Definition und Terminologie von Laxanzien
Laxanzien, umgangssprachlich auch als Abführmittel bezeichnet, sind Medikamente oder Wirkstoffe, die die Darmentleerung (Defäkation) fördern oder erleichtern. Die entsprechenden Adjektive sind "abführend" oder "stuhlgangfördernd".
Indikationen für den Einsatz von Abführmitteln
Laxanzien werden in verschiedenen klinischen Situationen eingesetzt:
- Zur vollständigen Darmentleerung vor diagnostischen oder operativen Eingriffen am Darm, wie beispielsweise einer Koloskopie.
- Zur Behandlung der akuten und chronischen Obstipation (Verstopfung), einschließlich medikamenteninduzierter Formen.
- Zur Erleichterung des Stuhlgangs nach operativen Eingriffen oder bei schmerzhaften Analleiden.
- Zur Verminderung der Bauchpresse bei schweren Erkrankungen.
- Zur beschleunigten Elimination von oral aufgenommenen Giften (forcierte Diarrhö).
Kontraindikationen
Der Einsatz von Laxanzien ist unter bestimmten Bedingungen streng kontraindiziert:
- Bei einem bestehenden mechanischen Ileus (Darmverschluss).
- Bei akuten Schüben von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
- Bei schweren Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)
Ein chronischer Gebrauch oder Missbrauch von Laxanzien (Laxanzien-Abusus) kann zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen, insbesondere zu einer Darmatonie (Darmlähmung) mit irreversiblen strukturellen Veränderungen der Darmwand. Generell besteht bei der Anwendung von Abführmitteln das Risiko, Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt zu verursachen.
Gruppen von Laxanzien und ihre Wirkmechanismen
Osmotische Laxanzien
Diese Wirkstoffe binden Wasser im Darmlumen und erhöhen so das Stuhlvolumen und dessen Gleitfähigkeit.
- Salinische Laxanzien (Salze): Hierzu zählen Glaubersalz (Natriumsulfat) und Bittersalz (Magnesiumsulfat). Nachteile sind mögliche Elektrolytverschiebungen und ein unangenehmer Geschmack.
- Zuckerstoffe: Lactulose und Sorbit wirken ebenfalls osmotisch und fördern zusätzlich das Wachstum der Darmbakterien. Sie können Blähungen verursachen und sind bei schwerer Obstipation oft nicht ausreichend wirksam.
Lösliche Makromoleküle
Der wichtigste Vertreter dieser Gruppe ist Macrogol (Polyethylenglykol). Es wirkt rein physikalisch durch osmotische Wasserbindung im Darm, ohne vom Körper aufgenommen zu werden. Es gilt als gut verträglich und wirksam.
Füll- und Quellmittel
Diese Substanzen erhöhen durch Wasseraufnahme ihr Volumen im Darm, was die Darmperistaltik reflektorisch anregt. Zu dieser Gruppe gehören pflanzliche Stoffe wie Leinsamen, Weizenkleie und Flohsamenschalen sowie Agar-Agar und die synthetische Carboxymethylcellulose.
Darmstimulierende (antiabsorptiv und sekretagoge) Laxanzien
Diese Wirkstoffe steigern aktiv die Darmbewegung (Prokinetik) und fördern die Sekretion von Wasser und Elektrolyten in das Darmlumen. Vertreter sind Bisacodyl, Natriumpicosulfat, Ricinolsäure und pflanzliche Anthrachinone (z.B. aus Senna). Sie können Bauchgrimmen verursachen und bergen bei Daueranwendung ein Gewöhnungsrisiko.
Gleitmittel
Gleitmittel wie Glycerin (als Zäpfchen) erleichtern die Stuhlentleerung auf mechanischem Weg. Der frühere Einsatz von Paraffinöl gilt heute als obsolet.
Wichtige Hinweise zur Anwendung
Nach einer erfolgreichen Darmentleerung durch ein Laxans ist eine "kompensatorische Pause" von ein bis zwei Tagen ohne Stuhlgang normal und physiologisch. Dies liegt daran, dass der Darm sich erst wieder füllen muss und ist kein Anzeichen für eine erneute Obstipation.
Laxanzienabusus
Ein Missbrauch von Abführmitteln findet sich häufig bei Patientinnen und Patienten mit Essstörungen wie Anorexia nervosa und Bulimia nervosa, oft mit dem Ziel der Gewichtsreduktion. Die schwerwiegendste Langzeitfolge ist die Entwicklung einer chronischen Darmatonie.