❗ MRGN (multiresistente gramnegative Erreger)

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KI-generierte Zusammenfassung:

MRGN (multiresistente gramnegative Erreger)

Multiresistente gramnegative Erreger (MRGN) sind eine Gruppe von Bakterien, die gegen mehrere Antibiotikaklassen unempfindlich geworden sind. Ihre Klassifizierung und Behandlung stellen eine erhebliche Herausforderung im klinischen Alltag dar, insbesondere bei nosokomialen Infektionen.

Einteilung nach Resistenzprofil

Die Einteilung von MRGN erfolgt nach der nachgewiesenen Resistenz gegenüber vier definierten Antibiotikagruppen. Die Leitsubstanzen für die Testung sind:

  • Acylureidopenicilline: Piperacillin
  • Cephalosporine der 3./4. Generation: Cefotaxim oder Ceftazidim
  • Carbapeneme: Imipenem oder Meropenem
  • Fluorchinolone: Ciprofloxacin

Basierend auf diesem Schema werden zwei Hauptkategorien unterschieden:

3MRGN

Ein Erreger wird als 3MRGN klassifiziert, wenn er eine Resistenz gegen drei der vier genannten Antibiotikagruppen aufweist. Typischerweise sind dies Acylureidopenicilline, Cephalosporine der 3./4. Generation und Fluorchinolone. Entscheidend ist, dass 3MRGN-Stämme noch auf Carbapeneme empfindlich (sensibel) reagieren. Der häufigste Resistenzmechanismus ist hier die Bildung von ESBL (Extended-Spectrum β-Laktamasen), Enzymen, die viele β-Laktam-Antibiotika spalten können, jedoch nicht die Carbapeneme.

4MRGN

Als 4MRGN werden Erreger bezeichnet, die gegen alle vier Antibiotikagruppen resistent sind, einschließlich der Carbapeneme. Diese Panresistenz macht die Therapie extrem schwierig. Der zugrundeliegende Mechanismus ist oft die Produktion von Carbapenemasen, welche auch Carbapeneme unwirksam machen. Infektionen mit 4MRGN-Erregern sind mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden.

Typische Erreger

MRGN finden sich hauptsächlich bei zwei Bakteriengruppen:

  • Enterobakterien: Diese sind Teil der normalen Darmflora, können aber Infektionen verursachen. Wichtige Vertreter sind Escherichia coli (E. coli), Klebsiella pneumoniae und Enterobacter-Spezies.
  • Nonfermenter: Hierbei handelt es sich um Umwelt- oder Nasskeime. Klinisch relevant sind vor allem Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii.

Klinische Bedeutung und Infektionen

MRGN sind häufige Verursacher von schweren, im Krankenhaus erworbenen (nosokomialen) Infektionen. Dazu gehören:

  • Blutstrominfektionen bis hin zur Sepsis
  • Harnwegsinfektionen, oft durch E. coli
  • Pneumonien, insbesondere beatmungsassoziierte Pneumonien (VAP)
  • Wundinfektionen, z.B. nach Operationen

Diagnostik und Therapie

Die Diagnostik stützt sich auf die mikrobiologische Kultur mit anschließender Resistenztestung (Antibiogramm), um das genaue Resistenzprofil zu bestimmen. Die Therapie richtet sich streng nach dieser Einteilung:

  • Bei 3MRGN-Infektionen: Da diese Erreger noch sensibel auf Carbapeneme sind, gelten Carbapeneme (z.B. Meropenem) als Mittel der Wahl für die Behandlung schwerer Infektionen.
  • Bei 4MRGN-Infektionen: Die Therapieoptionen sind stark eingeschränkt. Oft müssen Reserveantibiotika wie Colistin oder Tigecyclin eingesetzt werden, häufig in Form von Kombinationstherapien. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr und der schwierigen Behandelbarkeit sind bei 4MRGN-Nachweis strenge Hygienemaßnahmen, einschließlich Isolation des Patienten und Verwendung von Schutzkleidung, zwingend erforderlich.