Einteilung von Bandverletzungen am Knie
Bandverletzungen am Kniegelenk werden in akute Verletzungen und chronische Instabilitäten eingeteilt. Akute Verletzungen treten entweder als Kombinationsverletzungen mehrerer Strukturen oder als isolierte Läsionen einzelner Bänder auf.
Akute Verletzungen
Akute Verletzungen sind häufig Kombinationsverletzungen, wobei die "Unhappy Triad" die bekannteste und häufigste Form darstellt. Isolierte Verletzungen einzelner Bänder sind im Vergleich seltener.
Unhappy Triad (Unglückliche Triade)
Die Unhappy Triad, auch als O'Donoghue-Trias bekannt, ist die häufigste Kombinationsverletzung am Knie. Sie umfasst typischerweise eine Ruptur der folgenden drei Strukturen:
- Vorderes Kreuzband (VKB)
- Mediales Seitenband (Ligamentum collaterale mediale)
- Innenmeniskus (klassische Definition) oder, klinisch häufiger, der Außenmeniskus
Isolierte Verletzungen
Obwohl seltener, können Bänder und Menisken auch isoliert verletzt werden.
- Kreuzbandläsionen: Hierbei handelt es sich um einen Riss des vorderen (VKB) oder hinteren Kreuzbandes (HKB). Eine komplette Kreuzbandruptur heilt nicht von selbst und führt unbehandelt zu einer Instabilität des Gelenks.
- Meniskusläsionen: Verletzungen des Innen- oder Außenmeniskus entstehen oft durch eine Rotation im gebeugten Knie mit anschließender Streckung. Man unterscheidet verschiedene Rissformen wie Längs-, Schräg- und Radiärrisse. Eine Sonderform des Längsrisses ist der Korbhenkelriss (Bucket-handle tear).
- Seitenbandverletzungen: Eine Läsion des medialen Seitenbandes entsteht durch Valgusstress (Krafteinwirkung von außen), eine des lateralen Seitenbandes durch Varusstress (Krafteinwirkung von innen). Typisch sind stechende Schmerzen an den Bandansätzen. Im Gegensatz zu Kreuzbandrissen haben Seitenbandverletzungen, insbesondere Teilrupturen (Distorsionen), ein gutes Heilungspotenzial und werden oft konservativ behandelt.
Traumatologische Grundbegriffe
- Ruptur: Ein kompletter Riss eines Bandes.
- Distorsion: Eine Zerrung oder Teilruptur (inkomplette Ruptur) eines Bandes.
Chronische Instabilitäten
Unbehandelte oder unzureichend verheilte Bandverletzungen können zu einer chronischen Instabilität des Kniegelenks führen, was das Risiko für eine frühzeitige Arthrose (Gonarthrose) deutlich erhöht.
Ätiologie und Verletzungsmechanismus
Bandverletzungen am Knie entstehen typischerweise durch ein Rotationstrauma, während der Unterschenkel (Tibia) fixiert ist. Klassische Beispiele hierfür sind Unfälle beim Skifahren oder Fouls im Fußball, bei denen ein Gegenspieler auf den Fuß des Spielers tritt.
Diagnostik
Die Diagnose von Bandverletzungen stützt sich auf die klinische Untersuchung des Kniegelenks (z.B. Stabilitätstests wie Schubladen-Test) und wird durch bildgebende Verfahren, insbesondere die Magnetresonanztomographie (MRT), gesichert.
Therapie
Die Wahl der Therapie ist von mehreren Faktoren abhängig. Ein entscheidendes Kriterium für die Therapieplanung ist der Grad der Aktivität und der Anspruch des Patienten. Die Behandlung kann von konservativen Maßnahmen (z.B. bei Seitenbanddistorsionen) bis hin zu operativen Eingriffen wie der Arthroskopie zur Bandrekonstruktion (z.B. VKB-Plastik) reichen.