Terminologie
Das Non-Hodgkin-Lymphom, abgekürzt NHL, bezeichnet eine heterogene Gruppe von Krebserkrankungen des lymphatischen Systems.
Definition
Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) sind eine heterogene Gruppe klonaler Neoplasien des lymphatischen Systems. Sie gehen meist von den Vorläuferzellen der B-Lymphozyten (ca. 85 % der Fälle) oder seltener der T-Lymphozyten aus und gehören zur übergreifenden Gruppe der malignen Lymphome.
Einteilung
Die Klassifikation der NHL erfolgt nach verschiedenen Kriterien, darunter die Zelllinienzugehörigkeit, der Malignitätsgrad und die Ausbreitung.
Einteilung nach Zelllinienzugehörigkeit (WHO-Klassifikation)
Die Mehrheit der NHL sind B-Zell-Lymphome (ca. 85 %), während T- und NK-Zell-Lymphome seltener sind. Zu den häufigsten B-Zell-Lymphomen gehören:
- Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL)
- Follikuläres Lymphom
- Extranodales Marginalzonen-B-Zell-Lymphom (MALT-Lymphom)
- Mantelzelllymphom
- Burkitt-Lymphom
Sonderformen wie die chronisch-lymphatische Leukämie (CLL) und das multiple Myelom (Plasmozytom) werden ebenfalls in dieser Gruppe klassifiziert.
Einteilung nach klinischer Verlaufsform und Malignitätsgrad
Die klinische Einteilung in niedrig- und hochmaligne Formen ist für die Prognose und Therapieentscheidung entscheidend.
- Niedrigmaligne (indolente) NHL: Diese machen etwa 85 % der Fälle aus und entstehen aus reifen Zellen mit geringer Teilungsaktivität. Sie zeichnen sich durch eine langsame Progression aus, sprechen jedoch oft schlecht auf eine Chemotherapie an und haben daher geringere Heilungschancen. Typische Beispiele sind das follikuläre Lymphom und die B-CLL.
- Hochmaligne (aggressive) NHL: Diese ca. 15 % der Fälle gehen von unreifen, schnell proliferierenden Vorläuferzellen aus. Sie führen zu einem aggressiven Krankheitsverlauf, sprechen aber gut auf eine Chemotherapie an, was zu einer Heilungschance von etwa 50 % führt.
Einteilung nach Ausbreitung
- Primär nodal: Befall beginnt in den Lymphknoten (z.B. follikuläres Lymphom, Burkitt-Lymphom).
- Primär extranodal: Befall beginnt außerhalb der Lymphknoten, z.B. in der Schleimhaut (MALT-Lymphom) oder Haut (Mycosis fungoides).
- Disseminiert leukämisch: Die Lymphomzellen sind im Blut nachweisbar (z.B. B-CLL, Haarzellleukämie).
Pathogenese
Eine zentrale Rolle in der Entstehung von NHL spielen chromosomale Translokationen, die zur Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen führen können.
Stadieneinteilung
Die Ausbreitung des Lymphoms im Körper wird nach der Ann-Arbor-Klassifikation bestimmt.
Symptomatik
Die klinischen Anzeichen eines NHL sind oft unspezifisch. Typische Symptome umfassen:
- B-Symptomatik: Unerklärliches Fieber (>38°C), starker Nachtschweiß und ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 10 % in 6 Monaten.
- Lymphknotenschwellung: Meist schmerzlose (indolente), über Wochen persistierende Schwellungen, häufig am Hals, in den Achseln oder der Leiste.
- Splenomegalie: Eine Milzvergrößerung, oft im Rahmen einer Hepatosplenomegalie.
- Symptome bei Knochenmarkinfiltration: Eine Verdrängung der normalen Blutbildung kann zu Anämie (Müdigkeit, Leistungsminderung), Thrombozytopenie (Blutungsneigung) und Leukozytopenie (Infektneigung) führen.
- Extranodale Symptome: Je nach befallenem Organ, z.B. Hautinfiltrate.
Diagnostik
Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus klinischer Untersuchung, Laboranalysen und bildgebenden Verfahren. Die definitive Sicherung erfolgt durch eine Gewebeprobe.
- Körperliche Untersuchung: Palpation aller Lymphknotenstationen.
- Labordiagnostik: Wichtige Parameter sind das Differenzialblutbild (Nachweis von Zytopenien), LDH und β2-Mikroglobulin als Verlaufsparameter, sowie eine Serumelektrophorese zum Nachweis von Paraproteinen (M-Gradient).
- Staging (Ausbreitungsdiagnostik): Um das Krankheitsstadium festzulegen, werden bildgebende Verfahren wie CT von Hals, Thorax und Abdomen sowie oft auch ein PET-CT eingesetzt. Entscheidend für das Staging sind zudem die Knochenmarkpunktion und -biopsie zum Ausschluss eines Befalls. Bei hochmalignen Lymphomen oder neurologischen Symptomen ist eine Lumbalpunktion zur Untersuchung des Liquors indiziert. Histologisch fehlen die für das Hodgkin-Lymphom typischen Reed-Sternberg-Zellen.
Therapie
Die Behandlung richtet sich primär nach dem Malignitätsgrad und dem Krankheitsstadium.
Therapie niedrigmaligner NHL
Bei lokalisierten Stadien kommt eine Strahlentherapie mit kurativer Absicht zum Einsatz. Bei disseminierten, aber asymptomatischen Verläufen wird oft eine "Watch-and-Wait"-Strategie verfolgt. Eine Behandlung (z.B. mit dem R-CHOP-Schema) erfolgt erst bei Symptombeginn und ist meist palliativ.
Therapie hochmaligner NHL
Hier ist das Ziel die Heilung. Der Therapiestandard ist die Polychemotherapie, meist nach dem R-CHOP-Schema (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednisolon). Die Heilungschancen liegen bei etwa 50 %. Bei einem Rezidiv kann eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation erwogen werden.
Prognose
Die Prognose des Non-Hodgkin-Lymphoms ist stark vom histologischen Subtyp (Malignitätsgrad) und dem Ausbreitungsstadium bei Diagnosestellung abhängig.