Ätiologie des Pankreaskarzinoms
Die Entstehung eines Pankreaskarzinoms wird durch eine Kombination aus genetischen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst. Es gibt mehrere anerkannte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen.
Wichtige Risikofaktoren
Zu den bedeutendsten Risikofaktoren für die Entwicklung eines Bauchspeicheldrüsenkrebses zählen:
- Rauchen
- Adipositas (Body-Mass-Index > 30 kg/m²)
- Diabetes mellitus Typ 2 (erhöht das Risiko um das Achtfache)
- Exzessiver Alkoholkonsum und eine langjährige chronische Pankreatitis
Genetische Prädisposition
Einige seltene genetische Erkrankungen sind mit einem stark erhöhten Risiko assoziiert. Dazu gehören das Peutz-Jeghers-Syndrom, die hereditäre Pankreatitis sowie das familiäre Mamma- und Ovarialkarzinom, das mit einer BRCA2-Mutation einhergeht.
Symptome und Klinik
Das Pankreaskarzinom verursacht typischerweise erst in einem fortgeschrittenen Stadium Symptome, was eine frühzeitige Diagnose erschwert. Anfänglich können unspezifische Beschwerden wie gürtelförmige Schmerzen im Ober- und Mittelbauch sowie Appetitlosigkeit auftreten.
Spätsymptome
Mit fortschreitendem Tumorwachstum manifestieren sich charakteristische Symptome, die insbesondere beim Pankreaskopfkarzinom auftreten:
- Ein schmerzloser Ikterus (Gelbsucht), verursacht durch die Kompression des Gallengangs.
- Eine massive und ungewollte Gewichtsabnahme (Tumorkachexie).
- Ein tastbarer Tumor im Oberbauch.
- Starke, therapieresistente Rückenschmerzen können auf eine Infiltration des Plexus coeliacus hindeuten und sind oft ein Zeichen für einen inoperablen Tumor.
Diagnostik
Die Diagnose des Pankreaskarzinoms stützt sich auf die klinische Untersuchung, Laborwerte und vor allem auf bildgebende Verfahren.
Klinische und bildgebende Befunde
- Courvoisier-Zeichen: Ein klassisches klinisches Zeichen bei Pankreaskopfkarzinomen ist die Kombination aus einem schmerzlosen Ikterus und einer tastbar vergrößerten, prallen Gallenblase.
- Endosonografie (EUS): Gilt als sehr sensitiv für den Nachweis kleiner Tumoren und die Beurteilung der lokalen Infiltration.
- ERCP/MRCP: Die endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) oder die Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP) können Gangveränderungen darstellen. Ein typischer Befund bei Pankreaskopfkarzinomen ist das "Double-Duct-Sign", eine gleichzeitige Erweiterung des Ductus pancreaticus und des Ductus choledochus.
- CT und MRT: Diese Verfahren sind Standard für das Staging, um die Ausdehnung des Tumors, eine mögliche Gefäßinfiltration und Fernmetastasen (vor allem in Leber und Lunge) zu beurteilen.
Die Tumormarker CA 19-9 und CEA sind für die Primärdiagnostik ungeeignet, spielen aber eine wichtige Rolle in der Verlaufskontrolle unter Therapie.
Therapie
Die Behandlungsstrategie hängt vom Tumorstadium, der Lokalisation und dem Allgemeinzustand des Patienten ab. Die einzige kurative Option ist die vollständige chirurgische Entfernung des Tumors (R0-Resektion), welche jedoch nur bei weniger als 20 % der Patienten möglich ist.
Chirurgische Therapie
Pankreaskopfkarzinom
Bei Tumoren im Pankreaskopf ist das operative Vorgehen standardisiert:
- Pyloruserhaltende Pankreaskopfresektion nach Traverso-Longmire: Dies ist das Verfahren der Wahl. Im Gegensatz zur klassischen Whipple-Operation werden der distale Magenanteil und der Pylorus (Magenpförtner) erhalten.
- Whipple-Operation (partielle Duodenopankreatektomie): Wird heute nur noch bei einer direkten Tumorinfiltration des Magens durchgeführt.
Pankreaskorpus- und -schwanzkarzinom
Bei Tumoren in diesen Lokalisationen erfolgt eine Pankreaslinksresektion, meist in Kombination mit einer Entfernung der Milz (Splenektomie).
Medikamentöse Therapie
Nach einer kurativen Operation wird eine adjuvante Chemotherapie empfohlen, um das Rückfallrisiko zu senken. Das Standardregime ist hierbei das modifizierte FOLFIRINOX-Schema. Bei fortgeschrittenen, nicht mehr operablen Tumoren dient eine palliative Chemotherapie (z.B. mit Gemcitabin oder FOLFIRINOX) der Lebensverlängerung und Linderung von Symptomen.
Prognose
Die Prognose des Pankreaskarzinoms ist insgesamt sehr schlecht, was auf die späte Diagnosestellung und das aggressive Tumorwachstum zurückzuführen ist. Die mittlere Überlebenszeit liegt bei nur 8 bis 12 Monaten. Pankreaskopfkarzinome haben eine tendenziell etwas bessere Prognose als Karzinome des Pankreaskörpers oder -schwanzes, da sie durch den auftretenden Ikterus früher symptomatisch werden und somit eine höhere Chance auf eine frühzeitige Entdeckung und kurative Resektion besteht.