⭕ •• klinische Untersuchung des Abdomens
Klinische Abdomen-Untersuchung MindMap: Das Wichtigste für Medizinstudenten & Ärzte. Effiziente Prüfungsvorbereitung kompakt erklärt.
Indikationen zur Untersuchung des Abdomens
Eine klinische Untersuchung des Abdomens ist bei einer Vielzahl von Symptomen und Verdachtsdiagnosen indiziert. Man unterscheidet zwischen Notfallsituationen, akuten und chronischen Beschwerden sowie Screening-Untersuchungen.
Notfallsituationen
- Traumata im Bauchraum
- Akute Blutungen
- Verdacht auf Aortenaneurysma
- Unklare Kreislaufinstabilität
Akute und chronische Beschwerden
Zu den akuten Indikationen zählen plötzliche Bauchschmerzen (Verdacht auf akutes Abdomen), Übelkeit, Erbrechen, Ikterus und akute Stuhlveränderungen wie Diarrhoe oder Obstipation. Chronische Beschwerden umfassen rezidivierende Schmerzen, unklaren Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und tastbare Resistenzen.
Spezifische Krankheitsbilder
Die Untersuchung ist entscheidend bei Verdacht auf Appendizitis, Cholezystitis, Ileus, Peritonitis, Pankreatitis oder eine Mesenterialischämie.
Geruch (Foetor ex ore)
Der Mundgeruch kann wichtige diagnostische Hinweise auf systemische Erkrankungen geben:
- Foetor hepaticus: Ein süßlich-fauliger Geruch nach roher Leber, typisch für eine schwere Leberinsuffizienz.
- Foetor uraemicus: Ein urinartig-ammoniakalischer Geruch bei Niereninsuffizienz.
- Foetor diabeticus: Ein süßlich-fruchtiger Azetongeruch bei einer diabetischen Ketoazidose.
- Fäkulenter Geruch: Ein Hinweis auf eine Darmobstruktion (Ileus) oder Darmperforation.
Inspektion des Abdomens
Bei der Inspektion wird das Abdomen auf Form, Symmetrie, Hautveränderungen, sichtbare Pulsationen und Bewegungen beurteilt.
Form und Bauchdecke
Beurteilt werden die Kontur (z.B. vorgewölbt bei Aszites oder Meteorismus), Symmetrie und eventuelle Vorwölbungen (Tumoren, Hernien) oder Einziehungen (Narben). Eine gespannte oder harte Bauchdecke ist ein pathologischer Befund und kann auf eine Abwehrspannung hindeuten.
Hautveränderungen und Leberhautzeichen
Narben, Striae und spezifische Hautveränderungen geben Hinweise auf Voroperationen oder zugrundeliegende Erkrankungen. Besonders relevant sind die Leberhautzeichen, die auf eine chronische Lebererkrankung (z.B. Leberzirrhose) hindeuten:
- Caput medusae: Sichtbar erweiterte Venen um den Nabel als Zeichen einer portalen Hypertension.
- Spider-Nävi (Gefäßspinnen): Sternförmige Gefäßneubildungen, vor allem an Thorax und Gesicht.
- Palmar- und Plantarerythem: Gerötete Handflächen und Fußsohlen.
- Weitere Zeichen: Ikterus (Gelbfärbung der Haut), Lackzunge, "Bauchglatze" (Verlust der Bauchbehaarung) und Gynäkomastie bei Männern.
Ekchymosen wie das Grey-Turner-Zeichen (in den Flanken) oder das Cullen-Zeichen (periumbilikal) sind Warnhinweise für eine retroperitoneale Blutung, z.B. bei einer akuten Pankreatitis.
Auskultation des Abdomens
Die Auskultation erfolgt stets vor der Palpation und Perkussion, um die Darmgeräusche nicht künstlich zu verändern. Das Stethoskop wird systematisch über allen vier Quadranten für jeweils mindestens 30 Sekunden aufgesetzt.
Darmgeräusche (DG)
- Physiologisch: Lebhafte, nicht-klingende Darmgeräusche (ca. 5-10 pro Minute).
- Pathologisch:
- Hochgestellte, klingende Darmgeräusche: Können auf einen mechanischen Ileus hinweisen.
- Fehlende Darmgeräusche ("Totenstille"): Ein alarmierendes Zeichen für einen paralytischen Ileus.
- Verstärkte Darmgeräusche (Borborygmen): Können bei Gastroenteritiden oder in der Frühphase eines mechanischen Ileus auftreten.
Kratzauskultation
Die Kratzauskultation ist eine Methode zur genaueren Bestimmung der Lebergrenzen, bei der ein Kratzgeräusch auf der Haut von kranial nach kaudal verfolgt wird, während das Stethoskop über der Leberregion liegt.
Perkussion des Abdomens
Der Klopfschall über dem Abdomen ist normalerweise gedämpft oder tympanitisch (über luftgefüllten Darmschlingen). Eine pathologische Dämpfung kann auf Aszites, Tumoren oder vergrößerte Organe hinweisen. Ein wichtiger Teil ist die Prüfung auf Nierenlagerklopfschmerz, was auf eine Pyelonephritis oder Nierensteine hindeuten kann.
Palpation des Abdomens
Die Palpation erfolgt systematisch, beginnend mit oberflächlicher und anschließend tiefer Palpation in allen Quadranten. Man beginnt stets weit entfernt von der schmerzhaften Stelle.
Pathologische Befunde
Besondere Aufmerksamkeit gilt folgenden Befunden:
- Abwehrspannung: Eine unwillkürliche, brettharte Anspannung der Bauchmuskulatur ist ein starkes Indiz für eine Peritonitis (Bauchfellentzündung).
- Druckschmerz (Druckdolenz): Lokalisierter Schmerz bei Palpation.
- Tastbare Resistenzen: Können auf Tumoren oder "Walzen" (harter Stuhl bei Obstipation) hinweisen.
Palpation von Leber und Milz
- Leber: Eine normal große Leber ist meist nicht oder nur knapp unter dem rechten Rippenbogen tastbar. Eine deutlich tastbare, vergrößerte (Hepatomegalie) oder derbe Leber ist pathologisch.
- Milz: Die Milz ist physiologisch nicht tastbar. Eine tastbare Milz (Splenomegalie) ist immer ein abklärungsbedürftiger Befund. Vorsicht ist bei stark vergrößerten Milzen geboten (z.B. bei Mononukleose) wegen der Gefahr einer Milzruptur durch die Palpation.
Spezifische klinische Zeichen
Je nach Lokalisation der Schmerzen werden spezifische Zeichen geprüft, wie die Appendizitiszeichen (z.B. McBurney-Punkt) bei Schmerzen im rechten Unterbauch oder das Murphy-Zeichen bei Verdacht auf Cholezystitis im rechten Oberbauch.
Digital-rektale Untersuchung (DRU)
Die digital-rektale Untersuchung ist ein integraler Bestandteil der vollständigen Untersuchung des Abdomens und sollte insbesondere bei Bauchschmerzen, Stuhlveränderungen oder Blut im Stuhl nicht ausgelassen werden.