Klavikulafraktur: Definition und Terminologie
Eine Klavikulafraktur, auch als Claviculafraktur oder Schlüsselbeinbruch bezeichnet, ist ein Knochenbruch des Schlüsselbeins (Clavicula). Sie gehört zu den relativ häufigen Frakturen.
Ätiologie und Ursachen
Die häufigste Ursache für eine Klavikulafraktur bei Erwachsenen und älteren Kindern ist ein Sturz, typischerweise auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm. Hierbei handelt es sich meist um eine indirekte Kompressionsfraktur. Bei Neugeborenen ist die Klavikulafraktur die häufigste Geburtsverletzung und kann im Rahmen eines Geburtstraumas, beispielsweise bei Makrosomie oder einer Schulterdystokie, entstehen.
Einteilung und Lokalisation
Die Einteilung von Schlüsselbeinfrakturen erfolgt nach ihrer Lokalisation. Am häufigsten sind Frakturen im mittleren Drittel des Knochens oder am Übergang vom mittleren zum lateralen Drittel lokalisiert. Eine klinisch bedeutsame Sonderform ist die sogenannte "Floating Shoulder", bei der eine kombinierte Fraktur der Klavikula und des Schulterblatthalses (Collum scapulae) vorliegt. Dies führt zu einer erheblichen Instabilität, da das Schultergelenk den direkten knöchernen Kontakt zum Schultergürtel verliert.
Symptomatik und Klinik
Patienten mit einer Klavikulafraktur leiden typischerweise unter bewegungsabhängigen Schmerzen und nehmen eine Schonhaltung ein. Weitere klinische Zeichen sind:
- Schwellung und eventuell ein Hämatom über der Klavikula
- Eine scheinbare Verkürzung des betroffenen Armes
- Sichere Frakturzeichen wie eine sichtbare Fehlstellung oder Krepitationen
Diagnostik
Klinische Untersuchung
Der Verdacht auf eine Klavikulafraktur ergibt sich aus der Anamnese und der klinischen Untersuchung. Typische Befunde sind ein starker Druckschmerz über dem Schlüsselbein, eine tastbare Stufenbildung und eine Krepitation (Knochenreiben) bei Bewegung.
Bildgebende Verfahren
Zur Diagnosesicherung ist eine Röntgenaufnahme der Klavikula in zwei Ebenen (a.p. und axial) zwingend erforderlich. Bei Frakturen des lateralen (äußeren) Drittels kann eine zusätzliche Y-Aufnahme (auch Scapula-Tangentialaufnahme) notwendig sein. Bei komplexen Traumata oder dem Verdacht auf Begleitverletzungen kann eine Computertomographie (CT) indiziert sein.
Therapie der Klavikulafraktur
Die Therapie richtet sich nach dem Alter des Patienten, der Lokalisation und dem Ausmaß der Dislokation (Verschiebung) der Frakturfragmente.
Konservative Therapie
Eine konservative Behandlung ist bei nicht oder nur gering dislozierten Frakturen die Methode der Wahl. Die Ruhigstellung erfolgt meist mittels eines Rucksackverbandes oder eines Gilchristverbandes.
Operative Therapie
Eine operative Versorgung mittels Osteosynthese wird notwendig bei:
- Stark dislozierten Frakturen
- Frakturen des lateralen Drittels
- Offenen Frakturen
- Relevanten Begleitverletzungen (z.B. Gefäß- oder Nervenverletzungen)
Als operative Verfahren kommen Plattenosteosynthesen (z.B. mit winkelstabiler Platte bei komplexen Frakturen) oder intramedulläre Nägel zum Einsatz. Nach der Operation ist eine kurzzeitige Ruhigstellung erforderlich, eine volle Belastung ist meist erst nach etwa drei Monaten wieder möglich.
Mögliche Komplikationen
Insbesondere bei Frakturen des medialen (inneren) Drittels können schwerwiegende Begleitverletzungen auftreten. Dazu gehören Läsionen der darunterliegenden Gefäße (Arteria und Vena subclavia) und Nerven (Plexus brachialis). Auch Verletzungen der Lunge mit Entwicklung eines Pneumothorax sind möglich. Eine gefürchtete Spätkomplikation, vor allem nach konservativer Therapie stark dislozierter Frakturen, ist die Ausbildung einer Pseudarthrose (Falschgelenk), die eine operative Revision erfordert.