Definition und Terminologie der Endoskopie
Die Endoskopie, umgangssprachlich auch als Schlüssellochchirurgie bekannt, umfasst medizinische Verfahren, bei denen Körperhöhlen und Hohlorgane von innen betrachtet werden. Neben der reinen Diagnostik können auch therapeutische Eingriffe wie die Entnahme von Gewebeproben (Biopsien) oder die Stillung von Blutungen durchgeführt werden. Das dafür verwendete Instrument wird als Endoskop bezeichnet.
Das Endoskop
Ein Endoskop ist typischerweise ein langes, dünnes und oft flexibles Instrument aus Kunststoff, das an seiner Spitze mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet ist. Es kann über zusätzliche Arbeitskanäle (Ports) verfügen, durch die weitere chirurgische Instrumente eingeführt werden können.
Einteilung endoskopischer Verfahren
Endoskopische Eingriffe lassen sich nach ihrem primären Ziel in diagnostische und therapeutische Verfahren unterteilen, wobei die Grenzen oft fließend sind.
Diagnostische Endoskopie
Hierbei liegt der Fokus auf der Gewinnung von Informationen zur Diagnosestellung. Dies geschieht durch die Erstellung von Stand- oder Bewegtbildern sowie durch die Entnahme von Biopsien oder Flüssigkeitsproben zur weiteren Untersuchung.
Therapeutische Endoskopie
Die therapeutische Endoskopie, auch als operative oder interventionelle Endoskopie bekannt, ist eine zentrale Methode der minimal-invasiven Chirurgie. Ihr Ziel ist die Behandlung von Erkrankungen, beispielsweise durch die Entfernung von Polypen, die Anlage von Stents oder die Blutstillung.
Indikationen und Besonderheiten
Die Indikationen für eine Endoskopie sind sehr vielfältig und richten sich nach dem jeweiligen Fachgebiet und der klinischen Fragestellung.
Endoskopie in der Schwangerschaft
Bei schwangeren Patientinnen ist eine besonders sorgfältige Abwägung erforderlich, da Risiken wie eine fetale Hypoxie durch Sedativa oder eine Strahlenbelastung bestehen. Folgende Grundsätze sind zu beachten:
- Die Indikation für endoskopische Verfahren muss streng gestellt werden.
- Wenn ein Eingriff unumgänglich ist, sollte er möglichst auf das zweite Trimenon verschoben werden.
- Die Strahlenbelastung, insbesondere bei einer ERCP, ist zu minimieren.
- Bei der Sedierung gilt Midazolam bei vorsichtiger Dosierung als relativ sicher.
Patientenaufklärung
Im Aufklärungsgespräch wird dem Patienten die Methode verständlich erklärt. Bei flexiblen Endoskopen wird das Gerät als "flexibler Schlauch mit Licht und Kamera" beschrieben. Bei starren Systemen (z.B. Laparoskopie) wird erläutert, dass über kleine Hautschnitte mehrere dünne Instrumente eingeführt werden. Bei Eingriffen in der Bauchhöhle wird zudem das Einleiten von Gas (Pneumoperitoneum) erklärt, das die Sicht auf die Organe verbessert.
Einsatzgebiete und Beispiele nach Fachbereich
Gastroenterologie
- Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD, Magenspiegelung)
- Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP)
- Enteroskopie (Dünndarmspiegelung)
- Koloskopie (Darmspiegelung)
- Sigmoidoskopie und Rektoskopie
Pneumologie
- Bronchoskopie (Lungenspiegelung)
Chirurgie
- Laparoskopie (Bauchspiegelung)
Urologie
- Zystoskopie (Blasenspiegelung)
Gynäkologie
- Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung)
- Kolposkopie (Untersuchung der Zervix)
Orthopädie
- Arthroskopie (Gelenkspiegelung)
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO)
- Rhinoskopie (Nasenspiegelung), Sinuskopie (Nasennebenhöhlenspiegelung), Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung), Otoskopie (Ohrspiegelung)
Neurochirurgie
- Neuroendoskopie (Eingriffe am Kopf und an der Wirbelsäule)
Spezialverfahren
Zu den weiterentwickelten Methoden zählen die Kapselendoskopie, bei der eine Kamerakapsel geschluckt wird, und die Chromoendoskopie, die Farbstoffe zur besseren Darstellung von Schleimhautveränderungen nutzt. Die sogenannte virtuelle Endoskopie ist hingegen ein radiologisches Bildgebungsverfahren (CT/MRT), das endoskopische Ansichten lediglich simuliert.