🟠 ∙∙ Schultergelenkluxation / Schulterluxation, Bankart-LĂ€sion, Hill-Sachs-LĂ€sion

Schulterluxation: Audiovisuelle Mindmap fĂŒr Medizinstudium & Ärzte. PrĂŒfungswissen zu Anatomie, Diagnose & Therapie effizient lernen.

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KI-generierte Zusammenfassung:

Terminologie der Schulterluxation

Die Schultergelenkluxation, oft verkĂŒrzt als Schulterluxation bezeichnet, beschreibt das Ausrenken oder Auskugeln des Schultergelenks. Der umgangssprachliche Ausdruck lautet "sich die Schulter ausrenken/auskugeln". Das zugehörige Adjektiv ist "luxiert".

Definition

Medizinisch definiert ist die Schulterluxation die vollstÀndige Dislokation des Humeruskopfes (Oberarmkopf) aus der Gelenkpfanne des Schulterblatts (Glenoid).

Epidemiologie

Die Schulterluxation ist die hÀufigste Luxation des menschlichen Körpers und macht etwa 50 % aller Gelenkverrenkungen aus. Ein HÀufigkeitsgipfel zeigt sich bei jungen, aktiven Menschen zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr.

Ätiopathogenese: Warum die Schulter anfĂ€llig ist

Das Schultergelenk ist von Natur aus relativ instabil. Dies liegt am GrĂ¶ĂŸenmissverhĂ€ltnis zwischen dem relativ großen Humeruskopf und der kleinen Gelenkpfanne sowie an einer weiten, lockeren Gelenkkapsel. Die StabilitĂ€t wird primĂ€r durch die BĂ€nder und die Muskeln der Rotatorenmanschette gewĂ€hrleistet, was das Gelenk anfĂ€llig fĂŒr Luxationen macht.

Einteilung der Schulterluxation

Nach der Entstehung

  • Traumatisch: Durch einen Unfall oder eine Verletzung verursacht.
  • Habituell: Wiederkehrend, oft aufgrund einer angeborenen oder erworbenen InstabilitĂ€t.

Nach dem Mechanismus

Die mit 80–90 % aller FĂ€lle mit Abstand hĂ€ufigste Form ist die vordere Schulterluxation (Luxatio anterior/subcoracoidea), bei der der Humeruskopf nach vorne unter den Processus coracoideus gleitet. Weitere, seltenere Formen sind:

  • Luxatio posterior (hintere Luxation)
  • Luxatio axillaris
  • Luxatio subscapularis
  • Luxatio infraspinata
  • Luxatio subacromialis

Symptomatik und klinische Zeichen

Patienten leiden unter starken Schmerzen und einer deutlichen BewegungseinschrÀnkung im betroffenen Schultergelenk. Typisch ist eine Schonhaltung, bei der der Arm leicht vom Körper abgespreizt (abduziert) gehalten wird.

Diagnostik

Körperliche Untersuchung (KU)

Die Diagnose wird oft bereits klinisch gestellt:

  • Inspektion: Eine Deformierung der Schulterkontur ist sichtbar (sog. Epauletten-PhĂ€nomen). Ein Sulcus-Zeichen (Delle unter dem Akromion) kann ebenfalls auftreten.
  • Palpation: Die Gelenkpfanne fĂŒhlt sich "leer" an, da der Humeruskopf nicht tastbar ist.
  • Funktion: Es besteht eine federnde Fixation in einer Zwangshaltung, was nicht mit einer reinen Schonhaltung zu verwechseln ist!

PrĂŒfung von pDMS

Vor und nach der Reposition ist die PrĂŒfung der peripheren Durchblutung, Motorik und SensibilitĂ€t (pDMS) unerlĂ€sslich, um Begleitverletzungen zu erkennen:

  • SensibilitĂ€t: PrĂŒfung der HautsensibilitĂ€t ĂŒber dem Musculus deltoideus zum Ausschluss einer LĂ€sion des Nervus axillaris.
  • Durchblutung: Der Puls der Arteria radialis am Handgelenk muss getastet werden!

Bildgebende Verfahren

Zur BestĂ€tigung der Diagnose und zum Ausschluss von KnochenbrĂŒchen (Frakturen) ist eine Röntgenaufnahme der Schulter in zwei Ebenen (transglenoidal "true-ap" und transskapular "Y-View") obligatorisch. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann Weichteilverletzungen wie Kapsel-Band-LĂ€sionen detaillierter darstellen.

Differenzialdiagnosen

Abzugrenzen ist die akute Luxation von einer chronischen SchulterinstabilitÀt oder einer Humerusfraktur, insbesondere einer Humeruskopffraktur.

Therapie der Schulterluxation

Konservative Therapie

Bei einer unkomplizierten Luxation ohne Begleitverletzungen erfolgt eine geschlossene Reposition. Diese sollte schnellstmöglich nach der Diagnosestellung unter ausreichender Schmerztherapie (Analgesie) und Muskelentspannung (Sedierung) durchgefĂŒhrt werden. GĂ€ngige Methoden sind die Reposition nach Kocher oder nach Arlt. Die Reposition muss stets langsam und schonend erfolgen, um die Vermeidung von NervenlĂ€sionen zu gewĂ€hrleisten! Nach erfolgreicher Reposition erfolgen eine erneute pDMS-PrĂŒfung, eine Röntgenkontrolle und die Ruhigstellung des Arms in einem Gilchrist- oder Desault-Verband fĂŒr etwa 3-4 Wochen.

Operative Therapie

Eine Operation ist bei Begleitverletzungen wie dislozierten Frakturen, GefĂ€ĂŸ- oder NervenschĂ€den sowie bei wiederkehrenden (rezidivierenden) Luxationen, insbesondere bei jungen Patienten, indiziert. Operative Verfahren umfassen die Straffung der Gelenkkapsel, die Refixation des abgerissenen Labrum glenoidale (z.B. bei einer Bankart-LĂ€sion) oder knöcherne Stabilisierungsoperationen wie die Latarjet-Operation.

Komplikationen und Begleitverletzungen

Eine Schulterluxation kann zu verschiedenen akuten und chronischen Problemen fĂŒhren:

  • Rezidivrisiko: Eine Überdehnung der Gelenkkapsel ist sehr hĂ€ufig und erhöht die Wahrscheinlichkeit fĂŒr erneute Luxationen (Rezidive) erheblich.
  • Bankart-LĂ€sion: Ein typischer Schaden ist der Abriss des Labrum glenoidale (Gelenklippe) am vorderen unteren Pfannenrand.
  • Hill-Sachs-LĂ€sion: Hierbei handelt es sich um eine Impressionsfraktur (Delle) am dorso-lateralen Humeruskopf, die entsteht, wenn der Kopf gegen den Pfannenrand schlĂ€gt.
  • Rotatorenmanschettenruptur: Besonders bei Ă€lteren Patienten kann die Rotatorenmanschette reißen.
  • GefĂ€ĂŸ- und NervenschĂ€den: Eine Verletzung der Arteria circumflexa humeri kann zu einer Humeruskopfnekrose (Absterben des Knochens) fĂŒhren. HĂ€ufig ist auch der Nervus axillaris betroffen, was zu einer SchwĂ€che des Deltamuskels fĂŒhrt.
  • Knöcherne Verletzungen: Eine Abrissfraktur des Tuberculum majus kann ebenfalls auftreten.