Definition
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische, autoimmun bedingte Entzündung der Schilddrüse, die zu einer fortschreitenden Zerstörung des Schilddrüsengewebes und einer nachfolgenden Hypothyreose führt. Sie stellt insbesondere bei Erwachsenen die häufigste Ursache für eine primäre Schilddrüsenunterfunktion dar.
Epidemiologie
Von der Hashimoto-Thyreoiditis sind überwiegend Frauen im Alter zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr betroffen.
Ätiologie und Pathophysiologie
Die genaue Ätiologie ist unklar, es wird jedoch eine Autoimmunreaktion als Ursache angenommen. Charakteristisch ist die Bildung von Autoantikörpern gegen Schilddrüsenstrukturen, insbesondere gegen die Thyreoperoxidase (TPO), ein Schlüsselenzym der Schilddrüsenhormonsynthese, und/oder gegen das Thyreoglobulin (Tg). Diese Antikörper führen zu einer schmerzlosen, progredienten Zerstörung des Schilddrüsengewebes, was meist in einer Atrophie (Verkleinerung) der Schilddrüse resultiert. Seltener kann es auch zur Ausbildung einer Struma (Kropf) kommen.
Symptomatik
Die Erkrankung verläuft initial oft asymptomatisch. Im weiteren Verlauf entwickeln die Patienten typische Symptome einer Hypothyreose, wie beispielsweise Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteintoleranz und depressive Verstimmungen.
Diagnostik
Der Verdacht auf eine Hashimoto-Thyreoiditis ergibt sich häufig im Rahmen der Abklärung einer Hypothyreose. Die diagnostischen Schritte umfassen die körperliche Untersuchung, Labordiagnostik und bildgebende Verfahren.
Körperliche Untersuchung
Bei der Palpation kann die Schilddrüse initial vergrößert und von derber Konsistenz, aber typischerweise nicht druckschmerzhaft sein.
Labordiagnostik
Die Labordiagnostik ist entscheidend für die Diagnose. Sie umfasst die Bestimmung von Schilddrüsenautoantikörpern und Funktionsparametern.
- Schilddrüsenautoantikörper: Antikörper gegen die thyreoidale Peroxidase (TPO-AK) sind in etwa 95 % der Fälle positiv. Antikörper gegen Thyreoglobulin (Tg-AK) finden sich bei ca. 70 % der Patienten. TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) sind in der Regel negativ; ein positiver Befund würde eher auf einen Morbus Basedow hindeuten.
- Schilddrüsenfunktionsparameter: Die Hormonkonstellation variiert je nach Krankheitsstadium. Initial kann eine vorübergehende, milde Hyperthyreose (TSH ↓, fT3/fT4 normal bis ↑) oder eine subklinische Hypothyreose (TSH ↑, fT3/fT4 normal) vorliegen. Im späteren Verlauf entwickelt sich eine manifeste Hypothyreose mit erhöhtem TSH und erniedrigten fT3- und fT4-Werten.
Bildgebung
Die Sonografie der Schilddrüse zeigt typischerweise ein diffus echoarmes und inhomogenes Gewebemuster. Während die Schilddrüse anfangs noch vergrößert sein kann, ist sie im fortgeschrittenen Stadium meist verkleinert (atroph). Eine Szintigrafie, die seltener zum Einsatz kommt, würde eine diffus reduzierte Aufnahme des Radionuklids (Technetium-Uptake) zeigen.
Diagnosesicherung
In unklaren Fällen kann eine Feinnadelpunktion zur zytologischen Untersuchung und Diagnosesicherung beitragen.
Differentialdiagnosen
Wichtige Differentialdiagnosen, die von der Hashimoto-Thyreoiditis abgegrenzt werden müssen, sind:
- Morbus Basedow: Insbesondere in der initialen hyperthyreoten Phase. Hier sind meist TRAK nachweisbar und die Szintigrafie zeigt eine erhöhte Radionuklidaufnahme.
- Sekundäre Hypothyreose: Verursacht durch eine Insuffizienz der Hypophyse, gekennzeichnet durch einen erniedrigten TSH-Wert.
- Iodmangel: Führt oft zu einer Struma, jedoch ohne Nachweis von Autoantikörpern.
- Medikamentös bedingte Hypothyreose: Z.B. durch die Einnahme von Lithium oder Amiodaron.
- Andere Thyreoiditiden: Wie die Thyreoiditis de Quervain, die sich durch einen akuten Beginn, Fieber und lokalen Druckschmerz unterscheidet.
Therapie
Eine kausale Therapie der Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht möglich. Die Behandlung konzentriert sich auf die Substitution der fehlenden Schilddrüsenhormone.
Die Standardtherapie ist die lebenslange Einnahme von L-Thyroxin, beginnend mit einer Dosis von 25–50 µg pro Tag. Das Therapieziel ist die Normalisierung des TSH-Wertes und das Erreichen des Wohlbefindens für den Patienten. Bei Patientinnen mit bekannter Hashimoto-Thyreoiditis, die schwanger werden, ist eine besondere Anpassung erforderlich: Um eine Hypothyreose des Kindes zu vermeiden, muss die L-Thyroxin-Dosis in der Schwangerschaft erhöht und engmaschig kontrolliert werden.
Eine Thyreoidektomie (operative Entfernung der Schilddrüse) kann in seltenen Fällen bei einer therapierefraktären, symptomatischen Verlaufsform indiziert sein.