🟠 •• Mammakarzinom / Mamma-Ca / Brustkrebs
Mammakarzinom (Brustkrebs) Mindmap für Medizinstudium & Ärzte. Essentielles zu Ätiologie, Diagnose, Therapie für effiziente Prüfungsvorbereitung.
Definition und Epidemiologie des Mammakarzinoms
Das Mammakarzinom, auch als Brustkrebs oder Mamma-Ca bekannt, ist eine maligne Neoplasie, die von den Brustdrüsen oder den Milchgängen der Brust ausgeht. Es stellt die häufigste Krebserkrankung bei Frauen dar, wobei etwa jede siebte Frau im Laufe ihres Lebens betroffen ist. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter, mit einem Gipfel zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Männer sind nur sehr selten betroffen (ca. 1 % der Fälle).
Ätiologie und Risikofaktoren
Die Entstehung von Brustkrebs ist multifaktoriell. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:
- Hormonelle Faktoren: Weibliches Geschlecht, eine frühe erste Regelblutung (Menarche), eine späte Menopause sowie Kinderlosigkeit oder eine erste Schwangerschaft nach dem 35. Lebensjahr erhöhen das Risiko. Stillen wirkt hingegen protektiv.
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Belastung, insbesondere durch Mutationen in den Tumorsuppressorgenen BRCA-1 oder BRCA-2, ist für 5–10 % der Fälle verantwortlich und erhöht auch das Risiko für Ovarialkarzinome.
- Lebensstil und Umwelt: Deutliches Übergewicht (Adipositas), regelmäßiger Alkoholkonsum, Rauchen und geringe körperliche Aktivität sind ebenfalls bekannte Risikofaktoren.
- Vorerkrankungen: Eine Mastopathie Grad II/III oder ein bereits überstandenes Mammakarzinom der anderen Brust erhöhen das Risiko.
Lokalisation und Metastasierung
Am häufigsten tritt das Mammakarzinom im oberen äußeren Quadranten der Brust auf (ca. 50 % der Fälle). Die Metastasierung erfolgt primär auf zwei Wegen:
- Lymphogen: Die erste Station sind typischerweise die axillären (in der Achselhöhle gelegenen) Lymphknoten.
- Hämatogen: Über den Blutweg können sich frühzeitig Fernmetastasen bilden, vor allem in Lunge, Leber, Knochen und Gehirn.
Einteilung und Stadieneinteilung
Die Einteilung von Brustkrebs erfolgt nach histologischen und molekularen Kriterien. Der häufigste histologische Subtyp ist das invasive duktale Karzinom (NST - no special type). Eine Sonderform ist der Morbus Paget der Mamille. Die Stadieneinteilung erfolgt international nach der TNM-Klassifikation, die die Größe des Primärtumors (T), den Befall regionaler Lymphknoten (N) und das Vorhandensein von Fernmetastasen (M) beschreibt.
Diagnostik
Screening und klinische Untersuchung
Zur Früherkennung dienen die regelmäßige Selbstuntersuchung sowie die klinische Untersuchung durch einen Arzt. In Deutschland wird allen Frauen zwischen 50 und 70 Jahren ein regelmäßiges Mammografie-Screening angeboten. Karzinomverdächtige Befunde bei der Untersuchung sind unter anderem neu aufgetretene, derbe und schmerzlose Knoten, Hauteinziehungen, Asymmetrien der Brust, das Orangenhautphänomen (Peau d'orange) oder blutige Sekretionen aus der Mamille.
Bildgebende Diagnostik
Bei einem Verdachtsbefund ist eine Kombination aus Mammografie und Mammasonografie (Brustultraschall) der Standard.
- Mammografie: Malignitätsverdächtige Befunde sind spikulierte (sternförmige), unscharf begrenzte Herde sowie gruppierter, pleomorpher Mikrokalk. Die Befunde werden nach dem BI-RADS-System klassifiziert (0-6), um die Wahrscheinlichkeit für Malignität einzuschätzen.
- Mammasonografie: Sie ist besonders bei jungen Frauen mit dichtem Brustgewebe essenziell. Echoarme, irregulär begrenzte Läsionen mit dorsaler Schallauslöschung sind hier verdächtig.
