🔵 ∙ Typhus, Paratyphus

Audiovisuelle MindMap: Typhus/Paratyphus – Klinik, Diagnose, Therapie. Alles Wichtige für Mediziner. Prüfungseffizient lernen.

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KI-generierte Zusammenfassung:

Definition

Typhus und Paratyphus sind systemische Infektionskrankheiten, die durch spezifische Serovare von Salmonella enterica verursacht werden. Der Erreger für Typhus abdominalis ist Salmonella Typhi, während Paratyphus durch Salmonella Paratyphi ausgelöst wird.

Epidemiologie

Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, hauptsächlich durch den Verzehr von kontaminiertem Wasser oder Lebensmitteln. Die Erkrankungen treten weltweit auf, sind jedoch besonders in Regionen mit unzureichenden hygienischen Standards verbreitet.

Pathogenese

Nach der oralen Aufnahme gelangen die Bakterien in den Magen-Darm-Trakt, invadieren die Darmwand im Bereich der Peyer-Plaques und verbreiten sich über das Lymph- und Blutsystem (Bakteriämie). Anschließend siedeln sie sich im retikuloendothelialen System an, insbesondere in Leber, Milz und Knochenmark.

Klinik

Die Inkubationszeit beträgt etwa ein bis drei Wochen. Der Krankheitsverlauf lässt sich in mehrere Stadien unterteilen, wobei Paratyphus oft einen milderen Verlauf zeigt.

Stadium incrementi (1. Krankheitswoche)

  • Treppenförmiger Fieberanstieg
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Benommenheit (der Name Typhus leitet sich vom griechischen "Typhos" für Nebel ab)

Stadium acmes (2.-3. Krankheitswoche)

  • Anhaltend hohes Fieber (Kontinua)
  • Relative Bradykardie (Pulsanstieg inadäquat zur Fieberhöhe)
  • Erbsbreiartige Stühle (Diarrhö) oder initial oft Obstipation
  • Splenomegalie (Milzvergrößerung)
  • Roseolen: kleine, blassrote Flecken, vor allem an der Bauchhaut
  • Charakteristischer Laborbefund: Leukopenie mit relativer Lymphozytose
  • Bewusstseinstrübung

Stadium decrementi (ab 4. Woche)

  • Langsames Absinken des Fiebers
  • Beginn der Rekonvaleszenz

Diagnostik

Die Diagnose stützt sich auf die Anamnese, das klinische Bild und den direkten Erregernachweis.

  • Eine sorgfältige Reiseanamnese ist entscheidend.

Erregernachweis

  • Blutkulturen sind die Methode der Wahl und in den ersten beiden Krankheitswochen am erfolgreichsten.
  • Stuhl- und Urinkulturen werden typischerweise erst ab der zweiten oder dritten Woche positiv.
  • Eine Knochenmarkskultur weist die höchste Sensitivität auf.

Die serologische Widal-Reaktion hat heute nur noch eine untergeordnete Bedeutung in der Diagnostik.

Therapie

Antibiotische Behandlung

Mittel der Wahl sind Fluorchinolone wie Ciprofloxacin oder Cephalosporine der 3. Generation, beispielsweise Ceftriaxon. Die zunehmende Resistenzentwicklung muss bei der Therapieentscheidung berücksichtigt werden.

Supportive Maßnahmen

Unterstützende Maßnahmen umfassen die Substitution von Flüssigkeit und Elektrolyten sowie fiebersenkende Therapien.

Komplikationen

Zu den gefürchtetsten Komplikationen gehören:

  • Darmperforation und Darmblutungen, die lebensbedrohlich sein können.
  • Toxische Myokarditis
  • Enzephalopathie
  • Cholezystitis (Gallenblasenentzündung)

Prävention & Meldepflicht

Die Prävention basiert auf strenger Hygiene (Hände-, Trinkwasser- und Lebensmittelhygiene). Für Reisende in Endemiegebiete steht eine Schutzimpfung zur Verfügung.

Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht in Deutschland eine Meldepflicht bereits bei Krankheitsverdacht.