🟠 ∙ Thyreostatikum/Thyreostatika

Audiovisuelle Mindmap Thyreostatika: Das Wichtigste für Medizinstudium & Ärzte. Prüfungswissen kompakt & verständlich aufbereitet.

🤖
KI-generierte Zusammenfassung:

Definition von Thyreostatika

Thyreostatika sind eine Gruppe von pharmazeutischen Wirkstoffen, die zur Hemmung der Schilddrüsenfunktion eingesetzt werden. Ihr primäres Ziel ist es, die Produktion und/oder Freisetzung von Schilddrüsenhormonen zu reduzieren und so eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) zu behandeln.

Einteilung der Thyreostatika

Die Medikamente zur Hemmung der Schilddrüsenfunktion werden hauptsächlich in drei Klassen eingeteilt:

  • Thionamide: Hemmen die Hormonsynthese.
  • Perchlorat: Hemmt die Iodaufnahme.
  • Radioiod (131Iod): Zerstört Schilddrüsengewebe durch Strahlung.

Thionamide

Thionamide sind die Mittel der ersten Wahl zur medikamentösen Therapie der Hyperthyreose. Zu den wichtigsten Vertretern gehören Thiamazol (auch Methimazol), Carbimazol (ein Prodrug, das im Körper zu Thiamazol umgewandelt wird) und Propylthiouracil (PTU).

Wirkmechanismus und Pharmakokinetik

Thionamide blockieren das Enzym Thyreoperoxidase und hemmen dadurch die Synthese der Schilddrüsenhormone. Ein charakteristisches Merkmal ist die Latenzzeit: Die volle klinische Wirkung tritt erst nach etwa 1 bis 3 Wochen ein. Propylthiouracil (PTU) besitzt zusätzlich die Fähigkeit, die periphere Umwandlung von T4 in das biologisch aktivere T3 zu hemmen.

Indikationen

Thionamide werden bei verschiedenen Formen der Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt:

  • Hyperthyreose (insbesondere bei Morbus Basedow)
  • Thyreotoxische Krise
  • Vorbereitung auf eine Schilddrüsenoperation oder Radioiodtherapie
  • Prophylaxe vor der Gabe iodhaltiger Kontrastmittel bei Patienten mit latenter Hyperthyreose
  • Schwangerschaftshyperthyreose: In der Schwangerschaft und Stillzeit ist Propylthiouracil (PTU) das Mittel der Wahl, da Thiamazol und Carbimazol plazentagängig sind und die fetale Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen können.

Wichtige Nebenwirkungen (UAW) und Kontraindikationen

Häufigere Nebenwirkungen umfassen Gelenkschmerzen, Fieber, Magen-Darm-Beschwerden und allergische Hautreaktionen. Eine seltene, aber lebensbedrohliche Nebenwirkung ist die Knochenmarkdepression.

  • Agranulozytose: Die schwerwiegendste potenzielle Nebenwirkung ist die Agranulozytose (ein starker Abfall der Granulozyten), die das Immunsystem schwächt und ein medizinischer Notfall ist.
  • Leberschäden und Pankreatitis: Insbesondere unter Thiamazol und Carbimazol können Leberschäden (Cholestase) und eine akute Pankreatitis auftreten, was einen sofortigen Therapieabbruch erfordert.

Kontraindikationen sind unter anderem schwere Lebererkrankungen, eine bekannte Agranulozytose in der Anamnese und eine retrosternale Struma aufgrund der Gefahr einer Kompression der Luftröhre.

Perchlorat

Natriumperchlorat hemmt kompetitiv die Aufnahme von Iodid in die Schilddrüsenzellen über den Natrium-Iodid-Symporter. Es wirkt schnell, wird aber aufgrund seines Nebenwirkungsprofils nur noch selten und für spezifische Indikationen verwendet.

Anwendung und Risiken

Die Hauptindikation ist die Prophylaxe einer iodinduzierten Hyperthyreose, z. B. vor einer Untersuchung mit iodhaltigem Kontrastmittel. Als Mittel zur Dauertherapie der Hyperthyreose ist es aufgrund des Risikos einer aplastischen Anämie obsolet. Es ist in der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.

Radioiod (131Iod)

131Iod ist ein radioaktives Isotop des Iods, das als Beta-Strahler wirkt. Nach der oralen Aufnahme reichert es sich in der Schilddrüse an und zerstört dort gezielt hormonproduzierendes Gewebe.

Radioiodtherapie: Indikationen und Durchführung

Die Radioiodtherapie ist eine definitive Behandlungsform für:

  • Hyperthyreose aufgrund einer funktionellen Autonomie
  • Rezidive eines Morbus Basedow nach medikamentöser Therapie
  • Differenzierte Schilddrüsenkarzinome (nach Operation)
  • Verkleinerung einer Struma bei hohem Operationsrisiko

Aus Strahlenschutzgründen ist die Durchführung der Radioiodtherapie in Deutschland gesetzlich an einen stationären Aufenthalt gebunden.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Die häufigste und erwartete Langzeitfolge ist die Entwicklung einer permanenten Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), die eine lebenslange Substitution mit Schilddrüsenhormonen erfordert. Absolute Kontraindikationen sind Schwangerschaft, Stillzeit und ein Kinderwunsch in den folgenden 6 Monaten.