Einteilung des Tremors (Muskelzittern)
Ein Tremor, umgangssprachlich als Muskelzittern bekannt, ist die häufigste Form der Bewegungsstörung. Für die klinische Einordnung und Differenzialdiagnose ist eine präzise Klassifikation nach verschiedenen Kriterien wie Häufigkeit, Ursache, Erscheinungsbild, Frequenz und Amplitude entscheidend.
Klassifikation nach Häufigkeit und Ursache
- Physiologischer Tremor: Ein normaler Haltetremor, der keinen Krankheitswert besitzt.
- Verstärkter physiologischer Tremor: Eine meist reversible Verstärkung des physiologischen Tremors, ausgelöst durch Faktoren wie Medikamente (z.B. trizyklische Antidepressiva), toxische Einflüsse (Alkohol, Drogen), Hyperthyreose, Vitamin-B12-Mangel, Kälte oder emotionale Belastung.
- Essenzieller Tremor: Ein häufiger Tremor ohne feststellbare neurologische Grunderkrankung. Typischerweise tritt er als beidseitiger Aktions- und Haltetremor der oberen Extremitäten auf. Eine charakteristische Eigenschaft ist die Besserung der Symptomatik bei Alkoholkonsum.
- Tremor bei Parkinsonismus: Ein sehr häufiges Symptom, insbesondere beim idiopathischen Morbus Parkinson.
- Psychogener Tremor: Gilt als die häufigste funktionelle Bewegungsstörung.
Klassifikation nach Ätiologie
Die Ursachen eines Tremors können vielfältig sein und werden unterteilt in:
- Genetisch bedingte Formen
- Erworbene Formen (z.B. durch idiopathisches Parkinson-Syndrom, Dystonie oder als Medikamentennebenwirkung)
- Idiopathische Formen, bei denen keine klare Ursache gefunden wird
Klassifikation nach Erscheinungsbild (Tremorformen)
Die Unterscheidung nach der Situation, in der das Zittern auftritt, ist für die Diagnose zentral.
Haltetremor
Dieser Tremor manifestiert sich beim Halten einer bestimmten Position gegen die Schwerkraft. Er ist charakteristisch für den essenziellen Tremor, kann aber auch beim idiopathischen Parkinsonsyndrom vorkommen.
Ruhetremor
Der Ruhetremor tritt bei vollständiger muskulärer Entspannung auf und kann durch Halte- oder Zielbewegungen teilweise unterdrückt werden. Er ist die typische Tremorform bei Parkinsonismus, oft als "Pillendrehen" beschrieben. Andere Tremorformen können jedoch ebenfalls vorhanden sein.
Intentionstremor
Auch als Zieltremor oder zerebellärer Tremor bezeichnet, tritt dieser Tremor bei einer zielgerichteten Bewegung auf und verstärkt sich bei Annäherung an das Ziel. Er ist niedrigfrequent und deutet auf Läsionen des Kleinhirns oder Hirnstamms hin, wie sie beispielsweise bei Multipler Sklerose auftreten können. Häufig wird er von einem Nystagmus begleitet.
Klassifikation nach Frequenz und Amplitude
Die physikalischen Eigenschaften des Zitterns dienen ebenfalls der weiteren Einordnung.
Nach Frequenz (Geschwindigkeit)
- Niedrigfrequenter Tremor: < 4 Hz
- Mittelfrequenter Tremor: 4–7 Hz
- Hochfrequenter Tremor: > 7 Hz
Nach Amplitude
- Grobschlägiger Tremor: Beschreibt ein Zittern mit hoher Amplitude.
- Feinschlägiger Tremor: Bezeichnet ein Zittern mit geringer Amplitude.