung können Katecholamine (Adrenalin) oder eine transkutane Schrittmachertherapie notwendig werden.
Blutdruck (RR)
Der Blutdruck ist der Druck, den das Blut auf die Gefäßwände der Arterien ausübt. Er wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben. Der optimale Blutdruckbereich für Erwachsene liegt systolisch bei 100–140 mmHg und diastolisch bei 60–90 mmHg.
Pathologische Befunde und ihre Bedeutung
- Blutdruckdifferenz: Eine Seitendifferenz zwischen beiden Armen von > 15–20 mmHg ist hochgradig suspekt und kann auf eine Aortenstenose, eine Aortendissektion oder eine Stenose der Arteria subclavia hinweisen.
- Erhöhte Blutdruckamplitude: Eine große Differenz zwischen systolischem und diastolischem Wert ist ein klassisches Zeichen für eine Aortenklappeninsuffizienz.
Fehlerquellen bei der Messung
Die korrekte Messung nach Riva-Rocci ist essenziell. Häufige Fehler, die zu falsch hohen Werten führen, sind eine zu schmale Manschette im Verhältnis zum Oberarmumfang oder die Messung bei Anspannung. Eine "auskultatorische Lücke" kann zu fälschlich niedrigen systolischen Werten führen, weshalb die Manschette immer ausreichend hoch (ca. 20 mmHg über dem erloschenen Radialispuls) aufgepumpt werden muss.
Körpertemperatur
Die Körperkerntemperatur wird im klinischen Alltag als wichtiger Vitalparameter überwacht. Die Messung kann rektal, oral, axillär, aurikulär (im Ohr) oder invasiv erfolgen.
Normwerte und Abweichungen
- Normothermie: Die normale Körpertemperatur liegt zwischen 36,4 °C und 37,2 °C.
- Fieber (Pyrexie): Eine Erhöhung der Körpertemperatur durch eine Sollwertverstellung im Hypothalamus, meist als Reaktion auf eine Entzündung. Man unterscheidet subfebrile Temperaturen (37,1–37,9 °C), mäßiges und hohes Fieber.
- Hyperthermie: Eine Erhöhung der Körpertemperatur ohne Sollwertverstellung, z.B. durch Hitzschlag oder eine maligne Hyperthermie. Im Gegensatz zum Fieber sind hier Antipyretika (fiebersenkende Mittel) wirkungslos.
- Hypothermie: Ein Absinken der Körperkerntemperatur auf ≤ 36 °C. Im EKG können charakteristische Osborn-Wellen (J-Wellen) sichtbar werden.
Sauerstoffsättigung (sO2)
Die Sauerstoffsättigung gibt den prozentualen Anteil des mit Sauerstoff beladenen Hämoglobins am Gesamthämoglobin an. Sie ist ein Maß für die Effektivität der Sauerstoffaufnahme in der Lunge.
Messung und Referenzwerte
- SpO2: Pulsoxymetrisch gemessene Sättigung, die in der Regel der arteriellen Sättigung entspricht.
- SaO2: In einer arteriellen Blutgasanalyse (BGA) exakt gemessene arterielle Sättigung.
- Referenzbereich: Die arterielle Sauerstoffsättigung sollte bei gesunden Personen bei Raumluft zwischen 94 % und 97 % liegen.
Schmerzintensität
Die Schmerzintensität wird heute oft als "fünfter Vitalparameter" bezeichnet. Da Schmerz eine subjektive Empfindung ist, wird zur Objektivierung und Verlaufsbeurteilung eine Schmerzskala (z.B. die Numerische Rating-Skala, NRS 0-10) verwendet.