Labordiagnostik zur Beurteilung der Nierenfunktion
Die Labordiagnostik ist ein zentraler Pfeiler zur Beurteilung der Nierenfunktion. Sie umfasst die Analyse verschiedener Nierenwerte (Nierenfunktionsparameter) im Blut und Urin, um die Leistung der Nieren, insbesondere die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), zu bewerten. Diese Parameter sind entscheidend für die Diagnose, Stadieneinteilung und Überwachung von akuten und chronischen Nierenerkrankungen.
Nierenfunktionsparameter im Serum
Diese Parameter geben Aufschluss über die Fähigkeit der Nieren, harnpflichtige Substanzen aus dem Blut zu filtern.
- Serum-Kreatinin: Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels. Es wird glomerulär filtriert und nur geringfügig tubulär sezerniert. Ein Anstieg im Serum deutet auf eine verminderte Filtrationsleistung hin. Wichtig: Der Serum-Kreatinin-Wert steigt erst bei einer Reduktion der GFR um mehr als 50 % signifikant an. Dieser Bereich wird als „kreatininblinder Bereich“ bezeichnet. Die Interpretation muss daher immer die individuelle Muskelmasse des Patienten berücksichtigen.
- Harnstoff: Als Endprodukt des Proteinstoffwechsels ist Harnstoff ebenfalls ein wichtiger Retentionsparameter. Seine Konzentration ist jedoch stark von der Proteinzufuhr, dem Hydratationsstatus und katabolen Stoffwechsellagen abhängig, was ihn weniger spezifisch als Kreatinin macht.
- Cystatin C: Dieses Protein wird von allen kernhaltigen Zellen konstant produziert und ist unabhängig von der Muskelmasse. Es gilt als sensitiverer Marker für eine frühe Nierenfunktionseinschränkung als Kreatinin.
Glomeruläre Filtrationsrate (GFR)
Die GFR ist das Maß für das pro Zeiteinheit von den Glomeruli filtrierte Flüssigkeitsvolumen und der wichtigste Indikator der exkretorischen Nierenfunktion.
- Geschätzte GFR (eGFR): In der klinischen Praxis wird die GFR meist nicht direkt gemessen, sondern anhand von Formeln (z.B. CKD-EPI-Formel) aus dem Serum-Kreatinin, Alter und Geschlecht geschätzt. Die eGFR ist der entscheidende Parameter zur Stadieneinteilung der chronischen Niereninsuffizienz und zur Dosisanpassung nierenpflichtiger Medikamente.
- Kreatinin-Clearance: Diese Methode zur Abschätzung der GFR erfordert das Sammeln von 24-Stunden-Urin sowie eine Blutprobe. Sie ist genauer als der alleinige Serum-Kreatinin-Wert, aber fehleranfällig in der Durchführung (Sammelfehler) und wird heute oft durch die eGFR ersetzt.