HbA1c: Definition und Referenzbereich
Das HbA1c, auch als glykiertes oder glykosyliertes Hämoglobin bezeichnet, ist eine spezifische Form des Hämoglobins (Hb), die zur Abschätzung des durchschnittlichen Blutglukosespiegels dient. Es fungiert als sensitiver Langzeitparameter, der die Blutzuckereinstellung der letzten zwei bis drei Monate widerspiegelt. Der Name leitet sich von Hämoglobin (Hb), der adulten Form (A) und der glykierten Fraktion (1c) ab.
Referenzbereich
Die Messung des HbA1c erfolgt in der Regel in Prozent (%) oder in der IFCC-Einheit mmol/mol.
- Normalwert (Nicht-Diabetiker): < 6,0 %
- HbA1 (Gesamtfraktion): < 8 %
Indikationen zur Bestimmung des HbA1c
Die Bestimmung des HbA1c-Wertes ist in der Diabetologie von zentraler Bedeutung für zwei Hauptindikationen:
- Therapiekontrolle bei Diabetes mellitus: Überprüfung der Blutzuckereinstellung der vergangenen 4 bis 12 Wochen und Detektion hyperglykämischer Phasen.
- Diagnose eines Diabetes mellitus: Der HbA1c-Wert ist ein etablierter diagnostischer Marker.
Interpretation der HbA1c-Befunde
Die Bewertung des HbA1c-Wertes ist entscheidend für Diagnose und Therapiemanagement.
Erhöhte Werte
Ein erhöhter HbA1c-Wert ist ein Indikator für eine länger andauernde Hyperglykämie in den letzten Wochen und hat klare diagnostische Konsequenzen:
- Ein Wert von ≥ 6,0 % begründet die Verdachtsdiagnose eines Diabetes mellitus.
- Ein Wert von ≥ 6,5 % gilt als Sicherung der Diagnose Diabetes mellitus.
- Bei bereits diagnostiziertem Diabetes signalisiert ein erhöhter Wert die Notwendigkeit einer Therapie-Anpassung.
Falsch-niedrige Werte
Zustände, die zu einem beschleunigten Abbau oder Verlust von Erythrozyten führen, können den HbA1c-Wert fälschlicherweise senken und eine gute Stoffwechsellage vortäuschen. Dazu gehören:
- Hämolyse
- Akute oder chronische Blutungen
- Thalassämie
- Hypersplenismus
Falsch-hohe Werte
Einige klinische Bedingungen können den HbA1c-Wert fälschlicherweise erhöhen, oft durch einen verlangsamten Erythrozytenumsatz oder andere Störfaktoren:
- Eisenmangelanämie (aufgrund des verzögerten Erythrozytenabbaus)
- Niereninsuffizienz
- Leberzirrhose
- Polycythaemia vera
- Abnorme Hämoglobine (Hämoglobinopathien wie HbS, D, C)
Biochemische Grundlagen
Der Anteil des glykierten Hämoglobins korreliert direkt mit der Höhe und Dauer der Hyperglykämien. Die Anlagerung von Glukose an das Hämoglobin (Glykierung) ist ein irreversibler Prozess. Das so modifizierte Hämoglobin verbleibt im Erythrozyten für dessen gesamte Lebensdauer. Die Elimination erfolgt erst mit dem physiologischen Abbau der roten Blutkörperchen nach etwa 120 Tagen, was den HbA1c zu einem verlässlichen "Blutzuckergedächtnis" macht.