🟡 Tachyarrhythmie (n)
Tachyarrhythmie Mindmap: EKG, Diagnose, Therapie. Essenzielles Wissen für Medizinstudium & Prüfungsvorbereitung.
Tachyarrhythmie
Eine Tachyarrhythmie ist eine Herzrhythmusstörung, die durch eine Kombination aus einer Arrhythmie (unregelmäßiger Herzschlag) und einer Tachykardie (zu schneller Herzschlag) gekennzeichnet ist. Sie entsteht durch eine unkoordinierte und beschleunigte Erregungsüberleitung im Herzen.
Einteilung
Tachyarrhythmien werden nach verschiedenen Kriterien klassifiziert:
- Nach dem Ursprungsort:
- Ventrikuläre Tachyarrhythmien (Kammertachykardien): Diese haben ihren Ursprung in den Herzkammern, sind potenziell lebensbedrohlich und erfordern eine rasche Therapie.
- Supraventrikuläre/atriale Tachyarrhythmien (SVT): Der Ursprung liegt oberhalb der Herzkammern, z.B. in den Vorhöfen oder im AV-Knoten.
- Nach dem EKG-Bild:
- Schmalkomplextachykardie: Charakterisiert durch einen schmalen QRS-Komplex. Beispiele sind die Sinustachykardie und die AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT).
- Breitkomplextachykardie: Zeigt einen verbreiterten QRS-Komplex, wie es typischerweise bei einer ventrikulären Tachykardie der Fall ist.
Wichtige Formen
Zu den klinisch relevantesten Tachyarrhythmien gehören:
- Vorhofflimmern: Dies ist die häufigste Form und stellt den wichtigsten Risikofaktor für Schlaganfälle dar.
- Vorhofflattern
- Ventrikuläre Tachykardie
- AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT)
- Sinustachykardie
Ätiologie
Die Ursachen für Tachyarrhythmien sind vielfältig und umfassen:
- Herzerkrankungen: Koronare Herzkrankheit (KHK), Kardiomyopathien, Herzklappenfehler.
- Systemische Ursachen: Elektrolytstörungen, Hyperthyreose, Anämie.
- Externe Faktoren: Bestimmte Medikamente, Drogen, Stress und Angstzustände.
Symptomatik
Patienten mit einer Tachyarrhythmie können eine Reihe von Symptomen aufweisen, darunter:
- Palpitationen (Herzrasen, Herzstolpern)
- Schwindel und Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
- Dyspnoe (Atemnot)
- Angina pectoris (Brustschmerzen)
- Bewusstlosigkeit, insbesondere bei ventrikulären Tachyarrhythmien
Diagnostik
Zur Abklärung einer Tachyarrhythmie werden folgende diagnostische Verfahren eingesetzt:
- 12-Kanal-EKG zur initialen Beurteilung
- Langzeit-EKG (Holter-EKG) zur Erfassung intermittierender Arrhythmien
- Echokardiographie zur Beurteilung der Herzstruktur und -funktion
- Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) zur genauen Lokalisation des Arrhythmie-Ursprungs
Therapie
Die Differenzierung zwischen supraventrikulären und ventrikulären Tachyarrhythmien ist entscheidend für die Prognose und die Wahl der richtigen Therapie. Die Behandlung richtet sich nach der Akuität und der Stabilität des Patienten:
- Akuttherapie:
- Vagusmanöver: Techniken wie das Valsalva-Manöver können bei stabilen supraventrikulären Tachykardien versucht werden, um die Herzfrequenz zu senken.
- Medikamentöse Therapie: Einsatz von Antiarrhythmika wie Adenosin.
- Elektrische Kardioversion: Bei hämodynamischer Instabilität oder medikamentösem Therapieversagen.
- Langfristige Therapie:
- Dauerhafte medikamentöse Behandlung mit Antiarrhythmika.
- Katheterablation: Verödung des für die Arrhythmie verantwortlichen Herzgewebes.
- Implantation eines Herzschrittmachers oder eines implantierbaren Kardioverter-Defibrillators (ICD).
- Behandlung der zugrundeliegenden Grunderkrankung.
Komplikationen
Unbehandelte oder schwere Tachyarrhythmien können zu ernsthaften Komplikationen führen:
- Thromboembolien: Insbesondere bei Vorhofflimmern besteht ein hohes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln, die zu einem Schlaganfall führen können.
- Herzinsuffizienz: Eine anhaltend hohe Herzfrequenz kann den Herzmuskel schwächen.
- Plötzlicher Herztod: Dies ist die gefährlichste Komplikation, vor allem bei ventrikulären Tachyarrhythmien wie Kammerflimmern.