đ â ïž âąâą akute bakterielle Meningitis, Meningitis purulenta, Meningitis tuberculosa
Akute bakterielle & tuberkulöse Meningitis MindMap. Relevantes PrĂŒfungswissen fĂŒr Medizinstudierende & Ărzte, effizient lernen.
Ătiologie und Erregerspektrum
Die hĂ€ufigsten Erreger der akuten bakteriellen Meningitis in Deutschland variieren je nach Altersgruppe. Eine genaue Kenntnis des Erregerspektrums ist entscheidend fĂŒr die initiale kalkulierte Antibiotikatherapie.
- Neugeborene: Typische Erreger sind Streptococcus agalactiae (B-Streptokokken), E. coli, Listerien und Streptococcus pneumoniae.
- Ăltere Kinder: Vorherrschend sind Neisseria meningitidis (Meningokokken) und Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken). Haemophilus influenzae b ist seit EinfĂŒhrung der Impfung seltener geworden.
- Erwachsene und Jugendliche: Am hÀufigsten sind Streptococcus pneumoniae und Neisseria meningitidis. Seltener, insbesondere bei Risikopatienten, treten Listeria monocytogenes und Haemophilus influenzae b auf. Risikofaktoren umfassen hohes Alter, Immunsuppression, Alkoholabusus und Asplenie.
Einteilung und klinische Formen
Die akute bakterielle Meningitis wird klinisch und pathologisch oft in zwei Hauptformen unterteilt, die sich in Verlauf und Symptomatik unterscheiden.
Meningitis purulenta ("Haubenmeningitis")
Diese Form ist durch einen perakuten, also sehr schnellen und schweren, Verlauf gekennzeichnet. Typische Symptome umfassen:
- Hohes Fieber
- AusgeprÀgter Meningismus bis zum Opisthotonus
- Hochgradige Vigilanzstörung
- HÀufig treten HirnnervenausfÀlle (z.B. Abduzensparese), Hörstörungen bis zur Ertaubung und epileptische AnfÀlle auf.
Meningitis tuberculosa ("Basalmeningitis")
Im Gegensatz zur purulenten Form verlÀuft die tuberkulöse Meningitis subakut. Die Symptome entwickeln sich langsamer:
- Langsamer Fieberanstieg
- MĂ€Ăiger Meningismus
- Eher mĂ€Ăige Vigilanzstörung
- Charakteristisch ist der hĂ€ufige Befall von Hirnnerven, was zu Symptomen wie Papillenödem, Optikusatrophie, peripherer Fazialisparese und weiteren kaudalen HirnnervenausfĂ€llen fĂŒhrt. Epileptische AnfĂ€lle sind seltener.
Symptomatik und klinisches Bild
Der Verdacht auf eine bakterielle Meningitis ist immer ein medizinischer Notfall. Der Zustand von Patienten kann sich innerhalb weniger Stunden dramatisch verschlechtern und intensivmedizinische Behandlung erfordern.
Klassische Symptomtrias bei Erwachsenen
- Starke Kopfschmerzen
- Hohes Fieber
- Meningismus (Nackensteifigkeit): Schmerzhafte Nackensteife bei passiver Bewegung des Kopfes.
ZusĂ€tzlich treten hĂ€ufig Bewusstseinsstörungen, Photophobie (Lichtscheu), Ăbelkeit und Erbrechen auf. Bei einer Mitbeteiligung des Gehirns (Meningoenzephalitis) können epileptische AnfĂ€lle, Halbseitensymptomatik und schwere Bewusstseinsstörungen bis zum Koma hinzukommen.
Symptome bei SĂ€uglingen und Kindern
Bei SÀuglingen sind die Symptome oft unspezifisch und können eine TrinkschwÀche, motorische Unruhe oder eine vorgewölbte Fontanelle umfassen. Bei Kindern stehen oft Fieber, Erbrechen und spÀtere Lethargie im Vordergrund. Meningismuszeichen können bei SÀuglingen fehlen.
