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Mindmap: Chinolon-Antibiotika (Fluorchinolone). Das Wichtigste für Medizinstudium & Prüfung. Wirkmechanismus, Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen kompakt.
Chinolon-Antibiotika (Fluorchinolone) / Gyrasehemmer
Chinolon-Antibiotika, auch bekannt als Fluorchinolone oder Gyrasehemmer, sind synthetische Antibiotika, die ihre bakterizide Wirkung durch die Hemmung der bakteriellen DNA-Gyrase entfalten. Dies führt zu einer Störung der DNA-Replikation und zum Zelltod des Bakteriums.
Einteilung der Fluorchinolone nach Gruppen
Fluorchinolone werden basierend auf ihrem Wirkspektrum und ihrer chemischen Struktur in vier Hauptgruppen eingeteilt:
- Gruppe 1: Umfasst Wirkstoffe wie Norfloxacin (z.B. Bactracid®). Das Spektrum konzentriert sich hauptsächlich auf gramnegative Erreger (Enterobacterales).
- Gruppe 2: Beinhaltet Wirkstoffe wie Ciprofloxacin (z.B. Ciprobay®) und Ofloxacin (z.B. Taravid®). Diese Gruppe zeigt eine höhere Potenz und ein breiteres Wirkspektrum gegen gramnegative Erreger. Ciprofloxacin ist dabei besonders wirksam gegen Pseudomonas aeruginosa.
- Gruppe 3: Der Hauptvertreter ist Levofloxacin (z.B. Tavanic®). Diese Substanzen haben eine gute Wirkung gegen gramnegative Bakterien, ein erweitertes Spektrum gegen grampositive Erreger im Vergleich zur Gruppe 2 und sind auch gegen atypische Keime wirksam.
- Gruppe 4: Umfasst Wirkstoffe wie Moxifloxacin (z.B. Avalox®). Diese Gruppe besitzt das breiteste Wirkspektrum, mit sehr guter Wirksamkeit gegen gramnegative, grampositive und atypische Erreger sowie eine zusätzliche Wirkung gegen Anaerobier.
Indikationen
Aufgrund potenziell schwerwiegender Nebenwirkungen ist eine sehr sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vor dem Einsatz von Fluorchinolonen zwingend erforderlich. Ihre Anwendung sollte in der Regel auf Situationen beschränkt bleiben, in denen andere Antibiotika nicht geeignet sind. Der Einsatz ist vor allem bei schweren Infektionen! zu erwägen.
- Komplizierte Harnwegsinfektionen, einschließlich Pyelonephritis
- Infektionen des Genitaltrakts
- Ambulant erworbene Pneumonien (CAP), insbesondere bei Nachweis von Risikofaktoren oder Unwirksamkeit anderer Therapien
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)
Fluorchinolone sind mit einer Reihe von teils schweren und potenziell dauerhaften Nebenwirkungen assoziiert:
- Gastrointestinale Störungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall.
- ZNS-Störungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Krampfanfälle und psychiatrische Reaktionen wie Halluzinationen.
- Tendopathien: Entzündungen und Rupturen von Sehnen, insbesondere der Achillessehne. Das Risiko ist bei älteren Patienten und bei gleichzeitiger Kortikosteroid-Therapie erhöht.
- Kardiovaskuläre Risiken: Kardiale Arrhythmien durch QT-Zeit-Verlängerung sowie ein erhöhtes Risiko für Aortenaneurysmen und Aortendissektionen.
- Weitere: Akute Leberschädigung sowie Zahn-, Knorpel- und Knochenschädigungen, insbesondere bei Heranwachsenden.
Kontraindikationen (KI)
- Bekannte Überempfindlichkeit gegen Fluorchinolone.
- Sehnenerkrankungen in der Anamnese, die im Zusammenhang mit einer früheren Fluorchinolon-Therapie auftraten.
- Bestehende kardiale Arrhythmien oder eine bekannte QT-Zeit-Verlängerung.
- Schwere Niereninsuffizienz (Dosisanpassung erforderlich).