Resektionen an Jejunum und Ileum (Dünndarm)
Chirurgische Eingriffe am Dünndarm umfassen die teilweise oder vollständige Entfernung von Abschnitten des Jejunums oder Ileums. Die Indikationen und operativen Prinzipien sind spezifisch auf die empfindliche Funktion und Anatomie dieses Darmabschnitts abgestimmt.
Indikationen für Dünndarmresektionen
Eine Resektion am Dünndarm ist bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern notwendig. Zu den häufigsten Gründen gehören:
- Darmnekrosen bei Notfällen: Insbesondere bei einem mechanischen Ileus, verursacht durch eine inkarzerierte Hernie oder einen Bridenileus, ist eine sofortige Intervention entscheidend. Eine Operation sollte spätestens 6 Stunden nach Beginn der Symptomatik erfolgen, um irreversible Schäden zu vermeiden.
- Tumoren: Sowohl gutartige Tumoren, die bluten oder den Darm verengen, als auch maligne Erkrankungen wie Karzinome, Sarkome oder Karzinoide erfordern eine chirurgische Entfernung.
- Morbus Crohn: Bei schweren Komplikationen wie Perforation, Ileus oder unstillbaren Blutungen, die oft das terminale Ileum betreffen, ist eine Operation unumgänglich.
- Weitere Indikationen: Dazu zählen Invaginationen (vor allem bei Säuglingen), traumatische Dünndarmverletzungen, Perforationen und sehr große Meckel-Divertikel.
Operative Prinzipien
Der Zugang kann offen-chirurgisch oder laparoskopisch erfolgen. Das oberste Prinzip lautet: "So wenig wie möglich, so viel wie nötig" entfernen, um die Funktion des Dünndarms maximal zu erhalten. Bei malignen Tumoren ist ein Sicherheitsabstand von mindestens 10 cm zum gesunden Gewebe sowie die Mitnahme des zugehörigen Mesenteriums und der Lymphknoten erforderlich. Eine kritische Komplikation ist das Kurzdarm-Syndrom, das bei einer Resektion von mehr als 50 % der Dünndarmlänge droht. Die Vitalität des verbleibenden Darms (erkennbar an rosiger Farbe, Peristaltik und Pulsationen) ist für den Erfolg der Operation entscheidend.
Resektionen am Kolon und Rektum (Dickdarm)
Operationen am Dickdarm sind komplexe Eingriffe, die von der Entfernung kleiner Segmente bis zur kompletten Proktokolektomie reichen. Die Wahl des Verfahrens hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung und ihrer Lokalisation ab.
Einteilung und Verfahren
Man unterscheidet zwischen kontinuitätserhaltenden Resektionen, bei denen die Darmpassage durch eine direkte Anastomose wiederhergestellt wird, und Diskontinuitätsresektionen wie der Operation nach Hartmann. Eingriffe können einzeitig (Resektion und Anastomose in einer OP) oder zweizeitig (mit temporärer Anlage eines Schutzstomas) durchgeführt werden. Das zweizeitige Vorgehen wird bei hohem Risiko für eine Anastomoseninsuffizienz, z.B. bei einer Peritonitis, bevorzugt.
Spezifische Resektionsarten
Je nach betroffenem Darmabschnitt kommen verschiedene Standardoperationen zum Einsatz:
- Hemikolektomie rechts: Entfernung des terminalen Ileums, des Zökums, des Colon ascendens und der rechten Kolonflexur. Die Rekonstruktion erfolgt durch eine Ileotransversostomie (Anastomose zwischen Ileum und Colon transversum).
- Hemikolektomie links: Resektion der linken Kolonflexur, des Colon descendens und von Teilen des Sigmas.
- Operation nach Hartmann: Eine typische Notfalloperation, z.B. bei perforierter Sigmadivertikulitis. Dabei wird der erkrankte Abschnitt entfernt, ein endständiges Kolostoma angelegt und der Rektumstumpf blind verschlossen. Die Wiederherstellung der Kontinuität erfolgt in einer zweiten Operation.
- (Tiefe) Anteriore Rektumresektion (TAR/TARR) mit TME: Das Standardverfahren für Rektumkarzinome des oberen und mittleren Drittels. Es ist ein sphinktererhaltender Eingriff.
- Totale Mesorektale Exzision (TME): Ein zentraler Bestandteil der onkologischen Rektumchirurgie. Hierbei wird das Rektum mitsamt seinem umgebenden Fett- und Bindegewebe (Mesorektum) als eine Einheit entfernt. Dieses Vorgehen senkt die Rate an Lokalrezidiven bei Rektumkarzinomen signifikant.
- Rektumamputation: Notwendig bei sehr tief sitzenden Tumoren mit Infiltration des Schließmuskels. Sie erfordert die Anlage eines permanenten Kolostomas.
- Totale Proktokolektomie: Die Entfernung des gesamten Kolons und Rektums, z.B. bei Colitis ulcerosa. Oft wird ein ileoanaler Pouch angelegt, um die Kontinenz zu erhalten.