🟠 QRS-Komplex / Kammerkomplex, Q-Zacke, R-Zacke, S-Zacke
QRS-Komplex EKG-Mindmap: Ventrikuläre Depolarisation, Morphologie & Pathologien. Alles Wichtige für Medizinstudium & effiziente Prüfungsvorbereitung.
QRS-Komplex / Kammerkomplex
Der QRS-Komplex, auch als Kammerkomplex oder im Jargon einfach als "QRS" bezeichnet, repräsentiert im Elektrokardiogramm (EKG) die intraventrikuläre Erregungsausbreitung, also die Depolarisation der Herzkammern (Ventrikel).
Physiologische Befunde des QRS-Komplexes
- Die physiologische QRS-Dauer beträgt 60 bis 100 Millisekunden (0,06–0,10 s).
- Die R/S-Umschlagszone beschreibt den Punkt in den Brustwandableitungen, an dem die Amplitude der R-Zacke größer wird als die der S-Zacke (R > S). Normalerweise liegt diese Zone zwischen den Ableitungen V2 und V3 oder V3 und V4.
Pathologische Befunde des QRS-Komplexes
- Eine QRS-Dauer von über 100 ms (Verbreiterung) ist ein wichtiger pathologischer Befund. Differenzialdiagnostisch muss hier an eine ventrikuläre Tachykardie (VT), eine supraventrikuläre Tachykardie mit aberrierender Leitung (SVT-A) oder ventrikuläre Extrasystolen gedacht werden.
- Eine Delta-Welle, ein verwaschener, langsamer Anstieg des QRS-Komplexes, ist ein charakteristisches Zeichen für ein Präexzitationssyndrom wie das WPW-Syndrom (Wolff-Parkinson-White-Syndrom).
Q-Zacke
Die Q-Zacke ist der erste negative Ausschlag des QRS-Komplexes nach der P-Welle und entspricht der Erregungsausbreitung im Kammerseptum.
- Normalbefund: Eine physiologische Q-Zacke ist schmal (≤ 0,03 s) und ihre Amplitude beträgt weniger als 1/4 der nachfolgenden R-Zacke.
- Pathologischer Befund: Eine abnorm tiefe oder breite Q-Zacke ("pathologisches Q") ist ein klassisches EKG-Zeichen für einen abgelaufenen Myokardinfarkt (Narbe). Die Lokalisation des Infarkts kann anhand der betroffenen Ableitungen bestimmt werden (z.B. II, III, aVF bei Hinterwandinfarkt; V1-V6 bei Vorderwandinfarkt).
R-Zacke
Die R-Zacke ist der erste positive Ausschlag im QRS-Komplex und repräsentiert die Depolarisation der Ventrikel von der Herzbasis zur Herzspitze.
- Normalbefund: Physiologisch ist die R-Zacke schmal, spitz und glatt. Ein wichtiges Kriterium ist die R-Progression, bei der die Amplitude der R-Zacke in den Brustwandableitungen von V2 bis V5 kontinuierlich zunimmt.
- Pathologischer Befund: Eine gestörte R-Progression (z.B. eine R-Reduktion) ist ein unspezifischer, aber wichtiger Hinweis auf eine mögliche kardiale Pathologie.
S-Zacke
Die S-Zacke ist der negative Ausschlag, der auf die R-Zacke folgt. Sie steht für die abschließende Erregung epikardnaher Anteile des Myokards.
- Normalbefund: Die S-Zacke ist ebenfalls schmal, spitz und glatt. Ihre Tiefe bzw. Amplitude nimmt in den Brustwandableitungen von V2 bis V5 typischerweise ab.
- Pathologischer Befund: Eine sogenannte S-Persistenz, bei der eine tiefe S-Zacke auch in den links-lateralen Ableitungen (z.B. V5, V6) fortbesteht, gilt als pathologischer Befund.