⭕ • gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), NERD (Non-Erosive Reflux Disease), ERD (Erosive Reflux Disease)
GERD MindMap: Audiovisuelles Lernmaterial für Medizinstudium & internat. Ärzte. Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie – wichtig zur Prüfung.
Definition und Terminologie der Refluxkrankheit
Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), oft auch nur Refluxkrankheit oder kurz Reflux genannt, ist eine entzündliche Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagus). Sie wird durch den pathologischen Rückfluss (Reflux) von Mageninhalt in die Speiseröhre verursacht, was zu den typischen Symptomen und möglichen Komplikationen führt. Die Prävalenz in der Bevölkerung kann bis zu 15 % betragen.
Ursachen und Pathophysiologie (Ätiologie)
Die zentrale Ursache der GERD ist eine Insuffizienz der sogenannten Antirefluxbarriere. Diese Barriere, die den Rückfluss von Mageninhalt verhindern soll, besteht hauptsächlich aus dem unteren Ösophagussphinkter (UÖS), den Zwerchfellschenkeln und dem His-Winkel.
Faktoren, die zur Insuffizienz der Barriere führen
- Störungen des unteren Ösophagussphinkters (UÖS): Dazu gehören eine zu häufige, vorübergehende Relaxation oder ein dauerhaft zu geringer Verschlussdruck (unter 10 mmHg).
- Erhöhter Druck im Magen: Dieser kann durch Adipositas oder eine fortgeschrittene Schwangerschaft entstehen.
- Lebensstil und Ernährung: Rauchen sowie bestimmte Nahrungsmittel wie Fette, Schokolade, Pfefferminze, Koffein und Alkohol können den Schließmuskel schwächen.
- Medikamente: Verschiedene Medikamente, darunter Anticholinergika, Kalziumkanal-Blocker, trizyklische Antidepressiva und Opioide, können eine GERD begünstigen.
- Anatomische Veränderungen: Eine Zwerchfellhernie (Hiatushernie) ist ein häufiger Risikofaktor.
Einteilung: NERD und ERD
Die Refluxkrankheit wird basierend auf dem endoskopischen Befund in zwei Hauptformen unterteilt:
NERD (Non-Erosive Reflux Disease)
Bei der NERD, die etwa 50 % der Fälle ausmacht, leiden die Betroffenen unter typischen Refluxsymptomen, es sind jedoch keine endoskopisch nachweisbaren Schleimhautläsionen (Erosionen) in der Speiseröhre sichtbar.
ERD (Erosive Reflux Disease)
Bei der ERD (ca. 40 % der Fälle) sind endoskopisch sichtbare Läsionen vorhanden. Dazu zählen vor allem die Refluxösophagitis (Entzündung der Speiseröhre) und als mögliche Spätfolge der Barrett-Ösophagus.
Symptome der gastroösophagealen Refluxkrankheit
Leitsymptom: Sodbrennen (Pyrosis)
Das Hauptsymptom der GERD ist Sodbrennen. Dies wird als ein vom Oberbauch aufsteigendes, brennendes Gefühl oder Schmerz hinter dem Brustbein (retrosternal) beschrieben. Häufig wird es von saurem Aufstoßen begleitet.
Weitere typische und atypische Symptome
- Regurgitation: Das Gefühl des Rückflusses von Mageninhalt bis in den Rachen oder Mund.
- Dysphagie: Schluckbeschwerden.
- Thoraxschmerz: Schmerzen oder ein Druckgefühl im Brustkorb, das von Herzerkrankungen abgegrenzt werden muss.
- Extraösophageale Symptome: Chronischer Husten, Heiserkeit (Dysphonie) und Halsschmerzen können ebenfalls durch den Reflux verursacht werden.
Diagnostik bei Verdacht auf GERD
Die Diagnose stützt sich auf die typische Symptomatik. Bei anhaltenden Beschwerden oder Warnsignalen ist eine weitere Abklärung notwendig.
Endoskopie (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie)
Die Endoskopie ist die wichtigste Untersuchung zur Beurteilung der Schleimhaut und zur Erkennung von Komplikationen wie Erosionen (Refluxösophagitis), einem Barrett-Ösophagus oder Tumoren. Sie dient auch zur Unterscheidung zwischen NERD und ERD.
Weitere Untersuchungen
Bei unklarer Symptomatik oder fehlenden endoskopischen Befunden kann eine Langzeit-pH-Metrie den Säurerückfluss über 24 Stunden messen. Werden in der Endoskopie auffällige Areale (z.B. Dysplasien, V.a. Barrett) entdeckt, ist eine histologische Untersuchung von Gewebeproben (Biopsien) zwingend erforderlich.
Therapieansätze bei Refluxkrankheit
Die Therapie umfasst allgemeine Maßnahmen sowie Medikamente. Zu den Basismaßnahmen gehören eine Anpassung der Ernährung, Gewichtsreduktion und das Schlafen mit erhöhtem Oberkörper.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Standardtherapie sind Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Bei leichten Beschwerden ohne Risikofaktoren kann ein probatorischer Therapieversuch mit PPI unternommen werden. Bei einer nachgewiesenen Refluxösophagitis oder starken Symptomen ist eine längerfristige PPI-Gabe indiziert.
Mögliche Komplikationen
Eine chronische, unbehandelte GERD kann zu ernsthaften Komplikationen führen.
Ösophageale Komplikationen
- Blutungen aus der entzündeten Schleimhaut.
- Narbenbedingte Verengungen (Stenosen, Strikturen) der Speiseröhre.
- Barrett-Ösophagus: Eine Umwandlung der Schleimhaut im unteren Ösophagus, die als Präkanzerose (Krebsvorstufe) gilt.
- Adenokarzinom: Aus einem Barrett-Ösophagus kann sich ein bösartiger Tumor der Speiseröhre entwickeln.
Extraösophageale Komplikationen
Der Reflux kann auch Strukturen außerhalb der Speiseröhre schädigen und zu Laryngitis (Kehlkopfentzündung), chronischer Bronchitis, Asthma bronchiale oder Zahnerosionen führen.