Röntgenkontrastmittel
Röntgenkontrastmittel, auch als röntgendichte Kontrastmittel bezeichnet, werden in röntgen-positive und röntgen-negative Substanzen unterteilt. Sie dienen dazu, die Sichtbarkeit von Körperstrukturen in der Röntgendiagnostik zu verbessern.
Iodhaltige Kontrastmittel (Iodverbindungen)
Iodhaltige Kontrastmittel sind röntgen-positive Substanzen, die renal eliminiert werden. Sie werden je nach Löslichkeit und chemischer Struktur weiter unterteilt.
- Wasserlösliche Kontrastmittel: Diese werden am häufigsten verwendet und können ionisch oder nichtionisch sein. Sie werden oral oder intravenös (i.v.) appliziert für Verfahren wie CT, Urografie und Angiografie.
- Fettlösliche (ölhaltige) Kontrastmittel: Diese werden nur noch selten, beispielsweise für die Lymphografie, verwendet.
Wichtige Nebenwirkungen und Risiken (UAW)
- Thyreotoxische Krise: Ein erhebliches Risiko bei Patienten mit manifester Hyperthyreose. Vor der Gabe eines iodhaltigen Kontrastmittels muss daher gezielt nach Schilddrüsenerkrankungen gefragt und ggf. der TSH-Wert bestimmt werden. Bei dringender Indikation kann präventiv Natriumperchlorat verabreicht werden.
- Allergische und allergoide Reaktionen: Diese können von leichten Symptomen wie Übelkeit und Urtikaria bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock reichen.
- Kontrastmittel-Nephropathie (KIN): Eine Form der akuten Nierenschädigung, die nach Kontrastmittelgabe auftreten kann (siehe unten).
Kontraindikationen für iodhaltige Kontrastmittel
Die Gabe ist kontraindiziert bei:
- Schwerer Unverträglichkeitsreaktion in der Anamnese
- Manifester (unbehandelter) Hyperthyreose
- Schwerer Niereninsuffizienz
- Dekompensierter Herzinsuffizienz
Kontrastmittel-Nephropathie (KIN)
Die Kontrastmittel-Nephropathie (Contrast-Induced Nephropathy, CIN) ist definiert als ein Anstieg des Serum-Kreatinins um mehr als 25 % oder > 0,5 mg/dl innerhalb von 48-72 Stunden nach Kontrastmittelgabe. Der Peak der Nierenfunktionsverschlechterung wird nach 3-5 Tagen erreicht, eine Erholung tritt meist innerhalb von 7-10 Tagen ein.
Risikofaktoren
- Bestehende chronische Niereninsuffizienz (insbesondere GFR < 60 ml/min)
- Diabetische Nephropathie
- Herzinsuffizienz (NYHA III-IV)
- Hohe Kontrastmittelmenge (> 4 ml/kg)
- Gleichzeitige Einnahme nephrotoxischer Medikamente
- Höheres Alter und arterielle Hypertonie
Prävention und Management
Zur Prophylaxe der KIN sind folgende Maßnahmen entscheidend:
- Bestimmung des Kreatininwerts vor jeder Kontrastmittelgabe.
- Ausreichende Hydrierung des Patienten, typischerweise mit isotoner NaCl-Lösung (0,9 %).
- Verwendung der geringstmöglichen Kontrastmittelmenge.
- Pausieren nephrotoxischer Medikamente vor der Untersuchung.
- Kontrolle des Kreatininwerts 48-72 Stunden nach der Untersuchung bei Risikopatienten.
Als Alternativen können eine CO2-Angiographie oder eine Bildgebung ohne Kontrastmittel erwogen werden.
Bariumsulfat
Bariumsulfat ist ein röntgen-positives Kontrastmittel, das ausschließlich zur Darstellung des Magen-Darm-Trakts (z.B. Magen-Darm-Passage) oral oder rektal verabreicht wird.
Risiken und Kontraindikationen
Der größte Nachteil ist die Gefahr einer schweren chemischen Peritonitis, wenn Bariumsulfat bei einer Perforation in die freie Bauchhöhle gelangt.
Absolute Kontraindikationen für Bariumsulfat sind:
- Verdacht auf oder gesicherte gastrointestinale Perforation (z.B. bei tiefen Ulzera, postoperativ)
- Ileus (Darmverschluss)
- Hohe Aspirationsgefahr
Kontrastmittel für die MRT
Für die Magnetresonanztomographie (MRT) werden paramagnetische Kontrastmittel wie Gadolinium-basierte Substanzen verwendet. Gadolinium kann die intakte Blut-Hirn-Schranke nicht passieren und eignet sich daher zur Darstellung zerebraler Läsionen mit gestörter Schrankenfunktion, wie z.B. bei Multipler Sklerose.
Kontraindikationen
- Schwere Unverträglichkeitsreaktionen in der Vorgeschichte
- Hochgradige Niereninsuffizienz
Kontrastmittel für die Sonografie
Im kontrastmittel-verstärkten Ultraschall (CEUS) werden Emulsionen mit Mikrobläschen verwendet. Diese sind hyperreflexiv und dienen vor allem der Diagnostik von Gefäßläsionen, insbesondere in der Abdomensonografie.
Allgemeine Komplikationen (Kontrastmittelreaktionen)
Unabhängig vom Typ können Kontrastmittel Reaktionen auslösen, die nach dem Zeitpunkt ihres Auftretens unterschieden werden:
- Frühreaktionen (bis 30 min p.i.): Reichen von leichten Symptomen wie Übelkeit und Urtikaria bis zu schweren Reaktionen wie Dyspnoe, Blutdruckabfall und Herzstillstand.
- Spätreaktionen (30 min bis 2 Tage p.i.): Umfassen oft Hautveränderungen (Rötung, Juckreiz), Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome.