Definition und Wirkmechanismus von Mannitol
Mannitol (auch Mannit oder unter dem Handelsnamen Osmofundin bekannt) ist ein osmotisch wirksames Diuretikum und ein Laxans. Seine Wirkung basiert auf der Steigerung der Osmolalität des Blutes. Dadurch wird Flüssigkeit aus dem Gewebe, insbesondere dem Gehirn, in die Blutbahn gezogen und anschließend über die Nieren ausgeschieden, was zu einer diuretischen (harntreibenden) und bei oraler Gabe auch abführenden Wirkung führt.
Indikationen für Mannitol
Therapeutische Anwendung
Mannitol wird in der Akut- und Intensivmedizin bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt:
- Hirndrucksyndrom: Die wichtigste Indikation ist die Senkung eines erhöhten intrakraniellen Drucks (ICP), beispielsweise bei einem Hirnödem nach einem Schädel-Hirn-Trauma.
- Akutes Winkelblockglaukom: Zur schnellen Senkung des Augeninnendrucks.
- Intoxikationen: Zur Beschleunigung der renalen Ausscheidung von Giftstoffen durch eine forcierte Diurese.
Diagnostische Anwendung
- Nierenfunktionsdiagnostik: Zur Bestimmung der renalen Clearance, ähnlich wie Inulin.
- Darmvorbereitung: Als osmotisches Laxans vor diagnostischen Eingriffen wie einer Koloskopie.
Kontraindikationen (KI)
Die Gabe von Mannitol ist unter bestimmten Umständen streng kontraindiziert, da sie den Zustand des Patienten verschlechtern kann:
- Aktive intrakranielle Blutung
- Schwere Herzinsuffizienz
- Bestehendes Lungenödem
- Hyperhydratation (Volumenüberladung)
- Schwere Dehydratation
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen)
Die Therapie mit Mannitol erfordert eine engmaschige Überwachung, da schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten können:
- Elektrolytstörungen: Vor allem Hypernatriämie und Hyperkaliämie durch den starken Wasserverlust.
- Dehydratation: Eine sorgfältige Überwachung der Flüssigkeitsbilanz ist essenziell.
- Paradoxe Hirndrucksteigerung: Ein sogenannter Rebound-Effekt kann bei wiederholter Gabe nach 24–48 Stunden zu einem erneuten Anstieg des Hirndrucks führen.
- Akute Niereninsuffizienz: Kann durch eine osmotische Schädigung der Tubuluszellen ausgelöst werden, weshalb ein Kreatinin-Monitoring erforderlich ist.
- ZNS-Toxizität: Kann sich durch Kopfschmerzen, Konzentrations- und Bewusstseinsstörungen bis hin zu Krampfanfällen äußern.