⭕ • Cholelithiasis, Choledocholithiasis, Cholezystolithiasis, Gallenkolik (Gallensteine, Gallensteinleiden)
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Definitionen: Cholelithiasis, Cholezystolithiasis und Choledocholithiasis
Die Cholelithiasis bezeichnet das Vorhandensein von Gallensteinen (Konkrementen) in der Gallenblase oder in den Gallenwegen, unabhängig davon, ob Symptome auftreten. Man unterscheidet spezifischere Formen:
- Cholezystolithiasis: Gallensteine befinden sich ausschließlich in der Gallenblase.
- Choledocholithiasis: Gallensteine sind im Hauptgallengang (Ductus choledochus) lokalisiert.
- Hepatolithiasis: Steine liegen in den intrahepatischen Gallenwegen.
Als Gallensteinleiden wird eine symptomatische Cholelithiasis bezeichnet. Personen mit Gallensteinen ohne Beschwerden nennt man asymptomatische Gallensteinträger.
Pathophysiologie und Risikofaktoren
Gallensteine entstehen, wenn wasserunlösliche Bestandteile der Galle, wie Cholesterin oder Bilirubin, auskristallisieren und Konkremente bilden. Über 90 % der Steine sind Cholesterinsteine. Seltener sind Pigmentsteine (Bilirubinsteine), die bei bakteriellen Infektionen oder Hämolyse entstehen können.
Die "6-F-Regel" der Risikofaktoren
Die klassischen Risikofaktoren für die Entstehung von Cholesterinsteinen werden oft mit der 6-F-Regel zusammengefasst:
- Fat: Übergewicht (Adipositas) und eine fettreiche Ernährung.
- Female: Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
- Forty: Ein Alter über 40 Jahre erhöht das Risiko.
- Fertile: Fruchtbarkeit, Schwangerschaften und die Einnahme von Ovulationshemmern.
- Fair: Helle Hauttypen haben eine höhere Prädisposition.
- Family: Eine familiäre Häufung deutet auf eine genetische Komponente hin.
Weitere Risikofaktoren umfassen Diabetes mellitus, das Gallensäureverlustsyndrom (z.B. bei Morbus Crohn) und eine verminderte Beweglichkeit der Gallenblase (Gallenblasenhypomobilität).
Symptomatik: Von stillen Steinen zur Gallenkolik
Die Mehrheit der Gallensteinträger (ca. 75%) ist asymptomatisch. Wenn Symptome auftreten, reichen diese von unspezifischen Oberbauchbeschwerden wie Völlegefühl, Übelkeit oder postprandialem Druckgefühl bis hin zur klassischen Gallenkolik.
Eine Gallenkolik ist ein starker, krampfartiger Schmerz, der typischerweise folgende Merkmale aufweist:
- Lokalisation: Schmerzmaximum im rechten Oberbauch.
- Ausstrahlung: Oftmals Ausstrahlung in die rechte Schulter oder den Rücken.
- Verlauf: Wellenförmiger, an- und abschwellender Schmerz, der Minuten bis mehrere Stunden andauern kann.
Diagnostik des Gallensteinleidens
Die Diagnostik stützt sich auf die Anamnese, die körperliche Untersuchung und vor allem auf bildgebende Verfahren.
Körperliche Untersuchung und Labor
Bei der körperlichen Untersuchung kann ein Druckschmerz im rechten Oberbauch auffallen. Bei einer begleitenden Cholezystitis (Gallenblasenentzündung) ist das Murphy-Zeichen oft positiv. Die Laborwerte (Blutbild, Entzündungsparameter) sind bei einer unkomplizierten Cholezystolithiasis meist unauffällig. Ein Anstieg der Cholestase-Parameter (Gamma-GT, Alkalische Phosphatase) deutet auf eine Choledocholithiasis hin.
Bildgebende Verfahren
Die Abdomen-Sonografie (Ultraschall des Bauches) ist das diagnostische Mittel der ersten Wahl. Sie kann Gallensteine als echoreiche Strukturen mit einem typischen dorsalen Schallschatten sicher nachweisen und die Lage der Steine sowie den Zustand der Gallenblasenwand beurteilen. Bei Verdacht auf Steine im Gallengang (Choledocholithiasis) kommen weitere Verfahren wie die Endosonografie, die MRCP (Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie) oder die ERC (Endoskopisch retrograde Cholangiographie) zum Einsatz.
Therapie der Cholelithiasis
Die Behandlung richtet sich danach, ob Symptome vorliegen und wo sich die Steine befinden.
Asymptomatische Cholezystolithiasis
Asymptomatische Gallensteine in der Gallenblase bedürfen in der Regel keiner Therapie ("watchful waiting"). Eine Ausnahme bilden bestimmte Risikokonstellationen wie eine Porzellangallenblase oder sehr große Steine (> 3 cm), bei denen eine elektive (geplante) Cholezystektomie empfohlen wird.
Symptomatische Cholezystolithiasis (Gallenkolik)
Die akute Gallenkolik wird symptomatisch mit Schmerzmitteln (z.B. NSAR wie Diclofenac, Metamizol) und krampflösenden Medikamenten (Spasmolytika) behandelt. Die kausale Therapie der Wahl ist die laparoskopische Cholezystektomie (minimal-invasive Entfernung der Gallenblase), um zukünftige Koliken und Komplikationen zu verhindern.
Choledocholithiasis (Steine im Gallengang)
Bei symptomatischen Steinen im Gallengang ist die primäre Therapie die endoskopische Steinentfernung mittels ERC. Dabei wird über ein Endoskop der Gallengang sondiert und der Stein entfernt. Meist schließt sich im Verlauf eine Cholezystektomie an, um die Steinquelle zu beseitigen.
Mögliche Komplikationen
Unbehandelte Gallensteine können zu ernsthaften Komplikationen führen, darunter:
- Akute Cholezystitis: Entzündung der Gallenblase.
- Cholangitis: Eine potenziell lebensbedrohliche Entzündung der Gallenwege durch eine bakterielle Infektion bei Gallestau.
- Biliäre Pankreatitis: Entzündung der Bauchspeicheldrüse durch einen Stein, der den gemeinsamen Ausführungsgang blockiert.
- Verschlussikterus: Gelbsucht durch eine Blockade des Gallenabflusses.
- Gallenblasenhydrops oder Mirizzi-Syndrom: Komplikationen durch eingeklemmte Steine.