Definition und Bedeutung von Serumkreatinin (Krea)
Das Serumkreatinin, in der medizinischen Fachsprache und im Jargon oft als "Krea" bezeichnet, ist der empfindlichste Routineparameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Seine Messung dient insbesondere der Feststellung einer eingeschränkten glomerulären Filtration (GFR).
Physiologie des Kreatinins
Referenzbereich und Einflussfaktoren
Der Referenzbereich für Kreatinin im Plasma oder Serum liegt bei 0,7–1,2 mg/dL (bzw. 62–110 µmol/l). Die Konzentration des Kreatinins wird maßgeblich von folgenden Faktoren beeinflusst:
- Nierenfunktion: Der wichtigste Faktor, da Kreatinin primär über die Nieren ausgeschieden wird.
- Muskelmasse: Eine hohe Muskelmasse (z.B. bei sehr muskulösen Menschen) führt zu höheren Kreatininwerten, während eine geringe Muskelmasse (z.B. bei Kindern, Frauen, älteren Menschen) die Werte senkt. Dies kann die Interpretation der Nierenfunktion verfälschen.
- Alter und Geschlecht: Diese beeinflussen die Werte ebenfalls, oft in direktem Zusammenhang mit der durchschnittlichen Muskelmasse.
Die Ernährung hat im Gegensatz zu Harnstoff keinen direkten Einfluss auf den Kreatininwert.
Klinische Interpretation der Kreatininwerte
Der kreatininblinde Bereich
Ein zentrales und klinisch hochrelevantes Konzept ist der sogenannte "kreatininblinde Bereich". Dieser beschreibt eine Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) von bis zu 50 % des individuellen Normwerts, bei der der Kreatininwert noch im Referenzbereich verbleiben kann.
Erst ab einer Einschränkung der glomerulären Filtration von mehr als 50 % kommt es zu einem messbaren Anstieg des Serumkreatinins. Das bedeutet, dass Kreatinin allein in diesem Bereich noch keine verlässliche Aussagekraft über eine bereits vorhandene, leichte bis moderate Nierenschädigung hat. Zur frühzeitigen Erkennung einer Nierenfunktionsstörung müssen daher bei Verdacht andere Parameter wie Harnstoff oder Cystatin C herangezogen werden.
Erhöhtes Kreatinin
Ein erhöhter Kreatininwert deutet auf eine eingeschränkte Nierenfunktion hin:
- Akuter Anstieg: Ein schneller Anstieg innerhalb kurzer Zeit ist ein starkes Verdachtsmoment für eine akute Niereninsuffizienz (AKI). Der Anstieg des Kreatinins erfolgt jedoch um mehrere Stunden verzögert im Vergleich zu anderen Markern wie Harnstoff.
- Chronische Erhöhung: Anhaltend hohe Werte über einen längeren Zeitraum sind typisch für eine chronische Niereninsuffizienz.
Erniedrigtes Kreatinin
Ein erniedrigter Kreatininwert hat in der Regel keine eigenständige pathologische Bedeutung. Er kann unter anderem bei geringer Muskelmasse, zu Beginn einer Schwangerschaft oder bei jugendlichen Patienten mit Diabetes mellitus auftreten.