Anatomie des Schädels (Cranium)
Der menschliche Schädel gliedert sich in den Hirnschädel, der das Gehirn umschließt, und den Gesichtsschädel, der die Strukturen des Gesichts formt.
Hirnschädel (Neurocranium)
Der Hirnschädel besteht aus mehreren Knochen, die das Gehirn schützen:
- Os frontale (Stirnbein)
- Os parietale (Scheitelbein)
- Os occipitale (Hinterhauptbein)
- Os temporale (Schläfenbein)
- Os sphenoidale (Keilbein)
- Os ethmoidale (Siebbein)
Von besonderer klinischer Bedeutung ist das Os petrosum (Felsenbein), ein Teil des Schläfenbeins, da es die empfindlichen Strukturen des Innen- und Mittelohrs beherbergt. Wichtige Nervenkanäle wie der Porus acusticus internus (Eintritt für N. facialis, Austritt für N. vestibulocochlearis) und das Foramen stylomastoideum (Austritt für N. facialis) befinden sich hier.
Gesichtsschädel (Viscerocranium)
Der Gesichtsschädel umfasst Knochen wie die Maxilla (Oberkiefer), die Mandibula (Unterkiefer), das Os zygomaticum (Jochbein) sowie die Gehörknöchelchen (Malleus, Incus, Stapes).
Die Wirbelsäule (Columna vertebralis)
Die Wirbelsäule bildet die zentrale Achse des Skeletts und wird in drei Hauptabschnitte unterteilt, die durch ihre charakteristischen Krümmungen (Lordose und Kyphose) gekennzeichnet sind:
- Halswirbelsäule (HWS): Besteht aus 7 Halswirbeln und weist eine physiologische Lordose (Krümmung nach vorne) auf.
- Brustwirbelsäule (BWS): Umfasst 12 Brustwirbel und zeigt eine physiologische Kyphose (Krümmung nach hinten).
- Lendenwirbelsäule (LWS): Setzt sich aus 5 Lendenwirbeln zusammen und hat ebenfalls eine physiologische Lordose.
An die LWS schließen sich das Os sacrum (Kreuzbein), das aus fünf verschmolzenen Wirbeln besteht, und das Os coccygis (Steißbein) an. Das Iliosakralgelenk (ISG) stellt die entscheidende Gelenkverbindung zwischen dem Os sacrum der Wirbelsäule und dem Os ilium (Darmbein) des Beckens dar.
Der Schultergürtel und die obere Extremität
Schultergürtel (Cingulum membri superioris)
Der Schultergürtel verbindet den Arm mit dem Rumpf und besteht aus der Clavicula (Schlüsselbein) und der Scapula (Schulterblatt). Wichtige Gelenke sind:
- Acromioclaviculargelenk (AC-Gelenk): Die Verbindung zwischen dem Acromion der Scapula und der Clavicula.
- Schultergelenk (Glenohumeralgelenk): Das Kugelgelenk zwischen dem Humeruskopf und dem Glenoid (Cavitas glenoidalis) der Scapula, der Gelenkpfanne des Schultergelenks.
Knochen des Arms und der Hand
Der Arm gliedert sich in den Oberarm mit dem Humerus (Oberarmknochen), den Unterarm mit Radius (Speiche) und Ulna (Elle) sowie die Hand (Manus). Am Humerus ist das Collum chirurgicum eine prädilektierte Stelle für Frakturen. Die Hand besteht aus den Handwurzelknochen (Ossa carpi), den Mittelhandknochen (Ossa metacarpi) und den Fingerknochen (Phalangen). Unter den Handwurzelknochen ist das Os scaphoideum (Kahnbein) bei Frakturen besonders anfällig für Durchblutungsstörungen und die Entwicklung einer Pseudarthrose.
Der Brustkorb (Thorax)
Der Thorax wird vom Sternum (Brustbein), den 12 Rippenpaaren (Costae) und der Brustwirbelsäule gebildet. Er schützt lebenswichtige Organe wie Herz und Lunge. Der Raum zwischen zwei benachbarten Rippen wird als Interkostalraum bezeichnet und enthält wichtige Nerven und Gefäße.
Die untere Extremität
Hüfte und Becken
Das Becken (Pelvis) besteht aus dem Os ilium (Darmbein), Os ischii (Sitzbein) und Os pubis (Schambein), die zum Hüftbein (Os coxae) verschmolzen sind. Das Hüftgelenk (Articulatio coxae) wird von der Hüftpfanne (Acetabulum) und dem Hüftkopf (Caput femoris) gebildet.
Oberschenkel (Femur)
Der Femur (Oberschenkelknochen) ist der längste Knochen des menschlichen Körpers. Er gliedert sich in den Hüftkopf, den Schenkelhals, die Trochanteren (major und minor) als Muskelansatzpunkte und den Femurschaft. Die arterielle Versorgung des Hüftkopfes erfolgt primär über Gefäße, die entlang des Schenkelhalses verlaufen. Bei einer dislozierten Schenkelhalsfraktur besteht daher eine hohe Gefahr einer Hüftkopfnekrose.
Kniegelenk (Articulatio genus)
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des Körpers und verbindet Femur, Tibia (Schienbein) und Patella (Kniescheibe). Seine Stabilität wird durch einen komplexen Bandapparat gewährleistet:
- Kreuzbänder: Das vordere Kreuzband (VKB/LCA) und das hintere Kreuzband (HKB/PCL) sind zentrale Stabilisatoren, die Verschiebungen des Unterschenkels nach vorne und hinten verhindern.
- Seitenbänder: Das mediale (Innenband) und laterale (Außenband) Kollateralband sichern das Knie gegen seitliches Aufklappen (Valgus- und Varusstress).
- Menisken: Der Innen- und Außenmeniskus dienen als Stoßdämpfer und verbessern die Gelenkkongruenz. Eine kombinierte Verletzung von vorderem Kreuzband, medialem Kollateralband und Innenmeniskus wird als "Unhappy Triad" bezeichnet.
Unterschenkel und Fuß
Der Unterschenkel besteht aus der Tibia (Schienbein) und der Fibula (Wadenbein). Gemeinsam bilden sie mit dem Talus (Sprungbein) das obere Sprunggelenk (OSG). Die Stabilität des OSG wird maßgeblich durch die Malleolengabel gewährleistet, die vom Malleolus medialis der Tibia und dem Malleolus lateralis der Fibula gebildet wird. Der Fuß (Pes) setzt sich aus der Fußwurzel (Tarsus), dem Mittelfuß (Metatarsus) und den Zehen (Digiti) zusammen.