🟠 unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) / Nebenwirkungen (NW), idiosynkratische UAW, dosisabhängige UAW, allergische UAW, kardiale UAW
UAW & NW Mindmap: Effiziente Prüfungsvorbereitung für Medizinstudium & Ärzte. Wichtige Typen, Pathophysiologie & klinische Identifikation kompakt erklärt.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) / Nebenwirkungen (NW)
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW), oft synonym als Nebenwirkungen (NW) bezeichnet, sind ein zentrales Thema in der Pharmakologie. Sie definieren eine schädliche und unbeabsichtigte Reaktion auf die Anwendung eines Medikaments, die bei therapeutischer Dosierung und korrektem Applikationsweg auftritt.
Es ist wichtig, UAW von anderen negativen Ereignissen abzugrenzen, wie:
- Intoxikationen durch Überdosierung
- Medikamentenabusus
- Therapieversagen
- Anwendungsfehler
Einteilung von UAW
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden, insbesondere nach ihrer Vorhersagbarkeit und ihrem Schweregrad.
Einteilung nach Vorhersagbarkeit
- Dosisabhängige UAW: Diese Reaktionen sind aufgrund der pharmakologischen Eigenschaften des Wirkstoffs vorhersehbar. Sie stehen in direktem Zusammenhang mit der verabreichten Dosis.
- Allergische UAW: Diese sind immunvermittelt und nicht vorhersehbar. Sie treten unabhängig von der Dosis auf und erfordern eine vorherige Sensibilisierung.
- Idiosynkratische UAW: Diese Reaktionen sind ebenfalls nicht vorhersehbar und treten nur bei einem kleinen Teil der Patienten auf, oft aufgrund einer genetischen Prädisposition.
- Merkmale: Typischerweise treten sie mit einer Verzögerung von mindestens einer Woche nach der Erstexposition auf, zeigen keine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung und können trotz ihrer Seltenheit einen schweren Verlauf nehmen. Bei einer erneuten Exposition entfällt die Latenzzeit. Hautmanifestationen sind am häufigsten.
- Beispiele: Clozapin-induzierte Agranulozytose oder die Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT).
Einteilung nach Schweregrad
- Leicht: Z.B. eine leichte Hautrötung.
- Schwer: Lebensbedrohliche Reaktionen oder solche, die eine stationäre Behandlung erfordern.
- Tödlich: Reaktionen, die direkt oder indirekt zum Tod führen.
Spezifische Beispiele für UAW
Arzneimittelexanthem
Ein Arzneimittelexanthem ist eine häufige allergische oder pseudoallergische Hautreaktion auf Medikamente wie β-Laktam-Antibiotika oder NSAR. Klinisch zeigt es sich oft als makulopapulöses Exanthem mit Juckreiz. Schwere Formen umfassen das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und die Toxische epidermale Nekrolyse (TEN). Die Therapie besteht primär im Absetzen des auslösenden Medikaments und der symptomatischen Behandlung mit Kortikosteroiden oder Antihistaminika.
Nephrotoxizität
Nephrotoxizität bezeichnet die schädigende Wirkung einer Substanz auf die Niere und ist die häufigste Organtoxizität. Sie verläuft initial oft unbemerkt (inapparent) mit einem passageren Anstieg von Serum-Kreatinin. Der Pathomechanismus beruht auf der Anreicherung der Substanz in der Niere während der Elimination. Wichtige nephrotoxische Arzneimittel sind unter anderem Aminoglykosid-Antibiotika, Zytostatika wie Cisplatin, NSAR und iodhaltige Röntgenkontrastmittel.
Kardiale Nebenwirkungen (kardiale NW)
Kardiale Nebenwirkungen können durch verschiedene Mechanismen ausgelöst werden. Der wichtigste ist die Kardiotoxizität, also die direkte giftige Wirkung auf das Herz.
- Manifestationen der Kardiotoxizität:
- Arrhythmien und QT-Zeit-Verlängerung: Verursacht z.B. durch Cotrimoxazol oder Ondansetron.
- Strukturelle Herzmuskelschäden: Können durch oxidativen Stress (z.B. durch Anthrazykline wie Doxorubicin, kumulativ dosisabhängig) oder eine Störung der Zellreparatur (z.B. durch Trastuzumab) zu einer Herzinsuffizienz führen.
- Vasospasmen und Ischämie: Können z.B. durch 5-Fluorouracil ausgelöst werden.
- Weitere Mechanismen:
- Direkte Ionenkanaleffekte: Blockade von Kaliumkanälen (z.B. durch Makrolide, SSRI), Natriumkanälen (z.B. durch trizyklische Antidepressiva) oder Calciumkanälen.
- Proarrhythmogene Wirkung: Triggerung von Herzrhythmusstörungen wie Torsade de pointes (z.B. durch Methadon).
- Negative Chronotropie, Dromotropie, Inotropie: Verlangsamung von Herzfrequenz, Erregungsleitung oder Kontraktionskraft, typisch für Beta-Blocker und Calciumantagonisten.
"Dirty Drugs"
Als "Dirty Drugs" werden Pharmaka bezeichnet, die an viele verschiedene Rezeptoren binden. Dies führt neben der erwünschten Hauptwirkung zu einem breiten Spektrum an Nebenwirkungen. Beispiele hierfür sind trizyklische Antidepressiva (TZA) und atypische Neuroleptika.
Meldepflicht
Für schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen besteht eine Meldepflicht. Diese Meldungen sind essenziell für die Pharmakovigilanz und führen zur Erfassung der Risiken in den Fachinformationen und Packungsbeilagen, um die Arzneimittelsicherheit kontinuierlich zu verbessern.