Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL): Ein Überblick
Die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, abgekürzt ESWL, ist ein interventionelles therapeutisches Verfahren zur Behandlung von Harnsteinen (Urolithiasis). Bei dieser Methode werden die Konkremente durch von außen (extrakorporal) erzeugte und auf den Stein fokussierte hochenergetische Stoßwellen zertrümmert. Die entstandenen kleineren Fragmente können anschließend auf natürlichem Wege mit dem Urin ausgeschieden werden.
Indikationen der ESWL
Die primäre Indikation für eine ESWL ist die Urolithiasis. Das Verfahren eignet sich insbesondere für die Behandlung von Nieren- und Harnleitersteinen mit einem Durchmesser von unter 1 cm. In ausgewählten Fällen kann die ESWL auch bei Steinen mit einer Größe zwischen 1 und 2 cm in Betracht gezogen werden.
Kontraindikationen
Vor der Durchführung einer ESWL müssen mehrere absolute und relative Kontraindikationen sorgfältig geprüft werden. Dazu gehören:
- Gerinnungsstörungen: Die Einnahme von Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmern sowie angeborene Gerinnungsstörungen stellen eine wesentliche Kontraindikation dar. Bei einer notwendigen Antikoagulation ist ein Bridging erforderlich, typischerweise beginnend 24 Stunden vor bis 48 Stunden nach dem Eingriff.
- Schwangerschaft: Eine bestehende Schwangerschaft ist eine absolute Kontraindikation.
- Akute Infektionen: Eine unbehandelte Harnwegsinfektion muss vor dem Eingriff saniert werden.
- Anatomische Gegebenheiten: Eine Abflussstörung (Obstruktion) distal des Steins verhindert den Abgang der Steinfragmente und ist daher eine Kontraindikation. Ebenso stellt ein Aneurysma in der Fokuszone der Stoßwellen ein hohes Risiko dar.
- Weitere Kontraindikationen umfassen einen nicht eingestellten arteriellen Hypertonus, eine schwere Nephrokalzinose oder Oxalose sowie eine akute Pankreatitis.
Verfahren und Vorbereitung
Eine adäquate Analgesie ist für die Durchführung der ESWL essenziell. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Vorbereitung bei bestimmten Patientengruppen:
- Bei vorliegender Bakteriurie oder bei Patienten mit einer bereits einliegenden Harnleiterschiene ist eine Antibiotikaprophylaxe vor der ESWL durchzuführen, um einer Urosepsis vorzubeugen.
Mögliche Komplikationen
Auch wenn die ESWL als schonendes Verfahren gilt, können Komplikationen auftreten:
- Obstruktion und Sepsis: Eine häufige Komplikation ist die "Steinstraße", bei der sich zertrümmerte Fragmente im Harnleiter verkeilen und eine Obstruktion verursachen. Bei Anzeichen einer Obstruktion oder Sepsis nach der ESWL ist eine umgehende Harnableitung (z.B. durch eine Harnleiterschiene oder eine perkutane Nephrostomie) indiziert.
- Nierenhämatom: Ein- oder subkapsuläre Hämatome der Niere können durch die Stoßwellen verursacht werden. Diese werden in der Regel konservativ behandelt.