Definition des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms (OSAS)
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), auch als Schlafapnoe bezeichnet, ist eine schlafbezogene Atemstörung. Sie ist charakterisiert durch wiederholte Episoden einer pharyngealen Obstruktion während des Schlafes, die zu Atemstillständen (Apnoen) oder einer deutlichen Reduktion des Atemflusses (Hypopnoen) führen.
Pickwick-Syndrom (Adipositas-Hypoventilationssyndrom)
Eine besonders ausgeprägte Form des OSAS ist das Pickwick-Syndrom. Es tritt bei Patienten mit erheblicher Adipositas auf und ist durch eine Kombination aus OSAS, Schlafsucht (Hypersomnie), sekundärer pulmonaler Hypertonie, Polyglobulie und Rechtsherzinsuffizienz gekennzeichnet. Dies führt zu einer chronischen Hyperkapnie (erhöhter CO2-Spiegel) und Hypoxie (Sauerstoffmangel).
Ätiologie und Risikofaktoren
Die Entstehung eines OSAS wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. Zu den wichtigsten prädisponierenden Faktoren gehören:
- Übergewicht (Adipositas)
- Männliches Geschlecht
- Nikotin- und Alkoholkonsum
- Einnahme von schlaffördernden Medikamenten (Hypnotika), wie z.B. Benzodiazepine, vor dem Schlafengehen
Pathogenese
Die Kernursache des OSAS ist ein nächtlicher Kollaps des Pharynx (Rachenraum), meist bedingt durch einen erniedrigten Muskeltonus der Rachenmuskulatur im Schlaf. Auch anatomische Engstellen wie eine Septumdeviation, eine Tonsillenhyperplasie oder Tumoren können die Atemwege verlegen. Diese Obstruktion führt zu Apnoen oder Hypopnoen.
- Hypopnoe: Eine Reduktion des Atemstroms um mehr als 50 %.
- Apnoe: Eine vollständige Atempause für eine Dauer von mehr als 10 Sekunden.
Die Folge ist ein verminderter arterieller Sauerstoff-Partialdruck (Hypoxie) und ein erhöhter CO2-Partialdruck. Der Körper reagiert auf den Sauerstoffmangel mit kurzen Aufwachreaktionen (Arousals), die mit einer Aktivierung des Sympathikus einhergehen. Dies fragmentiert den Schlaf, unterbricht die Tiefschlafphasen und verhindert einen erholsamen Schlaf.
Symptomatik
Die Symptome des OSAS lassen sich in nächtliche und tägliche Beschwerden unterteilen.
Symptome im Schlaf
- Lautes, unregelmäßiges Schnarchen
- Beobachtete Atempausen
- Arterielle Hypertonie, insbesondere ein fehlendes Absinken des Blutdrucks in der Nacht
Symptome am Tag
- Ausgeprägte Tagesmüdigkeit mit starker Einschlafneigung, die bis zum gefährlichen Sekundenschlaf führen kann.
- Morgendliche Abgeschlagenheit und das Gefühl, nicht erholt zu sein
- Konzentrationsschwäche und Leistungsminderung
Diagnostik
Die Diagnose basiert auf der Anamnese (insbesondere auch der Fremdanamnese durch den Partner) und wird durch technische Untersuchungen im Schlaflabor bestätigt.
Diagnostische Kriterien
Für die Diagnose sind spezifische Kriterien während des Schlafs entscheidend:
- Apnoe-Episoden mit einer Dauer von mindestens 10 Sekunden.
- Ein Abfall der Sauerstoffsättigung (SpO2) um mindestens 4 %.
- Der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI), der die Anzahl der Apnoen und Hypopnoen pro Stunde Schlaf angibt, ist pathologisch bei einem Wert von ≥ 5.
Polysomnografie
Die Polysomnografie im Schlaflabor ist der Goldstandard für die Diagnosestellung. Hierbei werden während des Schlafs verschiedene Körperfunktionen kontinuierlich überwacht, darunter EEG (Hirnströme), EKG (Herzaktivität), EMG (Muskelaktivität) und EOG (Augenbewegungen), um das Schlafprofil und die Atemereignisse exakt zu erfassen.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad des OSAS, der durch den AHI bestimmt wird.
Allgemeine Maßnahmen
Basismaßnahmen umfassen eine Änderung des Lebensstils, wie Gewichtsreduktion bei Übergewicht, das Meiden von Alkohol und Nikotin vor dem Schlafengehen sowie eine gute Schlafhygiene. Bei lageabhängiger Apnoe kann das Schlafen in Seitenlage hilfreich sein.
Apparative Maßnahmen
Die Standardtherapie und wirksamste Behandlung ist die nächtliche Überdruckbeatmung mit einer nasalen CPAP-Maske (Continuous Positive Airway Pressure). Das Gerät erzeugt einen leichten Überdruck, der die Atemwege mechanisch offenhält und so Apnoen verhindert. Alternativ können bei leichteren Fällen oder bei Retrognathie (Zurückverlagerung des Unterkiefers) spezielle Bissschienen (Unterkieferprotrusionsschienen) eingesetzt werden.
Operative Maßnahmen
Chirurgische Eingriffe kommen in Betracht, wenn eine klare anatomische Ursache vorliegt. Mögliche Operationen sind die Korrektur des Nasenseptums, die Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) oder eine Straffung des weichen Gaumens (Uvuloplastik).
Komplikationen
Ein unbehandeltes OSAS ist mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden.
- Erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen wie Myokardinfarkt, Schlaganfall und plötzlichen Herztod.
- Erhöhte Unfallgefahr im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz durch die ausgeprägte Tagesmüdigkeit und den Sekundenschlaf.