Definition und Ätiologie der infektiösen Mononukleose
Die infektiöse Mononukleose, auch als Pfeiffersches Drüsenfieber oder Morbus Pfeiffer bekannt, ist eine durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) ausgelöste Infektionskrankheit. Die Übertragung erfolgt primär durch Schleimhautkontakt, insbesondere über den Speichel, weshalb sie umgangssprachlich auch als "Kusskrankheit" bezeichnet wird. Epidemiologisch tritt die Erkrankung gehäuft im späten Kindes- und Jugendalter sowie bei jungen Erwachsenen auf.
Symptomatik und klinisches Bild
Nach einer Inkubationszeit von 10 bis 50 Tagen verläuft die Infektion häufig inapparent. Bei einem manifesten Krankheitsbild zeigt sich eine charakteristische Symptomtrias:
- Hohes Fieber und allgemeine Krankheitssymptome.
- Eine ausgeprägte Tonsillopharyngitis, oft als exsudative Tonsillitis mit gelblich-weißen Belägen auf den Gaumenmandeln.
- Eine deutliche zervikale oder generalisierte Lymphadenitis (Lymphknotenschwellung).
Zusätzlich können eine Splenomegalie (Milzvergrößerung), eine Hepatomegalie (Lebervergrößerung) und ein Ikterus (Gelbsucht) auftreten.
Diagnostik
Die Diagnose stützt sich auf die klinische Symptomatik und wird durch Laboruntersuchungen bestätigt.
Labordiagnostik
Typische Befunde im Labor sind:
- Blutbild: Eine Leukozytose mit einem hohen Anteil mononukleärer Zellen.
- Blutausstrich: Nachweis von atypischen, großen T-Lymphozyten, den sogenannten "Pfeiffer-Zellen".
- Leberwerte: Erhöhte Transaminasen und LDH als Zeichen einer häufig begleitenden, meist asymptomatischen Hepatitis.
Diagnosesicherung
Die Sicherung der Diagnose erfolgt serologisch durch den Nachweis von EBV-spezifischen Antikörpern mittels ELISA. Je nach Krankheitsstadium werden Antikörper gegen das Viruskapsidantigen (VCA-IgM, VCA-IgG) und das Epstein-Barr-nukleäre-Antigen 1 (EBNA1) bestimmt.
Therapie
Eine kausale Therapie oder eine Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus existiert nicht. Die Behandlung erfolgt daher rein symptomatisch.
- Körperliche Schonung ist essenziell. Insbesondere bei Nachweis einer Splenomegalie muss eine strikte Sportpause eingehalten werden, bis sich die Milzgröße normalisiert hat, um eine Milzruptur zu vermeiden.
- Zur Linderung von Schmerzen und Fieber werden Analgetika und Antipyretika wie Ibuprofen oder Metamizol eingesetzt.
- Kontraindiziert ist die Gabe von Paracetamol aufgrund seiner potenziellen Hepatotoxizität, die durch die EBV-bedingte Hepatitis verstärkt werden kann.
Komplikationen
Obwohl die Prognose bei immunkompetenten Patienten in der Regel gut ist, können Komplikationen auftreten.
- Die gefürchtetste Komplikation ist die Milzruptur, die auch bei nur gering ausgeprägter Splenomegalie spontan oder durch ein Bagatelltrauma auftreten kann.
- In der Rekonvaleszenzphase kann sich ein länger anhaltendes Chronic-Fatigue-Syndrom entwickeln.
- Bei immunkompromittierten Patienten, beispielsweise nach einer Organtransplantation, sind schwere bis letale Verläufe möglich.