Pneumoperitoneum: Definition und Terminologie
Ein Pneumoperitoneum bezeichnet die Ansammlung von freiem Gas (umgangssprachlich "Luft") innerhalb der Bauchhöhle (intraperitoneal). Es ist ein wichtiges klinisches Zeichen, das auf verschiedene pathologische oder iatrogene Ursachen hinweisen kann.
- Pneumoperitoneum: Der allgemeine Begriff für freie Luft in der Bauchhöhle.
- Capnoperitoneum: Eine beabsichtigte, iatrogen erzeugte Form, bei der Kohlendioxid (CO2) für diagnostische oder therapeutische Zwecke, insbesondere bei einer Laparoskopie, in die Bauchhöhle insuffliert wird.
- Pseudopneumoperitoneum: Dieser Begriff wird oft für Zustände verwendet, die radiologisch ein Pneumoperitoneum vortäuschen, oder wie hier im Kontext für ein künstlich erzeugtes, intendiertes Pneumoperitoneum (z.B. Capnoperitoneum).
Ätiologie (Ursachen)
Die Ursachen für ein Pneumoperitoneum lassen sich in pathologische und iatrogene (ärztlich verursachte) Gründe unterteilen.
Pathologische Ursachen
Die häufigste und klinisch relevanteste pathologische Ursache ist die Perforation eines Hohlorgans des Gastrointestinaltrakts. Dies stellt oft einen chirurgischen Notfall dar. Mögliche Gründe sind:
- Penetrierende Bauchverletzungen
- Perforierte Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre (Ulkusperforation)
- Ruptur von Divertikeln (z.B. im Rahmen einer Sigmadivertikulitis)
- Durchbruch (Perforation) durch invasiv wachsende Tumoren
- Mesenterialinfarkt mit Darmwandnekrose
- Nekrotisierende Enterokolitis
- Perforierte Appendizitis
- Seltener: Barotrauma (z.B. bei invasiver Beatmung)
Iatrogene und beabsichtigte Ursachen
Ein Pneumoperitoneum wird gezielt bei laparoskopischen Eingriffen (Bauchspiegelungen) angelegt, um die Sicht für den Operateur zu verbessern und einen Arbeitsraum zu schaffen. Hierbei wird meist Kohlendioxid verwendet (Capnoperitoneum).
Diagnostik
Die Diagnose wird primär durch bildgebende Verfahren gestellt.
Bildgebende Verfahren
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Röntgen: Die Standardmethode für die Erstdiagnostik.
- Röntgen-Thorax im Stehen: Das klassische Zeichen ist die freie subphrenische Luftsichel – eine sichelförmige Aufhellung direkt unter dem Zwerchfell, meist rechts über der Leber.
- Abdomenübersichtsaufnahme (im Stehen oder in Linksseitenlage): Bei größeren Gasmengen kann das Rigler-Zeichen (auch "Double-Wall-Sign") auftreten. Dabei wird die Darmwand durch Gas sowohl im Darmlumen (intraluminal) als auch außerhalb des Darms (extraluminal) von beiden Seiten kontrastiert und als feine Linie sichtbar.
- Computertomographie (CT): Die CT ist deutlich empfindlicher als das konventionelle Röntgen und kann bereits kleinste Mengen freier Luft sicher nachweisen. Sie ist die Methode der Wahl bei unklaren Befunden oder zur detaillierten Ursachensuche.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Spielt in der Akutdiagnostik des Pneumoperitoneums eine untergeordnete Rolle.
Therapie
Die Behandlung richtet sich ausschließlich nach der zugrundeliegenden Ursache. Ein pathologisches Pneumoperitoneum aufgrund einer Organperforation erfordert in der Regel eine sofortige operative Sanierung.
Geringe Mengen an Restgas nach einem laparoskopischen Eingriff sind hingegen normal, klinisch unbedenklich und werden vom Körper innerhalb weniger Tage von selbst resorbiert. Hier ist keine spezifische Therapie erforderlich.