Natrium: Physiologie und klinische Bedeutung
Natrium (Na+) ist das mengenmäßig wichtigste Kation im Extrazellulärraum und spielt eine zentrale Rolle im Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers. Seine Konzentration und Gesamtmenge sind entscheidend für die Regulierung der Osmolalität und des extrazellulären Volumens. Der Natriumgradient zwischen dem Extra- und Intrazellulärraum ist zudem fundamental für die Erregbarkeit von Nerven- und Muskelzellen.
- Referenzbereich im Serum: 135–145 mmol/l
- Einfluss der Gesamtmenge: Reguliert das extrazelluläre Volumen.
- Einfluss der Konzentration: Bestimmt maßgeblich die Osmolalität.
Störungen des Natriumhaushalts
Abweichungen der Serumnatriumkonzentration von der Norm werden als Hyponatriämie (Natriummangel) oder Hypernatriämie (Natriumüberschuss) bezeichnet und können schwerwiegende klinische Konsequenzen haben.
Hyponatriämie
Eine Hyponatriämie liegt bei einer Serumnatriumkonzentration von unter 135 mmol/l vor. Sie ist eine der häufigsten Elektrolytstörungen. Werte unter 130 mmol/l führen oft zu Symptomen, während Konzentrationen unter 120 mmol/l als gefährlich gelten und auf eine relevante Grunderkrankung hinweisen.
Die Ursachen sind vielfältig und lassen sich in verschiedene Pathomechanismen einteilen:
- Renaler Natriumverlust: Häufig durch die Therapie mit Diuretika (insbesondere Thiaziddiuretika) oder durch osmotische Diurese bei Hyperglykämie.
- Extrarenaler Natriumverlust: Verursacht durch rezidivierendes Erbrechen, Diarrhö oder Pankreatitis.
- Gestörte Wasserausscheidung: Typischerweise bei chronischer Niereninsuffizienz oder im Rahmen des Syndroms der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH), bei dem eine pathologisch erhöhte ADH-Freisetzung zu einer Wasserretention und Verdünnungshyponatriämie führt.
- Aktivierung von RAAS und ADH: Bei reduziertem effektivem intravasalem Volumen, z.B. durch Ödembildung bei Herzinsuffizienz oder Hypalbuminämie bei Leberzirrhose und nephrotischem Syndrom.
- Weitere Ursachen: Mangel an Mineralokortikoiden (M. Addison), psychogene Polydipsie oder eine Pseudohyponatriämie bei schwerer Hyperlipidämie oder Hyperproteinämie.
Hypernatriämie
Eine Hypernatriämie, definiert als eine Serumnatriumkonzentration über 145 mmol/l, ist seltener als eine Hyponatriämie. Sie entsteht meist durch einen überproportionalen Wasserverlust oder eine exzessive Salzzufuhr.
Zu den Hauptursachen gehören:
- Übermäßiger Wasserverlust:
- Renal: z.B. bei Diabetes insipidus.
- Gastrointestinal: durch Erbrechen oder Diarrhö.
- Perspiratorisch: durch starkes Schwitzen oder Fieber.
- Mangelnde Wasserzufuhr: bei gestörtem Durstmechanismus oder fehlendem Zugang zu Wasser.
- Salzüberladung: Durch stark erhöhte orale Salzzufuhr oder die übermäßige Infusion hypertoner Lösungen.
Die Symptomatik umfasst starkes Durstgefühl, Polyurie und allgemeine Schwäche. Bei raschem Anstieg des Serumnatriums können schwere neurologische Komplikationen wie Hirnschwellung, Krampfanfälle und Koma auftreten. Die Prognose ist insbesondere bei Werten über 160 mmol/l ernst, mit einer hohen Mortalität.
Therapie der Hypernatriämie
Die Behandlung richtet sich nach dem Volumenstatus des Patienten. Bei einer Hypernatriämie mit Dehydratation erfolgt eine vorsichtige Volumensubstitution, typischerweise mit 5 %iger Glucoselösung. Bei einer Hypernatriämie mit Hyperhydratation (Volumenüberladung) besteht die Therapie aus einer Volumensubstitution mit 5 %iger Glucoselösung und zusätzlich einer forcierten Diurese, die durch die Gabe von Schleifendiuretika erreicht wird.