🟡⚠️ ∙∙ Kompartmentsyndrom
Kompartmentsyndrom Mindmap: Ursachen, Pathophysiologie, Symptome, Diagnose, Therapie. Essentiell für Medizinstudium & Prüfungserfolg.
Definition des Kompartmentsyndroms
Das Kompartmentsyndrom, auch Logensyndrom genannt, ist eine ernste Symptomatik, die durch eine Druckerhöhung in einem abgeschlossenen Geweberaum (Muskelloge) entsteht. Dieser erhöhte Druck stört die Blutversorgung (Mikrozirkulation) und führt zu einer gefährlichen Schwellung der Weichteile, die unbehandelt zu dauerhaften Schäden an Muskeln und Nerven führen kann.
Ätiologie und Ursachen
Ein Kompartmentsyndrom tritt meist nach Traumata auf. Die häufigsten Ursachen sind:
- Frakturen: Besonders häufig nach einer Tibiafraktur in der Tibialis-anterior-Loge.
- Kompression von außen: Verursacht durch Hämatome, zu enge oder nicht gespaltene Gipsverbände und zirkuläre Verbände.
- Weichteilschwellungen: Ödeme aufgrund von Muskelüberlastung (z.B. bei Extremsport wie Marathonlauf), Verbrennungen oder Reperfusionsödeme nach der Wiederherstellung der Durchblutung.
- Weitere Ursachen: Lagerungsschäden während Operationen (v.a. Steinschnittlagerung), bestimmte Drogen (z.B. Heroin) und selten auch Schlangenbisse.
Am häufigsten sind Extremitäten mit einem dünnen Weichteilmantel wie der Unterschenkel und der Unterarm betroffen.
Pathomechanismus
Der Pathomechanismus folgt einem Circulus vitiosus: Eine Schwellung der Weichteile erhöht den Druck in der Muskelloge. Dieser Druck behindert die Durchblutung, was zu einer Minderperfusion, Nervenschädigung und Ischämie führt. Ohne rechtzeitige Druckentlastung kann dies in einer Nekrose (Absterben des Gewebes) enden.
Symptome und klinische Anzeichen
Die Leitsymptome eines Kompartmentsyndroms sind:
- Starke, zunehmende Schmerzen, die auf Analgetika nicht adäquat ansprechen.
- Pralle, harte Schwellung der betroffenen Extremität.
- Schmerzverstärkung bei passiver Dehnung der Muskulatur.
- Gegebenenfalls Spannungsblasen auf der Haut.
- Sensibilitätsstörungen und motorische Ausfälle sind Spätzeichen.
Diagnostik
Klinische Untersuchung
Die Diagnose wird primär klinisch gestellt. Bei der Untersuchung fallen eine sichtbare, pralle Schwellung und eine harte Muskulatur auf. Wichtig ist, dass periphere Pulse anfangs oft noch tastbar sind und ihr Vorhandensein ein Kompartmentsyndrom nicht ausschließt.
Apparative Diagnostik
Die entscheidende und objektivierende Maßnahme ist die frühzeitige Messung des Kompartmentdrucks. Ein normaler Gewebedruck liegt unter 10 mmHg. Werte über 30–40 mmHg gelten als kritisch und sind eine klare Indikation für eine operative Intervention.
Labordiagnostik
Im Blut können erhöhte Werte von Kreatinkinase (CK) und Myoglobin auf einen begleitenden Muskelzerfall (Rhabdomyolyse) hinweisen.
Therapie
Konservative Therapie
In der Frühphase kann bei leichten Formen eine konservative Behandlung versucht werden. Diese umfasst die Flachlagerung und Kühlung der betroffenen Extremität. Regelmäßige und engmaschige Kontrollen des klinischen Befunds und des Kompartmentdrucks sind hierbei unerlässlich.
Operative Therapie: Fasziotomie
Die definitive Therapie des manifesten Kompartmentsyndroms ist die notfallmäßige operative Spaltung der Faszien (Fasziotomie oder Dermatofasziotomie). Dieser Eingriff entlastet den Druck in der Muskelloge. Ein entscheidender Punkt ist, dass die Wunde ohne direkten Wundverschluss bleibt, um eine erneute Druckerhöhung zu vermeiden; es wird eine sekundäre Wundheilung angestrebt. Bei Frakturen als Ursache ist Vorsicht geboten: Eine Regionalanästhesie sollte vermieden werden, da sie die Symptome verschleiern kann. Eine mögliche Komplikation der Operation sind Nervenschädigungen mit nachfolgenden neuropathischen Schmerzen.
Komplikationen
Wird ein Kompartmentsyndrom zu spät oder unzureichend behandelt, droht als schwerwiegende Folge die Volkmann-Kontraktur. Dabei handelt es sich um eine irreversible Beugekontraktur der Muskeln, die typischerweise am Unterarm zu einer Krallenstellung der Finger führt.