🟠 ∙ Thrombozytopenie, Thrombopenie, Pseudothrombozytopenie
Mindmap: Thrombozytopenie & Pseudothrombozytopenie für Medizinstudium & Ärzte. Effiziente Prüfungsvorbereitung – Ursachen, Diagnose, Therapie kompakt.
Thrombozytopenie: Definition und Terminologie
Eine Thrombozytopenie, umgangssprachlich auch als Thrombopenie bezeichnet, ist ein Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen). Diese Blutbestandteile sind essenziell für die Blutstillung. Medizinisch wird eine Thrombozytopenie als ein pathologischer Abfall der Thrombozytenzahl definiert.
- Ein Mangel liegt vor, wenn die Thrombozytenzahl auf unter 150.000 Zellen pro Mikroliter (< 150.000/μl) sinkt.
Ursachen (Ätiologie) der Thrombozytopenie
Die Ursachen für eine Thrombozytopenie sind vielfältig und lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen: verminderte Bildung, gesteigerter Abbau und erhöhter Verbrauch.
Verminderte Bildung im Knochenmark
Eine gestörte Produktion von Thrombozyten im Knochenmark kann angeboren oder erworben sein.
- Angeborene (kongenitale) Ursachen: Hierzu zählen Syndrome wie das Wiskott-Aldrich-Syndrom, die Fanconi-Anämie oder das Alport-Syndrom.
- Erworbene Ursachen: Häufiger sind erworbene Störungen, wie Reifungsstörungen der Megakaryozyten (Vorläuferzellen der Thrombozyten) durch Vitamin-B12- oder Folsäuremangel, eine Verdrängung durch maligne Erkrankungen (z.B. Leukämie) oder eine Knochenmarkschädigung durch Medikamente wie Zytostatika.
Gesteigerter Abbau durch Antikörper
Hierbei zerstört das Immunsystem die eigenen Thrombozyten.
- Immunthrombozytopenie (ITP, Morbus Werlhof): Tritt häufig nach Infekten auf.
- Medikamentös induziert: Bestimmte Medikamente können eine Antikörperbildung auslösen. Besonders relevant ist die Heparin-induzierte Thrombozytopenie Typ 2 (HIT II). Weitere Auslöser sind u.a. Cotrimoxazol oder Chinidin.
- Sekundär bei Autoimmunerkrankungen: Zum Beispiel im Rahmen eines systemischen Lupus erythematodes (SLE).
Gesteigerter peripherer Verbrauch
Ein erhöhter Verbrauch von Thrombozyten kann bei verschiedenen Krankheitsbildern auftreten.
- Verbrauchskoagulopathien: z.B. bei einer disseminierten intravasalen Gerinnung (DIG).
- Syndrome: Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP), hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) oder das HELLP-Syndrom in der Schwangerschaft.
- Weitere Ursachen: Hypersplenismus (vergrößerte Milz), mechanische Zerstörung an künstlichen Herzklappen oder bei extrakorporaler Zirkulation (Herz-Lungen-Maschine).
Einteilung, Symptome und Komplikationen
Der Schweregrad der Thrombozytopenie bestimmt das Blutungsrisiko und die Symptomatik.
- Schwere Thrombozytopenie: Eine Thrombozytenzahl von unter 25.000/μl gilt als schwer und birgt eine hohe Gefahr für Spontanblutungen.
- Symptome: Typisch sind Petechien (punktförmige Hautblutungen, die nicht wegdrückbar sind), die bis zu flächigen Einblutungen (Hämatomen) reichen können.
- Hauptkomplikation: Die gefürchtetste Komplikation ist eine schwere, potenziell lebensbedrohliche Blutung.
Diagnostik
Die Diagnose stützt sich auf Anamnese, körperliche Untersuchung und Laborwerte.
Anamnese und Untersuchung
Im Verdachtsfall sind gezielte Fragen entscheidend. Wichtige anamnestische Hinweise sind kürzliche Infektionen, die Einnahme neuer Medikamente, Transfusionen oder bekannte maligne Erkrankungen. Bei der körperlichen Untersuchung wird gezielt nach Petechien und anderen Blutungszeichen gesucht.
Labordiagnostik
Die Diagnosesicherung erfolgt durch Laboruntersuchungen.
- Blutbild: Zeigt die isolierte Thrombozytopenie oder eine kombinierte Zytopenie (Mangel mehrerer Zellreihen).
- Immunologische Tests: Nachweis von Antikörpern gegen Thrombozyten.
- Knochenmarkspunktion: Diese ist entscheidend zur Abklärung der Ursache. Eine erniedrigte Zahl an Megakaryozyten deutet auf eine Bildungsstörung im Knochenmark hin, während eine erhöhte Zahl für einen gesteigerten peripheren Verbrauch oder Abbau spricht.
Wichtige Differenzialdiagnose: Pseudothrombozytopenie
Eine Pseudothrombozytopenie muss immer ausgeschlossen werden. Hierbei handelt es sich um ein reines Laborartefakt, bei dem die Thrombozytenzahl im Blut des Patienten normal ist, aber in der Laborprobe fälschlicherweise zu niedrig gemessen wird. Ursachen hierfür können eine fehlerhafte Blutentnahme, Kälteagglutinine oder das Vorhandensein von Riesenplättchen sein. Eine korrekte Diagnose ist hier entscheidend, um unnötige weitere Diagnostik und Therapien zu vermeiden.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad.
- Behandlung der Grunderkrankung: Dies ist der kausale und wichtigste Therapieansatz.
- Medikamente absetzen: Potenziell auslösende Medikamente, wie Heparin bei einer HIT II, müssen sofort abgesetzt werden.
- Symptomatische Therapie: Bei einer schweren Thrombozytopenie mit akuter Blutungsgefahr kann die Gabe von Thrombozytenkonzentraten notwendig sein, um die Blutungsneigung kurzfristig zu senken.