🟠 Vagusmanöver, Valsalva-Manöver, Carotis-Sinus-Massage, Tauchreflex, 🔵 Augendruckversuch
Vagusmanöver, Valsalva, Carotis-Sinus-Massage: MindMap für Medizinstudium & Ärzte. Herzrhythmusstörungen, SVT, autonome Regulation. Prüfungswissen kompakt.
Vagusmanöver: Nicht-invasive Therapie bei Tachykardien
Vagusmanöver sind eine Gruppe von Techniken, die zur Stimulation des Nervus vagus eingesetzt werden. Ihr primäres Ziel ist die diagnostische Einordnung oder die Beendigung bestimmter Herzrhythmusstörungen, insbesondere von supraventrikulären Tachykardien (SVT).
Wirkmechanismus und Anwendung
Die Stimulation des Vagusnervs aktiviert das parasympathische Nervensystem. Dies führt zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz und einer Hemmung der Erregungsleitung am AV-Knoten. Aufgrund dieses Effekts sind Vagusmanöver oft die erste Maßnahme bei hämodynamisch stabilen Patienten mit einer supraventrikulären Tachykardie. Die Erfolgsrate zur Terminierung einer SVT liegt bei etwa 20-40 %. Bei Misserfolg wird in der Regel eine medikamentöse Therapie oder eine elektrische Kardioversion eingeleitet.
Spezifische Vagusmanöver
Zu den etablierten Vagusmanövern gehören verschiedene Techniken, die von Patienten nach Anleitung auch selbst durchgeführt werden können:
- Valsalva-Manöver: Hierbei wird für 10-30 Sekunden eine forcierte Ausatmung gegen einen Widerstand durchgeführt, zum Beispiel durch starkes Pressen bei geschlossener Stimmritze (ähnlich dem Stuhlgang) oder durch kräftiges Blasen in eine 10-ml-Spritze.
- Carotis-Sinus-Massage: Dieses Manöver beinhaltet eine vorsichtige, 5-10 Sekunden dauernde Massage der Halsschlagader. Es darf nur einseitig und unter ärztlicher Aufsicht nach dem Ausschluss von Carotisstenosen erfolgen, um das Risiko neurologischer Komplikationen zu minimieren.
- Tauchreflex (Diving Reflex): Das Eintauchen des Gesichts in kaltes Wasser für einige Sekunden oder das Auflegen eines eiskalten, nassen Tuchs auf das Gesicht löst diesen Reflex aus.
- Augendruckversuch (Aschner-Donders-Versuch): Mäßiger Druck auf die geschlossenen Augen. Dieses Manöver wird heute wegen des Risikos einer Netzhautablösung nur noch selten empfohlen.
- Weitere Manöver: Auch starkes Husten, das Auslösen eines Würgereflexes oder das schnelle Trinken von kaltem Wasser können den Vagusnerv reizen.
Sicherheit und klinische Bedeutung
Vagusmanöver sind eine einfache, nicht-invasive und kostengünstige Methode zur Behandlung bestimmter Herzrhythmusstörungen. Sie können Patienten mehr Kontrolle über ihre Erkrankung geben und potenziell Krankenhausbesuche vermeiden. Eine Durchführung sollte jedoch nur nach ärztlicher Anleitung erfolgen. Bei Symptomen wie Schwindel, Bewusstlosigkeit oder einem instabilen Kreislauf dürfen diese Manöver nicht angewendet werden.