Terminologie
Virus
Das Virus, das die Erkrankung auslöst, wird als SARS-CoV-2 (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom Coronavirus 2) bezeichnet. Es handelt sich um ein neuartiges Coronavirus aus der Gruppe der Betacoronaviren.
Erkrankung
Die durch das Virus verursachte Infektionskrankheit wird COVID-19 (Coronavirus Disease 2019) genannt.
Epidemiologie
Meldepflicht
In Deutschland besteht eine namentliche Meldepflicht an das zuständige Gesundheitsamt bei Verdacht auf, bestätigter Erkrankung an oder Tod in Verbindung mit COVID-19.
- Ein meldepflichtiger Verdacht besteht unter anderem bei Personen mit respiratorischen Symptomen, die bis zu 14 Tage vor Erkrankungsbeginn Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall hatten.
- Ebenso besteht Verdacht bei klinischen oder radiologischen Hinweisen auf eine virale Pneumonie, insbesondere bei gehäuftem Auftreten in medizinischen Einrichtungen oder Pflegeheimen.
Risikofaktoren
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19:
- Höheres Lebensalter (insbesondere über 50-60 Jahre)
- Adipositas (Fettleibigkeit)
- Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie die Koronare Herzkrankheit (KHK) und arterielle Hypertonie
- Chronische Lungenerkrankungen wie COPD
- Chronische Lebererkrankungen
- Diabetes mellitus
- Aktive Krebserkrankungen
- Immunsuppression (medikamentös oder krankheitsbedingt)
- Rauchen
Symptomatik
Das klinische Bild von COVID-19 ist sehr variabel. Die Verläufe reichen von asymptomatisch über milde (ca. 80 % der symptomatischen Fälle) bis hin zu schweren (ca. 15 %) und kritischen (ca. 5 %) Erkrankungen.
Häufige Symptome
Zu den häufigsten Symptomen einer symptomatischen Infektion zählen:
- (Trockener) Husten
- Fieber
- Schnupfen (Rhinitis)
- Plötzlicher Verlust des Geruchs- (Anosmie) und/oder Geschmackssinns
Unspezifische Allgemeinsymptome
Insbesondere zu Beginn der Erkrankung können unspezifische Symptome wie Myalgien (Muskelschmerzen), Pharyngitis (Rachenentzündung), Fatigue (starke Müdigkeit und Erschöpfung) und Dyspnoe (Atemnot) auftreten.
Symptome bei der Omikron-Variante
Bei Infektionen mit der Omikron-Variante stehen oft Symptome wie Schnupfen, Kopf- und Halsschmerzen, Müdigkeit und Niesen im Vordergrund, während Fieber, Husten und der Verlust des Geruchssinns seltener berichtet werden.
SARS-CoV-2 (Virus)
SARS-CoV-2 ist ein behülltes Einzelstrang-RNA-Virus mit positiver Polarität ((+)ssRNA-Virus) und der Auslöser von COVID-19.
Eigenschaften
- Übertragung: Die Hauptübertragungswege sind die Tröpfcheninfektion durch respiratorische Aerosole sowie die Schmierinfektion über kontaminierte Oberflächen. Auch präsymptomatische und asymptomatische Träger können das Virus übertragen.
- Kontagiosität: Das Virus weist eine hohe Ansteckungsfähigkeit auf.
- Inkubationszeit: Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome beträgt im Durchschnitt 5 bis 6 Tage, kann aber zwischen 2 und 14 Tagen variieren.
Diagnostik
Erregernachweis
Der Goldstandard für den direkten Nachweis einer akuten SARS-CoV-2-Infektion ist die RT-PCR (Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion). Das Probenmaterial wird idealerweise aus den oberen (Nasen-Rachen-Abstrich) und bei schweren Verläufen auch aus den unteren Atemwegen (z. B. Sputum, bronchoalveoläre Lavage) gewonnen. Ein einzelner negativer Test schließt eine Infektion nicht sicher aus.
Labordiagnostik
Typische Laborveränderungen bei COVID-19 sind erhöhte Entzündungsparameter (CRP, BSG), eine Lymphopenie (erniedrigte Lymphozytenzahl) und oft auch eine Leukopenie. Erhöhte Werte von D-Dimeren, LDH und Ferritin sind mit einer schlechteren Prognose assoziiert.
