Definition und Ätiologie der Malaria
Malaria, historisch auch als Wechselfieber oder Sumpffieber bekannt, ist eine fieberhafte Infektionskrankheit, die durch einzellige Parasiten der Gattung Plasmodium verursacht wird. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in der Regel durch den Stich einer weiblichen Anophelesmücke. Die Erkrankung ist in fast allen tropischen und subtropischen Gebieten endemisch.
Einteilung der Malariaformen
Je nach auslösendem Plasmodium-Erreger werden verschiedene Malariaformen unterschieden, die sich in Symptomatik und Schweregrad unterscheiden:
- Malaria tropica: Verursacht durch Plasmodium falciparum. Dies ist die gefährlichste Form der Malaria und kann unbehandelt schnell zu schweren Komplikationen und zum Tod führen.
- Malaria tertiana: Verursacht durch Plasmodium vivax oder Plasmodium ovale. Charakteristisch ist ein Fieberrhythmus von 48 Stunden.
- Malaria quartana: Verursacht durch Plasmodium malariae. Hier treten die Fieberschübe alle 72 Stunden auf.
Pathogenese und Symptomatik
Nach der Infektion vermehren sich die Plasmodien in den Leberzellen und anschließend in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Der zyklische Zerfall (Lyse) der befallenen Erythrozyten führt zu den typischen Krankheitsschüben.
Klinische Zeichen
Die Symptomatik beginnt oft unspezifisch mit Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemeinem Krankheitsgefühl. Nach einigen Tagen setzen die charakteristischen, hochfieberhaften Schübe (> 40 °C) mit Schüttelfrost ein. Auf einen mehrstündigen Fieberanfall folgt ein fieberfreies Intervall. Der Fieberrhythmus ist je nach Malariaform unterschiedlich (bei Malaria tropica oft unregelmäßig). Weitere typische Befunde sind:
- Anämie: Durch die Zerstörung der Erythrozyten.
- Splenomegalie: Vergrößerung der Milz durch den Abbau der befallenen Blutzellen.
- Hepatosplenomegalie: Gleichzeitige Vergrößerung von Leber und Milz.
Diagnostik
Jedes Fieber unklarer Ursache nach einem Aufenthalt in einem Endemiegebiet (ab 6 Tagen bis mehrere Jahre nach Rückkehr) ist malariaverdächtig und muss als medizinischer Notfall behandelt werden. Die Anamnese bezüglich Auslandsaufenthalten ist daher entscheidend.
Labordiagnostik
Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch den direkten Erregernachweis im Blut.
- Dicker Tropfen und Blutausstrich: Der mikroskopische Nachweis der Plasmodien im Blut ist der Goldstandard. Diese Untersuchung ermöglicht die Bestimmung der Parasitendichte und die Differenzierung der Spezies. Bei negativem Erstbefund und anhaltendem Verdacht muss die Untersuchung wiederholt werden.
- Antigen-Schnelltests: Können als Ergänzung zur Mikroskopie eingesetzt werden, insbesondere wenn diese nicht sofort verfügbar ist.
- Weitere Laborbefunde: Typisch sind eine Thrombozytopenie (niedrige Thrombozytenzahl) und Zeichen einer hämolytischen Anämie (LDH-Erhöhung, erhöhtes indirektes Bilirubin).
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Malariaform, der Erregerdichte und dem klinischen Zustand des Patienten.
Unkomplizierte Malaria tropica
Die Behandlung erfolgt mit oralen Kombinationspräparaten wie Atovaquon/Proguanil oder Artemether/Lumefantrin.
Komplizierte Malaria tropica
Eine komplizierte Malaria (z.B. mit zerebraler Beteiligung, Nierenversagen, schwerer Anämie oder Schock) ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Die Behandlung erfordert eine intensivmedizinische Betreuung und die sofortige intravenöse Gabe von Artesunat. Begleitend sind supportive Maßnahmen wie Fiebersenkung und Flüssigkeitsmanagement essenziell.
Andere Malariaformen
- Malaria tertiana: Therapie erfolgt z.B. mit Artemether/Lumefantrin.
- Malaria quartana: Mittel der Wahl ist Chloroquin.
Komplikationen
Schwere Komplikationen treten fast ausschließlich bei der Malaria tropica auf. Dazu zählen:
- Zerebrale Malaria: Durch Mikrozirkulationsstörungen im Gehirn kommt es zu Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen und Koma.
- Akutes Nierenversagen: Oft begleitet von massiver Hämolyse, die zu einer Dunkelfärbung des Urins führt ("Schwarzwasserfieber").
- ARDS (Akutes Lungenversagen): Führt zu schwerer Atemnot.
- Schock, schwere Hypoglykämien und disseminierte intravasale Gerinnung (DIC).