Terminologie bei Rückenschmerzen
Die Begriffe "Rückenschmerz" (Singular) und "Rückenschmerzen" (Plural) werden äquivalent verwendet. Die gängige Abkürzung im medizinischen Kontext ist "RS". Der Begriff "Dorsalgie" sollte im allgemeinen Fachgebrauch vermieden werden, da er nicht im Pschyrembel Online gelistet ist und somit nicht zum etablierten ärztlichen Wortschatz gehört. Zudem wird er teils uneinheitlich, beispielsweise für das BWS-Syndrom, verwendet.
Definition
Rückenschmerz ist ein Symptom, das Schmerzen im Bereich des Rückens bzw. der Wirbelsäule beschreibt. Typischerweise tritt der Schmerz unterhalb des Halses auf, meist im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS). Die anatomische Definition umfasst den Bereich zwischen dem 7. Halswirbel und den Glutealfalten.
Epidemiologie
Rückenschmerzen weisen eine hohe Prävalenz in der Bevölkerung auf und haben daher eine erhebliche sozialmedizinische und volkswirtschaftliche Bedeutung.
Einteilung von Rückenschmerzen
Die Klassifikation von Rückenschmerzen erfolgt anhand verschiedener Kriterien, vor allem nach dem zeitlichen Verlauf und der Ätiologie.
Nach dem zeitlichen Verlauf
- Akuter Rückenschmerz: Entsteht innerhalb weniger Stunden und dauert maximal 3 Monate an. Typische Beispiele sind der Bandscheibenvorfall, die Lumbago (Hexenschuss) oder eine Lumboischialgie.
- Zeitweiliger Rückenschmerz: Eine Schmerzepisode dauert ebenfalls maximal 3 Monate, tritt aber nur einmal innerhalb eines Jahres auf.
- Wiederkehrender (rezidivierender) Rückenschmerz: Schmerzepisoden treten an weniger als der Hälfte der Tage eines Jahres auf.
- Chronischer Rückenschmerz: Definiert als Schmerzepisoden an mehr als der Hälfte der Tage eines Jahres. Zu den Risikofaktoren für eine Chronifizierung zählen bestimmte körperliche Belastungen sowie psychosoziale Faktoren wie Arbeitsunzufriedenheit, Rentenwunsch, Angst-Vermeidungsverhalten und Depressivität. Ein Beispiel ist die chronische Lumbalgie.
Nach der Lokalisation
Ein häufig verwendeter Begriff ist "Kreuzschmerz", der Schmerzen im unteren Rücken, also im Bereich der Lendenwirbelsäule, bezeichnet.
Ätiologie (Ursachen)
Die Ursachen von Rückenschmerzen werden fundamental in unspezifische und spezifische eingeteilt.
Nichtspezifischer Rückenschmerz
Dies ist die mit Abstand häufigste Form. Etwa 85 % aller Fälle sind nichtspezifisch. Hier lässt sich keine eindeutige organische Ursache für den Schmerz finden (idiopathisch). Oft liegen funktionelle Störungen wie Muskelverspannungen zugrunde.
Spezifischer Rückenschmerz
Bei ca. 15 % der Fälle liegt eine spezifische, organische Ursache vor. Die Identifikation dieser Ursachen ist klinisch entscheidend. Zu den wichtigsten spezifischen Ursachen gehören:
- Wirbelfrakturen
- Wirbelgleiten (Spondylolisthesis)
- Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps)
- Spinalkanalstenose
- Instabilität der Wirbelsäule
- Tumoren (primär oder Metastasen)
Differenzialdiagnosen (DD)
Bei der Abklärung von Rückenschmerzen müssen weitere Erkrankungen in Betracht gezogen werden:
- Spondylitis und Spondylodiszitis: Entzündliche bzw. infektiöse Erkrankungen der Wirbelkörper (Spondylitis, z.B. bakteriell oder seronegativ) oder der Bandscheiben (Spondylodiszitis). Diese sind von der degenerativen Spondylose abzugrenzen.
- Radikulitis: Eine Entzündung der Nervenwurzeln, die autoimmun (z.B. Guillain-Barré-Syndrom), bakteriell oder viral bedingt sein kann.
Prävention
Als wichtigste präventive Maßnahme zur Vorbeugung von Rückenschmerzen gilt eine adäquate und regelmäßige körperliche Aktivität, die bereits im Kindesalter beginnen sollte.