🟠 Urinkultur
Urinkultur MindMap: Das Wichtigste zur HWI-Diagnose & Therapie. Effiziente Prüfungsvorbereitung für Medizinstudium & internationale Ärzte.
Urinkultur
Die Urinkultur ist ein mikrobiologisches Verfahren zum Nachweis und zur Identifizierung von Krankheitserregern bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt. Sie ermöglicht eine definitive Keimzahlbestimmung und die Erstellung eines Antibiogramms für eine gezielte antibiotische Therapie. Die Untersuchung erfolgt in der Regel aus Mittelstrahlurin, um eine Kontamination der Probe zu minimieren.
Durchführung und Methode
Das Standardverfahren ist die quantitative Kultur, bei der eine exakt definierte Urinmenge auf spezielle Nährmedien aufgetragen wird. Dies geschieht mittels einer kalibrierten Öse. Nach einer Inkubationszeit von 24 bis 48 Stunden bei 37°C werden die gewachsenen Bakterienkolonien gezählt.
- Aussaat: Eine definierte Urinmenge (meist 1 µl oder 10 µl) wird auf die Nährmedien ausplattiert.
- Auswertung: Die Anzahl der gewachsenen Kolonien wird mit dem Verdünnungsfaktor multipliziert, um die Keimzahl in KBE (Koloniebildende Einheiten) pro Milliliter (ml) zu ermitteln.
Interpretation der Keimzahlen
Die ermittelte Keimzahl ist entscheidend für die klinische Diagnose. Die Grenzwerte hängen von der Methode der Uringewinnung ab:
- Signifikante Bakteriurie: Eine Keimzahl von ≥ 10⁵ KBE/ml im Mittelstrahlurin gilt als klinisch relevanter Hinweis auf einen Harnwegsinfekt.
- Graubereich: Werte zwischen 10⁴ und 10⁵ KBE/ml sind im klinischen Kontext zu bewerten.
- Kontamination: Keimzahlen unter 10⁴ KBE/ml deuten in der Regel auf eine Verunreinigung der Probe hin.
- Suprapubische Punktion: Bei Urin, der durch eine suprapubische Punktion gewonnen wurde, ist jeder Keimnachweis als signifikant zu betrachten.
Wichtige Hinweise zur Präanalytik
Für ein valides Ergebnis sind die korrekte Probengewinnung und der Transport entscheidend. Die Urinkultur muss unbedingt vor Beginn einer Antibiotikatherapie durchgeführt werden.
- Die Urinprobe muss innerhalb von 2 Stunden ins Labor transportiert oder bis dahin gekühlt gelagert werden.
- Bei längeren Transportzeiten sollten spezielle Urinröhrchen mit einem Borsäure-Zusatz verwendet werden, um eine Vermehrung von Keimen nach der Probenentnahme zu verhindern.