Hepatitis: Definition und Einteilung der Leberentzündung
Hepatitis, im Plural Hepatitiden, bezeichnet eine Entzündung des Lebergewebes (Leberparenchym). Die Einteilung erfolgt primär nach dem zeitlichen Verlauf. Eine akute Hepatitis heilt innerhalb von sechs Monaten aus, während eine chronische Hepatitis über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten andauert.
Virushepatitis: Die verschiedenen Hepatitisviren
Die häufigste Ursache für eine Hepatitis ist eine Infektion mit hepatotropen Viren, die primär die Leber befallen. Man unterscheidet hauptsächlich fünf Virustypen:
Hepatitis A (HAV)
Das Hepatitis-A-Virus ist ein RNA-Virus, das fäkal-oral, meist über kontaminierte Lebensmittel oder Wasser, übertragen wird. Die Infektion verläuft immer akut und wird niemals chronisch. Die Therapie erfolgt symptomatisch.
Hepatitis B (HBV)
Das Hepatitis-B-Virus ist ein DNA-Virus, das parenteral (z.B. Nadelstichverletzungen), sexuell oder perinatal übertragen wird. Während die akute Infektion oft spontan ausheilt, entwickeln 5–10 % der Erwachsenen eine chronische Hepatitis B, die zu Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom (HCC) führen kann.
Hepatitis C (HCV)
Das Hepatitis-C-Virus, ein RNA-Virus, wird ebenfalls parenteral, sexuell oder perinatal übertragen. Charakteristisch ist die hohe Chronifizierungsrate von 50–80 %. Eine chronische Hepatitis C führt unbehandelt häufig zu schweren Leberschäden. Eine durchgemachte Infektion bietet keinen Schutz vor einer Reinfektion.
Hepatitis D (HDV)
Das Hepatitis-Delta-Virus ist ein inkomplettes Virus, das nur in Verbindung mit einer Hepatitis-B-Infektion auftreten kann (Koinfektion oder Superinfektion). Die Übertragungswege sind identisch mit denen von HBV. Eine HDV-Superinfektion bei chronischer Hepatitis B führt in über 90 % der Fälle zu einem schweren, chronischen Verlauf.
Hepatitis E (HEV)
Das Hepatitis-E-Virus ist ein RNA-Virus, das wie HAV fäkal-oral übertragen wird. Die Infektion verläuft in der Regel akut und selbstlimitierend. Eine besondere Gefahr besteht für Schwangere, bei denen die Infektion in bis zu 20 % der Fälle einen fulminanten Verlauf nehmen kann.
Hepatitisserologie: Diagnostische Marker im Blut
Die serologische Diagnostik ist entscheidend für die Identifizierung des auslösenden Virus und die Bestimmung des Infektionsstadiums. Die Interpretation der spezifischen Antigene und Antikörper ist essenziell.
Hepatitis A Serologie
- Akute Infektion: Nachweis von Anti-HAV-IgM.
- Ausgeheilte Infektion oder Impfung: Nachweis von Anti-HAV-IgG (lebenslange Immunität).
Hepatitis B Serologie
- Akute Infektion: Nachweis von HBs-Antigen (HBsAg) und Anti-HBc-IgM. Das HBe-Antigen (HBeAg) ist oft ebenfalls positiv und zeigt eine hohe Infektiosität an.
- Chronische Infektion: Persistenz von HBsAg für mehr als 6 Monate, zusammen mit Anti-HBc-IgG.
- Ausgeheilte Infektion: Nachweis von Anti-HBs (Immunität) und Anti-HBc-IgG.
- Zustand nach Impfung: Nachweis von isoliertem Anti-HBs. Anti-HBc wird nur bei Kontakt mit dem Virus gebildet, nicht nach Impfung.
Hepatitis C Serologie
- Aktive Infektion (akut oder chronisch): Der entscheidende Marker ist der direkte Nachweis von HCV-RNA mittels PCR.
- Antikörper (Anti-HCV): Zeigen lediglich einen stattgehabten Kontakt mit dem Virus an, beweisen aber keine Immunität. Sie können auch bei ausgeheilter Infektion positiv bleiben.
Hepatitis D Serologie
- Diagnostik: Erfolgt bei Patienten, die HBsAg-positiv sind. Der Nachweis von Anti-HDV-Antikörpern und/oder HDV-RNA bestätigt die Koinfektion oder Superinfektion.
Hepatitis E Serologie
- Akute Infektion: Nachweis von Anti-HEV-IgM und/oder HEV-RNA.
- Ausgeheilte Infektion: Nachweis von Anti-HEV-IgG.