Diagnosesicherung und Prognosefaktoren
Die definitive Diagnose eines Mammakarzinoms erfordert eine histologische Sicherung durch eine Biopsie, meist als sonografisch gesteuerte Stanzbiopsie. Jeder unklare oder verdächtige Befund muss auf diese Weise abgeklärt werden.
Anschließend ist die immunhistochemische Untersuchung des Biopsats entscheidend. Sie bestimmt prognostische und prädiktive Faktoren, die die Therapie maßgeblich steuern:
- Hormonrezeptorstatus (ER/PR): Der Nachweis von Östrogen- (ER) und Progesteronrezeptoren (PR) ist entscheidend für die Indikationsstellung einer antihormonellen (endokrinen) Therapie.
- HER2/neu-Status: Eine Überexpression dieses Wachstumsfaktor-Rezeptors ist ein ungünstiger prognostischer Faktor, ermöglicht aber den Einsatz einer gezielten Anti-HER2-Therapie (z.B. mit Trastuzumab).
- Grading (G1-G3): Beschreibt den Differenzierungsgrad der Tumorzellen und gibt Auskunft über die Aggressivität des Tumors.
Therapie
Die Therapie des Mammakarzinoms ist multimodal und richtet sich nach dem Tumorstadium, der Tumorbiologie (Rezeptorstatus, Grading) und dem Allgemeinzustand der Patientin. Man unterscheidet zwischen einem kurativen Ansatz bei frühen Stadien und einem palliativen Ansatz bei metastasierter Erkrankung. Bei einem metastasierten Mammakarzinom ist die Therapie nicht mehr kurativ, sondern zielt auf Symptomkontrolle und den Erhalt der Lebensqualität ab.
Operative Therapie
Die operative Entfernung des Tumors ist der zentrale Bestandteil der kurativen Behandlung.
- Brusterhaltende Therapie (BET): Dies ist heute der Standard, sofern der Tumor vollständig entfernt werden kann. Eine BET wird immer von einer anschließenden Strahlentherapie der betroffenen Brust gefolgt, um das Risiko eines Lokalrezidivs zu minimieren.
- Mastektomie: Die Entfernung der gesamten Brustdrüse ist bei großen Tumoren, multizentrischem Befall oder Kontraindikationen gegen eine Bestrahlung notwendig.
- Axilla-Operation: Zur Beurteilung des Lymphknotenstatus wird standardmäßig eine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (Entfernung des Wächterlymphknotens) durchgeführt.
Adjuvante und Neoadjuvante Therapie
Eine adjuvante (nach der OP) oder neoadjuvante (vor der OP) Systemtherapie soll Mikrometastasen zerstören und das Rückfallrisiko senken.
- Strahlentherapie: Nach einer BET ist sie obligatorisch. Nach einer Mastektomie ist sie bei hohem Rezidivrisiko (z.B. bei Lymphknotenbefall) indiziert.
- Endokrine Therapie: Bei Hormonrezeptor-positivem Tumor ist eine antihormonelle Therapie mit Substanzen wie Tamoxifen oder Aromatasehemmern über mehrere Jahre hinweg Standard.
- Chemotherapie: Sie wird bei Tumoren mit hohem Rezidivrisiko eingesetzt, z.B. bei Lymphknotenbefall, hohem Grading (G3) oder negativem Hormonrezeptorstatus.
- Anti-HER2-Therapie: Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs erhalten eine gezielte Antikörpertherapie.
Mögliche Komplikationen
Die Therapie kann zu spezifischen Komplikationen führen. Nach der Operation kann ein Lymphödem des Arms auftreten. Die Strahlentherapie kann Hautveränderungen und selten eine Lungen- oder Herzschädigung verursachen. Die Chemotherapie ist mit Nebenwirkungen wie Myelosuppression und Kardiotoxizität verbunden, während die antihormonelle Therapie das Risiko für Thromboembolien und Endometriumkarzinome (Tamoxifen) oder Osteoporose (Aromatasehemmer) erhöhen kann.