🟠 NSAR (NSAID) / nichtsteroidale Antirheumatika/Antiphlogistika
NSAR (NSAID) Mindmap: Kernwissen für Medizinstudium & Ärzte. Effiziente Prüfungsvorbereitung zu Wirkung, Indikationen, Nebenwirkungen.
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR/NSAID)
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), englisch Non-steroidal anti-inflammatory Drugs (NSAIDs), sind eine zentrale Wirkstoffgruppe innerhalb der Nichtopioid-Analgetika. Sie überschneiden sich größtenteils mit den COX-Hemmstoffen, die Begriffe sind jedoch nicht synonym. Das entscheidende Kriterium für ein NSAR ist seine entzündungshemmende (antiphlogistische) Wirkung. Substanzen, die zwar die Cyclooxygenase (COX) hemmen, aber keine relevante antiphlogistische Wirkung entfalten, wie z.B. niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) zur Thrombozytenaggregationshemmung, zählen nicht zu den NSAR.
Die Gruppe der NSAR umfasst verschiedene Klassen von COX-Hemmstoffen:
- Präferenzielle COX-1-Hemmstoffe (mit antiphlogistischer Wirkung)
- Nicht-selektive COX-Hemmstoffe (oft als "traditionelle NSAR" bezeichnet)
- Präferenzielle COX-2-Hemmstoffe
- Selektive COX-2-Hemmstoffe (Coxibe)
Nicht-selektive COX-Hemmstoffe / Traditionelle NSAR
Wirkmechanismus und Eigenschaften
Diese Wirkstoffe hemmen die Cyclooxygenase-1 (COX-1) und die Cyclooxygenase-2 (COX-2) in etwa gleichem Maße. Sie besitzen etablierte analgetische, antipyretische und antiinflammatorische Eigenschaften und sind aufgrund ihrer breiten Wirksamkeit und niedrigen Kosten weit verbreitet.
Beispiele
- Propionsäurederivate: Ibuprofen, Naproxen
- Essigsäurederivate: Diclofenac, Indometacin
- Salicylate: Hochdosierte Acetylsalicylsäure (ASS, ab ca. 3000 mg/Tag)
- Oxicame: Piroxicam, Meloxicam
Nebenwirkungen
Durch die starke Hemmung der protektiven COX-1 besteht ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen wie Magenschleimhauterosionen und Ulzera. Die Hemmung der Thrombozytenaggregation kann zudem das Blutungsrisiko erhöhen.
Präferenzielle COX-2-Hemmstoffe
Wirkmechanismus und Eigenschaften
Diese Substanzen hemmen die COX-2 stärker als die COX-1, sind jedoch nicht vollständig selektiv. Zu dieser Gruppe zählen Wirkstoffe wie Meloxicam und Diclofenac.
Vorteile und Nachteile
Das Risiko für gastrointestinale Komplikationen ist geringer als bei den traditionellen NSAR, aber dennoch vorhanden. Ein wesentlicher Nachteil ist ein potenziell erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bei Langzeitanwendung, da diese Wirkstoffe keinen kardioprotektiven Effekt durch Thrombozytenaggregationshemmung bieten.
Selektive COX-2-Hemmstoffe (Coxibe)
Wirkmechanismus und Eigenschaften
Coxibe hemmen spezifisch die induzierbare COX-2 im entzündeten Gewebe, während die konstitutive COX-1 kaum beeinflusst wird. Dies führt zu einer starken analgetischen und antiinflammatorischen Wirkung.
Beispiele
- Celecoxib
- Etoricoxib
- Parecoxib (zur parenteralen Gabe)
Hinweis: Wirkstoffe wie Rofecoxib und Valdecoxib wurden aufgrund erhöhter kardiovaskulärer Risiken vom Markt genommen.
Klinische Anwendung und Risiken
Der Hauptvorteil liegt in einem deutlich geringeren Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen. Demgegenüber steht jedoch ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall), insbesondere bei Langzeitanwendung. Daher ist eine strenge Indikationsstellung und Nutzen-Risiko-Abwägung unerlässlich. Coxibe sind für Patienten mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen oder hohen Risikofaktoren nicht geeignet.
Präferenzielle COX-1-Hemmstoffe (als NSAR)
Eigenschaften und Risiken
Einige präferenzielle COX-1-Hemmer wie Ketorolac oder Flurbiprofen besitzen eine ausgeprägte antiinflammatorische Wirkung und zählen somit zu den NSAR. Aufgrund ihrer starken COX-1-Hemmung ist ihr Einsatz jedoch mit einem besonders hohen Risiko für gastrointestinale Blutungen und Nierenschädigungen verbunden. Ketorolac ist daher nur zur Kurzzeittherapie zugelassen.
Kombination von NSAR
Wichtige Anwendungshinweise
Die Kombination von zwei verschiedenen NSAR-Wirkstoffen (z.B. Ibuprofen und Diclofenac oder ein traditionelles NSAR mit einem Coxib) ist klinisch nicht sinnvoll und sollte vermieden werden. Eine solche Kombination führt nicht zu einer Steigerung der analgetischen Wirkung, potenziert aber das Risiko für Nebenwirkungen erheblich, insbesondere das Risiko für gastrointestinale und kardiovaskuläre Komplikationen.