Diagnostik
Die Diagnostik darf den Beginn der Therapie nicht verzögern. Bei klinischem Verdacht muss sofort gehandelt werden.
Diagnostisches Vorgehen
- Sofortige Abnahme von Blutkulturen: Mindestens zwei Paar Blutkulturen mĂŒssen vor der ersten Antibiotikagabe abgenommen werden.
- Liquordiagnostik durch Lumbalpunktion: Sofern keine Kontraindikationen (z.B. erhöhter Hirndruck mit fokal-neurologischen Defiziten, schwere Bewusstseinsstörung) vorliegen. Bei Notwendigkeit eines cCT vor der Punktion wird die Antibiose bereits vorher begonnen.
- Klinische Untersuchung: PrĂŒfung auf Meningismuszeichen wie das Brudzinski-Zeichen (reflektorische Beugung der Knie bei passiver Kopfneigung) und das Kernig-Zeichen.
Typische Liquorbefunde
- Meningitis purulenta: Der Liquor ist eitrig-trĂŒb. Es zeigt sich eine massive granulozytĂ€re Pleozytose (>1000 Zellen/”l), stark erhöhtes EiweiĂ, erhöhtes Laktat und stark erniedrigte Glukose.
- Meningitis tuberculosa: Der Liquor ist klar oder xantochrom mit einem charakteristischen "Spinngewebsgerinnsel". Die Zellzahl ist mĂ€Ăig erhöht (lymphozytĂ€re Pleozytose), das EiweiĂ stark erhöht und die Glukose ebenfalls erniedrigt. Der Erregernachweis erfolgt mittels Ziehl-Neelsen-FĂ€rbung und Kultur.
Therapie
Die Therapie muss bei Verdacht unverzĂŒglich eingeleitet werden.
SofortmaĂnahmen
- Kalkulierte Antibiotikatherapie: Die intravenöse Gabe von Antibiotika muss sofort nach der Abnahme von Blutkulturen (und ggf. Liquor) erfolgen. Die Wahl richtet sich nach Alter und Risikofaktoren (z.B. Ceftriaxon + Ampicillin bei Erwachsenen, um Listerien abzudecken).
- Gabe von Dexamethason: 10 mg Dexamethason i.v. sollten unmittelbar vor oder gleichzeitig mit der ersten Dosis Antibiotika verabreicht werden. Dies senkt die LetalitÀt und das Risiko neurologischer FolgeschÀden.
- Isolation: Bei Verdacht auf eine Meningokokken-Infektion ist eine Isolation des Patienten erforderlich.
Nach Erreger- und Resistenzbestimmung wird die Therapie auf eine gezielte Antibiose umgestellt. Kontaktpersonen von Patienten mit Meningokokken-Meningitis erhalten eine Chemoprophylaxe (z.B. mit Rifampicin).
FĂŒr die nachgewiesene Meningokokken-Meningitis oder -Sepsis besteht eine namentliche Meldepflicht.
Komplikationen
Die akute bakterielle Meningitis ist mit schweren und potenziell letalen Komplikationen verbunden.
Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom
Dies ist die schwerste Komplikation, fast ausschlieĂlich bei Meningokokken-Sepsis auftretend. Sie ist definiert durch eine akute Nebennierenrinden-Insuffizienz aufgrund von Einblutungen und eine disseminierte intravasale Gerinnung (DIC). Klinisch zeigt sich ein fulminanter Verlauf mit Haut- und Schleimhautblutungen (Purpura fulminans), Schock und Multiorganversagen. Die LetalitĂ€t ist sehr hoch.
Weitere Komplikationen
- Zerebral: Hirnödem, Hydrozephalus, septische Sinusthrombose, Hirninfarkte, Hörstörungen und epileptische AnfÀlle.
- Extrazerebral: Sepsis mit septischem Schock, ARDS (akutes Lungenversagen) und Pneumonie.