🔵 ∙ Dumping-Syndrome (Früh-Dumping, Spät-Dumping)
Dumping-Syndrom Mindmap: Alles Wichtige für Medizinstudium & Ärzte. Pathophysiologie, Diagnose, Management kompakt für effiziente Prüfungsvorbereitung.
Definition des Dumping-Syndroms
Das Dumping-Syndrom bezeichnet einen Symptomkomplex, der typischerweise nach operativen Eingriffen am Magen, insbesondere nach einer (Teil-)Resektion mit Entfernung des Pylorus (Magenpförtner), auftritt. Es ist eine häufige Komplikation nach Gastrektomien und Magenbypass-Operationen.
Epidemiologie und Ätiologie
Etwa 5–10 % aller Patienten nach einer Magenoperation entwickeln ein Dumping-Syndrom. Nach einer Magenbypass-Operation zur Behandlung von Adipositas sind es sogar bis zu 75 %. Die Hauptursache ist die gestörte oder fehlende Reservoir- und Pförtnerfunktion des Magens.
Einteilung: Früh-Dumping vs. Spät-Dumping
Man unterscheidet zwei Hauptformen des Syndroms basierend auf dem Zeitpunkt des Auftretens der Symptome nach der Nahrungsaufnahme: das Früh-Dumping und das Spät-Dumping.
Früh-Dumping-Syndrom
Symptomatik
Die Symptome des Früh-Dumpings treten charakteristischerweise sehr schnell, etwa 10 bis 30 Minuten nach dem Essen, auf. Durch den raschen Flüssigkeitsverlust aus der Blutbahn kommt es zu einer relativen Hypovolämie, die in schweren Fällen bis zu einem hypovolämischen Schock führen kann.
Pathomechanismus
Der zentrale Pathomechanismus wird durch die Entfernung des Pylorus ausgelöst:
- Der Verschlussmechanismus zwischen Magen und Dünndarm fehlt.
- Dies führt zu einer sturzartigen, unkontrollierten Entleerung des Mageninhalts in das Jejunum.
- Ein hyperosmolarer Speisebrei, besonders reich an Kohlenhydraten, gelangt unverdaut in den Dünndarm.
- Durch die hohe osmotische Wirkung strömt schlagartig Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem in das Darmlumen, um den Brei zu verdünnen.
- Die Folge ist eine ausgeprägte Hypovolämie (Volumenmangel im Blutkreislauf), die zu Symptomen wie orthostatischem Kollaps und osmotischer Diarrhö führt.
Diagnostik und Therapie
Die Diagnose wird oft klinisch gestellt und kann durch eine Gastroskopie oder eine radiologische Magen-Darm-Passage (MDP) unterstützt werden. Die Therapie ist in den meisten Fällen konservativ und umfasst diätetische Maßnahmen:
- Kohlenhydratarme, aber fett- und proteinreiche Kost.
- Aufnahme von 8–10 kleinen, häufigen Mahlzeiten über den Tag verteilt.
- Trinken sollte nicht während, sondern zwischen den Mahlzeiten erfolgen.
Operative Korrekturen, wie die Umwandlung in eine Billroth-I-Anastomose, sind nur selten erforderlich.
Spät-Dumping-Syndrom
Symptomatik
Das Spät-Dumping tritt typischerweise 2 bis 3 Stunden nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit auf. Der Verlauf ist durch eine Kaskade von Blutzuckerveränderungen gekennzeichnet:
- Zunächst kommt es durch die schnelle Resorption der Kohlenhydrate zu einer starken Hyperglykämie (Überzuckerung).
- Der Körper reagiert darauf mit einer überschießenden Insulinausschüttung (Hyperinsulinämie).
- Diese übermäßige Insulinwirkung führt etwa 2–3 Stunden postprandial zu einer reaktiven Hypoglykämie (Unterzuckerung) mit den typischen Symptomen wie Schwitzen, Zittern, Heißhunger und Konzentrationsstörungen.
Diagnostik und Therapie
Zur Diagnostik wird ein oraler Glukosetoleranztest (Blutzucker-Belastungstest) durchgeführt, der den charakteristischen Blutzuckerverlauf aufzeigt. Die therapeutischen Ansätze ähneln denen des Früh-Dumpings und zielen primär auf eine Anpassung der Ernährung ab, um starke Blutzuckerschwankungen zu vermeiden.