🔵 Thionamide (Thiamazol, Carbimazol, Propylthiouracil / PTU)
Thionamide MindMap: Wirkmechanismus, Pharmakokinetik, Nebenwirkungen von Thyreostatika bei Hyperthyreose. Essentiell für effiziente Prüfungsvorbereitung.
Thionamide: Wirkstoffe, Mechanismus und Anwendung
Thionamide sind eine zentrale Medikamentengruppe zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Zu den wichtigsten Wirkstoffen gehören Thiamazol (auch Methimazol), Carbimazol (ein Prodrug, das im Körper zu Thiamazol umgewandelt wird) und Propylthiouracil (PTU).
Wirkmechanismus und Pharmakokinetik
Der primäre Wirkmechanismus der Thionamide besteht in der Hemmung der Schilddrüsenhormonsynthese. Sie erreichen dies durch die Blockade des Enzyms Thyreoperoxidase (TPO), was die Iodisation von Thyreoglobulin unterbindet. Propylthiouracil (PTU) besitzt darüber hinaus eine zusätzliche Wirkung: Es hemmt die periphere 5‘-Deiodase und damit die Umwandlung von Thyroxin (T4) in das biologisch aktivere Triiodthyronin (T3).
Ein wichtiges pharmakokinetisches Merkmal ist die Latenzzeit: Der volle therapeutische Effekt der Thionamide tritt erst nach etwa ein bis drei Wochen ein, da die bereits in der Schilddrüse gespeicherten Hormone zunächst aufgebraucht werden müssen.
Indikationen
Thionamide sind die Mittel der Wahl bei verschiedenen Formen der Hyperthyreose. Ihre Hauptanwendungsgebiete umfassen:
- Behandlung der Hyperthyreose, insbesondere bei Morbus Basedow.
- Therapie der thyreotoxischen Krise.
- Vorbereitung auf eine Operation (z.B. Thyreoidektomie) bei funktioneller Schilddrüsenautonomie, um einen euthyreoten Zustand zu erreichen.
- Prophylaxe vor der Gabe iodhaltiger Kontrastmittel bei Patienten mit latenter Hyperthyreose.
- Behandlung der Schwangerschaftshyperthyreose. Hierbei ist Propylthiouracil (PTU) das Mittel der Wahl, insbesondere im ersten Trimenon sowie in der Stillzeit, da Thiamazol und Carbimazol plazentagängig sind und die fetale Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen können.
Kontraindikationen
Die Anwendung von Thionamiden ist bei bestimmten Vorerkrankungen oder Zuständen kontraindiziert:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.
- Schwere Lebererkrankungen.
- Eine Agranulozytose in der Vorgeschichte.
- Eine akute Pankreatitis unter früherer Therapie mit Thiamazol oder Carbimazol.
- Retrosternale Struma (Gefahr der Trachealkompression durch Volumenvergrößerung).
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)
Obwohl Thionamide im Allgemeinen gut verträglich sind, können teils schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Patienten müssen über Warnsymptome aufgeklärt werden.
- Häufigere, leichtere Nebenwirkungen umfassen Gelenkschmerzen, Fieber, gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen) und allergische Hautreaktionen wie Exantheme oder Urtikaria.
- Ein Anstieg des TSH-Spiegels kann zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führen (strumigener Effekt).
- Eine der gefährlichsten Nebenwirkungen ist die Knochenmarkdepression, die zu einer Thrombozytopenie oder einer lebensbedrohlichen Agranulozytose führen kann.
- Unter Thiamazol und Carbimazol können Leberschäden mit Anstieg der Cholestaseparameter und Transaminasen auftreten.
- Eine akute Pankreatitis ist eine seltene, aber ernste Komplikation, die einen sofortigen und dauerhaften Abbruch der Therapie erfordert.
- Besonders bei der Einnahme von Thiamazol und Carbimazol im ersten Trimester der Schwangerschaft und in hoher Dosierung besteht der Verdacht auf Fehlbildungen beim ungeborenen Kind. Eine zuverlässige Verhütung ist daher essenziell.