Definition des Diabetes mellitus
Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch als Zuckerkrankheit bekannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch ein zentrales Leitsymptom gekennzeichnet ist: die Hyperglykämie (erhöhter Blutzuckerspiegel). Die Ursache liegt entweder in einem absoluten Insulinmangel, wie er typischerweise beim Typ-1-Diabetes vorliegt, oder in einem relativen Insulinmangel bzw. einer Insulinresistenz, was charakteristisch für den Typ-2-Diabetes ist.
Einteilung der Diabetes-Formen
Die Klassifikation des Diabetes mellitus erfolgt nach den Richtlinien von ADA, WHO und DDG in vier Haupttypen:
- Diabetes mellitus Typ 1: Betrifft etwa 5-10 % der Diabetiker und ist durch einen absoluten Insulinmangel aufgrund einer autoimmunen Zerstörung der Betazellen des Pankreas gekennzeichnet.
- Diabetes mellitus Typ 2: Ist mit ca. 90 % die häufigste Form. Hier liegt eine Kombination aus Insulinresistenz und einer sekundären Störung der Insulinsekretion vor.
- Diabetes mellitus Typ 3: Umfasst eine heterogene Gruppe seltenerer Diabetesformen (<5 %), darunter genetische Defekte (z.B. MODY), Erkrankungen des exokrinen Pankreas (pankreopriver Diabetes), Endokrinopathien oder medikamenten-induzierter Diabetes.
- Diabetes mellitus Typ 4 (Gestationsdiabetes): Bezeichnet eine Glukosetoleranzstörung, die erstmals während einer Schwangerschaft diagnostiziert wird. Sie bildet sich nach der Geburt meist zurück, erhöht aber das langfristige Risiko für Mutter und Kind, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln.
Diagnostik des Diabetes mellitus
Die Diagnose stützt sich auf die Messung der Blutglukosekonzentration und des HbA1c-Wertes. Ein Screening mittels Nüchternblutzucker wird für alle Personen über 45 Jahre alle drei Jahre sowie für jüngere Personen mit Risikofaktoren empfohlen.
Diagnosesicherung
Die Diagnose eines Diabetes mellitus gilt als gesichert, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- Ein HbA1c-Wert von ≥ 6,5 % (≥ 48 mmol/mol).
- Ein Nüchtern-Plasmaglukosewert von ≥ 126 mg/dl (≥ 7,0 mmol/l).
- Ein 2-Stunden-Wert im oralen Glukosetoleranztest (oGTT) von ≥ 200 mg/dl (≥ 11,1 mmol/l).
- Ein Gelegenheits-Plasmaglukosewert von ≥ 200 mg/dl (≥ 11,1 mmol/l) in Verbindung mit typischen Diabetes-Symptomen (z.B. Polyurie, Polydipsie).
Differenzierung der Diabetes-Formen
Zur Unterscheidung der verschiedenen Diabetes-Typen werden weitere Laborparameter herangezogen:
- C-Peptid: Dieses Molekül wird zusammen mit Insulin freigesetzt und dient als Marker für die endogene Insulinproduktion. Ein niedriger oder fehlender C-Peptid-Spiegel deutet auf einen Typ-1-Diabetes hin, während normale bis erhöhte Werte typisch für einen Typ-2-Diabetes oder eine Insulinresistenz sind.
- Autoantikörper: Der Nachweis spezifischer Autoantikörper (z.B. GAD65A, ICA, IAA) sichert die Diagnose eines autoimmunen Diabetes mellitus Typ 1 oder eines LADA ("Latent Autoimmune Diabetes in Adults").
Therapie bei vorbestehendem Diabetes in der Schwangerschaft
Die Behandlung von Diabetikerinnen mit Kinderwunsch und während der Schwangerschaft erfordert besondere Aufmerksamkeit und unterscheidet sich vom Management des Gestationsdiabetes.
Therapieziele und -maßnahmen
- Eine möglichst optimale Blutzuckereinstellung ist entscheidend, idealerweise schon vor der Konzeption, um das Risiko für maternale und fetale Komplikationen zu minimieren. Die Blutzuckerzielwerte sind strenger als außerhalb der Schwangerschaft.
- Es wird ein Umstieg auf eine Insulintherapie empfohlen, da für die meisten oralen Antidiabetika nur unzureichende Sicherheitsdaten in der Schwangerschaft vorliegen.
- Der Insulinbedarf verändert sich charakteristisch: Er sinkt im 1. Trimenon, steigt im 2. Trimenon stark an und fällt unmittelbar nach der Geburt rapide ab, was eine engmaschige Anpassung der Therapie erfordert.
Mögliche Komplikationen
Eine unzureichende Blutzuckereinstellung kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter akute Ereignisse wie Hypoglykämien oder Ketoazidosen sowie chronische Folgen für das Kind wie ein hohes Geburtsgewicht (Makrosomie) mit Geburtskomplikationen oder die Fetopathia diabetica mit einer verzögerten Lungenreifung.