Bildgebung
Im Röntgenthorax kann sich eine interstitielle Pneumonie zeigen. Die hochauflösende Computertomographie (HR-CT) ist sensitiver und zeigt oft charakteristische periphere, bilaterale Milchglastrübungen, auch bei asymptomatischen Patienten.
Kardiale Beteiligung
Eine Beteiligung des Herzens kann durch erhöhte kardiale Biomarker (insbesondere Troponin) und EKG-Veränderungen (z. B. bei Myokarditis oder Myokardinfarkt) diagnostiziert werden. Bei Verdacht wird eine Echokardiografie empfohlen.
Differenzialdiagnosen
Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die Pneumonie anderer Genese (z. B. durch Influenza-Viren oder Bakterien). Auch andere virale Infekte der oberen Atemwege müssen abgegrenzt werden.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Eine spezifische kausale Therapie existiert nicht, der Fokus liegt auf supportiven Maßnahmen und der Behandlung von Komplikationen.
Frühphase bei Risikopatienten
Bei Patienten mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf kann in der Frühphase eine antivirale Therapie erwogen werden, um die Viruslast zu senken:
- Nirmatrelvir/Ritonavir (oral) innerhalb der ersten 5 Tage nach Symptombeginn.
- Alternativ Remdesivir (intravenös) innerhalb der ersten 7 Tage.
COVID-19-Pneumonie mit Sauerstoffbedarf
Patienten, die aufgrund einer COVID-19-Pneumonie eine Sauerstofftherapie benötigen, sollten folgende Medikamente erhalten:
- Dexamethason (ein Kortikosteroid) zur Dämpfung der überschießenden Immunreaktion, in der Regel für 10 Tage.
- Zusätzlich kann bei Patienten mit Low-Flow-Sauerstofftherapie Remdesivir verabreicht werden.
- Bei rasch progredienter, schwerer Erkrankung mit hohen Entzündungswerten kann der monoklonale Antikörper Tocilizumab (ein Interleukin-6-Rezeptor-Antagonist) eingesetzt werden.
Symptomatische Therapie bei schwerem Verlauf
Die intensivmedizinische Behandlung umfasst ein engmaschiges Monitoring, eine sorgfältige Flüssigkeitsbilanzierung und die Therapie der Hypoxämie. Bei respiratorischer Insuffizienz kann eine invasive Beatmung, oft in Bauchlage, erforderlich sein. Als Ultima Ratio bei schwerstem Lungenversagen (ARDS) steht die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) zur Verfügung. Eine medikamentöse Thromboembolieprophylaxe ist bei allen hospitalisierten Patienten indiziert.
Prävention
Die Prävention einer SARS-CoV-2-Infektion und schwerer Verläufe basiert auf mehreren Strategien:
- Allgemeine Schutzmaßnahmen: Dazu gehören die Einhaltung von Hygieneregeln (Händewaschen, Desinfektion), das Tragen von Masken (insbesondere in Innenräumen und im Gesundheitswesen) und die Einhaltung von Abstand.
- Isolation und Quarantäne: Die Isolation von Infizierten und die Quarantäne von engen Kontaktpersonen sind entscheidend, um Infektionsketten zu unterbrechen.
- Impfung: Die Impfung ist die wirksamste Maßnahme zur Verhinderung schwerer COVID-19-Verläufe, Hospitalisierungen und Todesfälle. Die Ständige Impfkommission (STIKO) passt ihre Empfehlungen zur Grundimmunisierung und zu Auffrischimpfungen regelmäßig an den aktuellen Kenntnisstand und die epidemiologische Lage an.
Komplikationen
Schwere COVID-19-Verläufe können zu einer Reihe von lebensbedrohlichen Komplikationen führen:
- Akutes Lungenversagen (ARDS): Die häufigste schwere Komplikation, die eine intensive Beatmungstherapie erfordert.
- Thromboembolische Ereignisse: Ein erhöhtes Risiko für Lungenembolien, tiefe Venenthrombosen und Schlaganfälle.
- Sepsis und septischer Schock: Eine lebensbedrohliche Organfunktionsstörung durch eine fehlregulierte Wirtsantwort auf die Infektion.
- Akute Niereninsuffizienz: Oft im Rahmen eines Multiorganversagens.
- Post-COVID-19-Syndrom (Long-Covid): Anhaltende Symptome wie chronische Fatigue, kognitive Störungen ("Brain Fog"), Kurzatmigkeit und Muskelschwäche, die Wochen bis Monate nach der akuten Infektion fortbestehen und auch nach milden Verläufen auftreten können.