🟠 Herzton/Herztöne (HT), Herzgeräusche (HG)

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KI-generierte Zusammenfassung:

Herztöne (HT)

Herztöne sind die physiologischen, bei der Auskultation des Herzens hörbaren Schallereignisse, die durch die Herzmechanik (Muskelanspannung und Klappenschluss) entstehen. Man unterscheidet primär den ersten und zweiten Herzton.

Physiologische Herztöne

  • 1. Herzton (1. HT): Dieser Ton ist relativ lang und dumpf. Er entsteht durch die Muskelanspannung der Ventrikel zu Beginn der Systole (Anspannungsphase) bei geschlossenen AV-Klappen (Mitralklappe und Trikuspidalklappe). Im EKG korreliert er mit dem QRS-Komplex.
  • 2. Herzton (2. HT): Dieser Ton ist kürzer und heller als der 1. HT. Er markiert das Ende der Systole und entsteht durch den Schluss der Taschenklappen (Aorten- und Pulmonalklappe). Im EKG korreliert er mit dem Ende der T-Welle. Eine physiologische Spaltung des 2. HT kann bei tiefer Inspiration auftreten. Eine pathologische, fixierte (atemunabhängige) Spaltung ist ein wichtiger Hinweis auf Erkrankungen wie eine Pulmonalstenose oder einen Vorhofseptumdefekt (ASD).

3. und 4. Herzton (Extratöne)

Diese Herztöne, auch als "Extratöne" oder Galopprhythmus bezeichnet, sind bei Kindern und Jugendlichen oft physiologisch, bei Erwachsenen gelten sie jedoch als pathologisch.

  • 3. Herzton (3. HT): Ein leiser, diastolischer Füllungston, der durch ein erhöhtes diastolisches Füllungsvolumen entsteht. Er ist ein typisches Zeichen für eine Herzinsuffizienz.
  • 4. Herzton (4. HT): Ein leiser, dumpfer Ton kurz vor dem 1. HT. Er wird durch die Vorhofkontraktion gegen einen erhöhten Widerstand bei erschwerter Kammerfüllung verursacht, typischerweise bei einer Linksherzhypertrophie.

Herzgeräusche (HG)

Herzgeräusche (HG) sind im Gegensatz zu Herztönen in der Regel pathologische Schallphänomene, die durch turbulente Blutströmungen entstehen. Häufigste Ursachen sind Herzklappenfehler (Stenosen oder Insuffizienzen) und Defekte der Herzscheidewand.

Einteilung nach Zeitpunkt (Systolikum vs. Diastolikum)

  • Systolikum: Ein Herzgeräusch, das während der Systole (zwischen 1. und 2. HT) auftritt. Es deutet typischerweise auf eine Stenose der Aorten- oder Pulmonalklappe oder eine Insuffizienz der Mitral- oder Trikuspidalklappe hin.
  • Diastolikum: Ein Herzgeräusch, das während der Diastole (nach dem 2. HT) auftritt. Es ist charakteristisch für eine Stenose der Mitral- oder Trikuspidalklappe oder eine Insuffizienz der Aorten- oder Pulmonalklappe.

Lautstärke

Die Lautstärke von Herzgeräuschen wird klinisch in einer Skala von 1/6 bis 6/6 angegeben:

  • 1/6: Sehr leise, nur mit Mühe hörbar.
  • 2/6: Leise, aber sofort mit dem Stethoskop hörbar.
  • 3/6: Laut, aber noch ohne tastbares Schwirren.
  • 4/6: Laut und von einem tastbaren Schwirren begleitet.
  • 5/6: Sehr laut, mit dem Stethoskop hörbar, auch wenn es nur teilweise auf der Brust aufliegt.
  • 6/6: Extrem laut, sogar ohne Stethoskop auf Distanz hörbar ("Distanzgeräusch").

Form und Dynamik

  • Spindelförmig (Crescendo-Decrescendo): Das Geräusch wird lauter und dann wieder leiser. Typisch für Klappenstenosen (z.B. Aortenklappenstenose).
  • Bandförmig (Holosystolisch): Gleichbleibende Lautstärke über die gesamte Systole. Typisch für Klappeninsuffizienzen (z.B. Mitralklappeninsuffizienz).
  • Abschwellend (Decrescendo): Beginnt laut und wird leiser. Ebenfalls typisch für Klappeninsuffizienzen (z.B. Aortenklappeninsuffizienz).

Frequenz und Klangcharakter

Der Klang kann weiter beschrieben werden als hochfrequent (klingend, gießend) oder tieffrequent (dumpf, murmelnd). Ein klassisches Beispiel ist das systolisch-diastolische "Maschinengeräusch" bei einem persistierenden Ductus arteriosus Botalli (PDA).

Punctum maximum (P.m.) und Fortleitung

Das Punctum maximum ist der Auskultationspunkt, an dem ein Geräusch am lautesten ist. Die Fortleitung (Ausstrahlung) beschreibt, in welche Richtung das Geräusch ausstrahlt (z.B. in die Karotiden bei Aortenstenose oder in die Axilla bei Mitralinsuffizienz), was wichtige diagnostische Hinweise liefert.

Sonderform: Perikardreiben

Das Perikardreiben ist ein kratzendes oder schabendes Geräusch, das synchron zur Herzaktion auftritt und nicht mit den Herzphasen allein korreliert. Es ist pathognomonisch für eine Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und entsteht durch das Aneinanderreiben der entzündeten Perikardblätter. Charakteristisch ist ein triphasisches "Lokomotivgeräusch", das am besten bei vorgebeugtem Oberkörper in Exspiration zu hören ist.